Rigi Bahnen: Der Umsatz ist zurück, die Besucher sind es noch nicht ganz

Weiterhin keine Dividende wegen Inanspruchnahme von Covid-Härtefallgeldern

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Sechs neue Triebwagen der Firma Stadler Rail sind auf der Rigi im Einsatz. Bild: rigi.ch

Wenn der Geschäftsbericht einer Bergbahn an vorderster Stelle nicht auf die Geschehnisse der Pandemiejahre eingeht, sondern den Fokus auf eine Fusion vor 30 Jahren legt, dann sind die schwierigen Zeiten für das Unternehmen aufs Erste vorbei. So würdigt der Verwaltungsratspräsident der Rigi Bahnen, Karl Bucher, im Vorwort zum Geschäftsbericht an erster Stelle die Fusion 1992 von der Vitznau-Rigi-Bahn (VRB) und der Arth-Rigi-Bahn (ARB), die ein wichtiger Schritt für den heutigen Erfolg sei. «Aus heutiger Sicht ein absolut logischer Schritt, damals nicht unbestritten und schon gar nicht selbstverständlich», schreibt Bucher.

«Ein Team, ein Berg» ist das Motto, das sich die Rigi Bahnen gegeben haben. Alle ziehen an einem Strang, im Gegensatz von vor 30 Jahren, als es noch divergierende Interessen gab. Vor dem Hintergrund der erfolgreichen Geschäftszahlen lässt sich das Fusions-Jubiläum besonders gut herausstreichen und in ihm ein Wurzelstrang des Erfolgs definieren.

Ergebnisse über dem Rekordjahr 2018

«Die sehr erfreuliche Erfolgsrechnung 2022 zeigt auf, dass wir über alle Betriebszweige rentabel sind und damit die Grundvoraussetzung haben, um die nötigen Investitionen für die Zukunft aus eigener Kraft tätigen zu können», schreibt Bucher.

Die Gästezahlen auf der Rigi haben das Niveau von 2018 und 2019 noch nicht ganz erreicht. Quelle: rigi.ch

Tatsächlich knüpfen die Rigi Bahnen bei den Geschäftszahlen an die Vor-Pandemie-Zeit an. Auch wenn die Ersteintritte mit 808’000 Gästen (+33% gegenüber dem Vorjahr) noch unter den Zahlen der Jahre 2018 und 2019 liegen, so überstiegen die Nettoerlöse mit 30.3 Mio. CHF und das EBITDA mit 8.6 Mio. CHF sogar die Ergebnisse des Rekordjahres 2018.

Hingegen haben die Nettoerlöse das Vor-Pandemie-Niveau 2022 sogar übertroffen. Quelle: rigi.ch

Natürlich habe die Pandemie auch die Rigi Bahnen hart getroffen, schreibt Bucher. Entsprechend vorsichtig seien die Erwartungen für 2022 gewesen. Jetzt freue man sich doppelt. Als Gründe gibt Bucher die ausserordentlich guten Wetterverhältnisse an sowie die 60’000 Gäste, die die Luftseilbahn Kräbel-Rigi Scheidegg benutzt hätten. Zudem zahle sich der Fokus auf den Heimmarkt Schweiz aus, aber auch die Verkaufsanstrengungen in Europa zeigten Wirkung. Die Entwicklung der Gästezahlen aus Deutschland und UK seien sehr erfreulich, auch profitiere das Unternehmen von der raschen Erholung in den Märkten USA und Südkorea, so der VR-Präsident.

Nachhaltigkeit zahlt sich aus

Mit den Investitionen in neues Rollmaterial und der geplanten Gondelbahn Weggis – Rigi Kaltbad werde der Fortbestand des Kerngeschäfts, nämlich Einheimische und Gäste komfortabel und sicher auf den Berg zu bringen, gesichert, freut sich Bucher. Dank der Energierückgewinnung der talwärts fahrenden Gelenktriebwagen oder der geplanten Abgabe von Abwärme der neuen Gondelbahn an das Mineralbad auf Rigi Kaltbad geschehe dies ressourcenschonend. Auch die neue Seewasserheizung der Genossenschaft eRiS in Vitznau auf dem Grundstück der Rigi Bahnen trage das Ihre dazu bei.

Dass sich Engagement in Nachhaltigkeit auch betriebswirtschaftlich auszahlt, zeige die Energiekrise im vergangenen Herbst, sagt CEO Frédéric Füssenich. Dank einer vorherigen Analyse der Energieträger habe eine betriebsinterne Taskforce durch die entsprechenden Investitionen den Stromverbrauch in den Liegenschaften innert zwei Monaten um 10% senken können. Dazu komme, dass dank der Akzeptanz des Generalabonnements und des Halbtaxabos 60% der Gäste mit dem ÖV auf die Rigi anreisten.

