Selbst durchwachsenes Wetter konnten Verwaltungsrat, Geschäftsleitung, Aktionärinnen und Aktionäre sowie Gäste der Outdoor Switzerland AG nicht davon abhalten, ihre Generalversammlung «outdoor» durchzuführen. Getreu dem Motto «Es gibt kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung», begaben sich die Eingeladenen in wiederholtem Platzregen auf einen Rundgang rund um das historische Hotel «Giessbach» über dem Brienzersee, um anschliessend nach dem Abstieg hinunter zum See an der Bootsanlegestelle die GV abzuhalten.
Dass sich Outdoor Switzerland diesen Platz für ihre GV ausgesucht hat, liegt nah: Denn das Unternehmen ist fest verwurzelt im Berner Oberland, mit Hauptsitz in Interlaken und den angebotenen Aktivitäten, welche primär in der Jungfrau Region stattfinden.
Generalversammlung mit reger Teilnahme
VR-Präsident Christoph Egger, der als CEO der Schilthornbahn ein Experte für alles ist, was sich mit Touristen am und auf dem Berg machen lässt, eröffnete die 6. Generalversammlung mit dem Ausdruck der Freude darüber, dass der Anlass mit einem Teilnehmerrekord über die Bühne ging. So waren nicht nur 38 Aktionärinnen und Aktionäre gekommen, was einer Präsenz von 95,6% der Stimmen entspricht, sondern auch Gäste aus Wirtschaft und Politik, wie die Gemeindepräsidenten von Interlaken und Matten.
«Naturaldividenden sind sympathisch»
Egger überbrachte zum Anfang seiner Ausführungen die gute Nachricht für die Anteilseignerinnen und -eigner, dass nämlich wieder eine Dividende von 50 CHF pro Aktie ausgeschüttet werden soll. Und dass es ein Ziel sei, die Dividendenfähigkeit schrittweise weiter auszubauen. Zusätzlich zu einer ganzen Reihe von Naturaldividenden in Form von Gutscheinen für Aktivitäten der Outdoor Switzerland (Egger: «Naturaldividenden sind sympathisch») erzielen die Besitzerinnen und Besitzer des Unternehmens so eine Dividendenrendite, die noch über der regulären von 3.75% liegt.
Deutlich mehr Gäste
Die Gewinnausschüttung folgt auf ein sehr gutes Geschäftsjahr 2022. Dem Team um CEO Johann Kaufmann ist es gelungen, aus dem tiefen Pandemietal der Jahre 2020 und 2021 gestärkt hervorzugehen. So nahmen deutlich mehr zahlende Gäste die angebotenen Aktivitäten in Anspruch als z.B. 2018 und 2019, als jeweils 100’000 bzw. 90’000 Besucher kamen. 2022 waren es, und da ist Johann Kaufmann stolz drauf, bereits 145’000. Dabei überzeugten der Seilpark Interlaken und die Gletscherschlucht Grindelwald mit den grössten Frequenzen.
Im Wasser stark, in der Luft noch mit Lücken
Allerdings sind die Zahlen nur bedingt miteinander vergleichbar, denn die Outdoor Switzerland ist in den vergangenen Jahren durch mehrere Übernahmen anorganisch gewachsen. Die letzte Übernahme zum 1.1.2023 war die der Skydive Switzerland. «Im Wasser sind wir stark, in der Luft haben wir noch Lücken», fasste Egger die Situation prägnant zusammen. Um diese Lücken zu schliessen, soll nach der Übernahme von Skydive bald auch das dazugehörende Flugzeug bzw. dessen Inhaberin, die Scenic Air AG, übernommen werden. Damit kann Outdoor Switzerland das ganze Absprung- bzw. Flugvergnügen aus einer Hand anbieten.
Übernahme der Jetboat AG
Bereits 2021 wurde die Jetboat Interlaken AG übernommen. Mittlerweile 3 dieser Boote bieten Wasservergnügen auf dem Brienzersee an, wobei Kaufmann darauf aufmerksam machte, dass der Unterhalt der Boote sehr anspruchsvoll sei und alle 800 Stunden die Dieselmotoren überholt werden müssten. Deshalb sei man froh, dass ein drittes Boot hätte übernommen werden können, so dass mindestens immer zwei in Betrieb seien und Ausfälle kompensiert werden könnten.