Flexibilität durch neue Triebwagen

Mit der Inbetriebnahme der sechs neuen Triebwagen der Firma Stadler Rail können die Rigi Bahnen mit der Möglichkeit einer Koppelung von zwei Kompositionen flexibel und effizient auf die wetterbedingt stark schwankenden Gästezahlen reagieren. Nach Abschluss der laufenden Umbauarbeiten an verschiedenen Perrons werden die Besucher in Zukunft zudem barrierefrei ein- und aussteigen können.

In neue Anlagen, die Infrastruktur und das Rollmaterial wurden insgesamt 8.4 Mio. CHF investiert. Davon entfallen 6.4 Mio. CHF auf Zahlungen für das neue Rollmaterial, das ab April 2022 in Betrieb genommen wurde. Die ordentlichen Abschreibungen auf dem Anlagevermögen im Jahr 2022 betrugen 4.7 Mio. CHF.

Fahrzeuge aus drei Jahrhunderten

«Es gibt wohl keine Bergbahn auf der Welt, die über Fahrzeuge aus allen Epochen des 19., 20. und 21. Jahrhunderts verfügt und diese gemeinsam im Einsatz hat», schwärmt Füssenich im Vorwort. Man habe dank der Unterstützung der Stiftung Rigi Historic im vergangenen Jahr die Komposition 12/22 aus dem Jahr 1949 originalgetreu saniert. «Dies gibt uns die Flexibilität, ab Pfingsten 2023 täglich ab Goldau historische Fahrten auf die Rigi anzubieten», so der CEO.

Ausblick

Man sei erfolgreich ins Jahr 2023 gestartet und Füssenich ist zuversichtlich, dass sich der positive Trend fortsetzt. Beim Fachkräftemangel habe sich die Situation bei den Rigi Bahnen entspannt, auch dank Lohnanpassungen nach den schwierigen Jahren der Pandemie. Die Energiekosten werden 2023 allerdings nach Füssenichs Prognose um circa 1 Mio. CHF steigen, ehe sie sich 2024 wieder reduzieren.

Fazit

Die Zahlen, die die Rigi Bahnen vorlegen, überzeugen. Trotz weniger Besucher als vor der Pandemie ist es gelungen, sowohl den Umsatz als auch den Gewinn zu steigern. Dass der Personalaufwand um 18% anzieht, ist der Tatsache geschuldet, dass bei steigenden Gästezahlen wieder mehr Mitarbeitende gebraucht werden. Auffallend ist der Anstieg des Material-, Waren- und Dienstleistungsaufwands, der um 65% auf knapp 3 Mio. CHF klettert. Hier besonders beachtenswert der Anstieg des Energieaufwands, der von 566’000 CHF auf 797’000 CHF ansteigt. Die prognostizierten Mehrausgaben für Energie 2023 um 1 Mio. CHF sind mehr als eine Verdoppelung der jetzigen Kosten und werden das Ergebnis entsprechend negativ belasten.

Aktienkurs Rigi Bahnen
Die auf OTC-X gehandelte Aktie der Rigi Bahnen hat bisher noch nicht auf den positiven Jahresabschluss reagiert. Chart: www.otc-x,ch

Der Gewinn von 4.4 Mio. CHF beinhaltet einen ausserordentlichen Ertrag von knapp 1 Mio. CHF, der sich aus Nachzahlungen zur Kurzarbeitsentschädigung Covid-19 und Zahlungen des Bundes und des Kantons Schwyz im Rahmen der Covid-19-Härtefallregelung in Höhe von 770’000 CHF zusammensetzt. Aus diesem Grund wird für 2022 keine Bar- oder Sachdividende an die Aktionärinnen und Aktionäre ausbezahlt. Die gute Nachricht aber für die Anteilseigner ist, dass am 25. Mai 2023 wieder eine physische GV stattfinden wird und dass die Geschäftszahlen und der Ausblick zuversichtlich stimmen. Damit kann der Kurs der auf OTC-X gehandelten Aktie allerdings nicht so richtig mithalten: Zurzeit werden 8.90 CHF für eine Aktie bezahlt und damit etwas weniger als noch vor einem Jahr. Der Buchwert lag per Ende 2022 bei 10.92 CHF je Aktie und damit deutlich über dem aktuellen Kurs.

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