Gutes Geschäft sowohl im Sommer als auch im Winter
«Zurück in die Zukunft²», titelte Kaufmann seine Ausführungen zum Geschäftsgang. Denn 2022 war in der Tat eine Potenzierung der Ergebnisse der mauen Corona-Vorjahre. Und das trotz des Mangels an Fachpersonal. «Wir waren in engen Schuhen beim Personal», so Kaufmann. So hätten z.B. die Rafting-Guides wegen der Pandemie keine Visa erhalten. Die Guides, die im Winter auf der Südhalbkugel z.B. in Chile oder Neuseeland unterwegs seien und im Sommer auf der Nordhalbkugel, fehlten an allen Ecken und Enden. Man habe sich mit eigenem Personal ausgeholfen, so Kaufmann.
Aber nicht nur im Sommer brummte das Geschäft, auch die Winteraktivitäten zogen deutlich an. So hat Grindelwald Sports im Wintersport mehr Umsatz erzielt als im Vor-Corona-Jahr 2019.
Single-Marktplatz
Einen grossen Schritt zur besseren Überschaubarkeit ihrer Angebote hat Outdoor Switzerland mit der Einrichtung eines Single-Marktplatzes outdoor.ch im Web getan. Das habe bedeutet, sechs Websites mit teils über Jahrzehnte gewachsenen Strukturen auf eine einzige Website zu bringen, so Kaufmann. Dafür müsse man sich Zeit lassen, sowohl für die Mitarbeitenden als auch für die Gäste. Die Zahlen aber belegten, dass das Unternehmen auf dem richtigen Weg sei.
Neuer Hauptsitz in Wilderswil geplant
Es ist kein Wunder, dass ein Unternehmen, das so stark wächst, in seiner kleinen Zentrale in Matten bei Interlaken aus allen Nähten platzt. Deshalb haben sich Verwaltungsrat und Geschäftsleitung dazu entschlossen, so bald als möglich einen neuen Firmensitz in Wilderswil zu beziehen. Bis Herbst 2024 soll die neue Outdoor-Basis auf dem ehemaligen Flugplatzareal bezogen werden. Mit verschiedenen Partnern werden im neuen Gebäude auch eine Trampolinhalle sowie eine mehrstöckige Boulderhalle das Angebot ergänzen.
Unternehmensgewinn von 1.38 Mio. CHF
Es lag an CFO Ueli Amstad, den Aktionärinnen und Aktionären das Jahresergebnis zu präsentieren. Er machte nochmals darauf aufmerksam, dass es schwierig sei, einen Jahresvergleich anzustellen. Denn durch die Übernahmen, die schon erfolgt sind, sind Vergleiche verzerrt. Am klarsten wird das Bild, wenn man die Zahlen der Konzernrechnung zu Rate zieht. So lag der Betriebsertrag bei 12.4 Mio. CHF, 2021 bei 8.2 Mio. Der Erfolg aus Geschäftstätigkeit auf Stufe EBITDA betrug 1.8 Mio. CHF, der Unternehmensgewinn 1.38 Mio. CHF. Zum Bilanzstichtag war die Outdoor Switzerland AG zu 100% an der Outdoor Interlaken AG und der Alpin Raft GmbH, zu 66,6% an der Jetboat Interlaken AG sowie zu 98% an der Grindelwald Sports AG beteiligt.
An der GV wurden alle Anträge des Verwaltungsrats mit 100% der Stimmen angenommen. Bei den Wortmeldungen am Schluss fiel auf, dass ein Aktionär einen Applaus für das Geschäftsgebaren der Unternehmensleitung forderte, den er auch prompt und anhaltend erhielt.
Abschluss bei 4-Gang-Diner im Hotel Giessbach
Die zufriedenen Aktionärinnen und Aktionäre machten sich danach auf den Weg zurück ins Giessbach Hotel. Die jetzt hungrigen Gäste durften die Standseilbahn nehmen, die sie in wenigen Minuten vom Gestade des Sees zum Hotel hinaufbeförderte. Allerdings hatten sie auch etwas Glück: Hätte es ein Gewitter gegeben, was an diesem Abend durchaus möglich war, hätten sie den steilen Weg hinauf zu Fuss bewältigen müssen, denn die Bahn darf wegen der Gefahr eines Stromausfalls bei Gewitter nicht fahren.
So aber kamen alle ohne Sauerstoffmangel zu einem gediegenen 4-Gang-Menu, in dessen Verlauf die versammelten Touristiker intensiv und durchaus euphorisch noch bis spät in den Abend über die starke Rückkehr des Tourismus ins Berner Oberland diskutierten.