Die Umstrukturierung der Kursaal Interlaken, die letztes Jahr über die Bühne ging, soll den einzelnen Geschäftsfeldern mehr Autonomie gewährleisten. Unter dem Dach der Kursaal Interlaken Holding (KIH) operieren jetzt die Casino Interlaken (CI) und die Congress Kursaal Interlaken (CKI) als eigenständige Aktiengesellschaften, an denen die Holding 82,00 bzw. 99,25% hält.
Grosser finanzieller Verlust im Kongressgeschäft
Es sei ein herausforderndes und intensives Jahr gewesen, bilanziert der neue Verwaltungsratspräsident der KIH, Stefan Schmutz, im Geschäftsbericht. Herausfordernd, dies gilt in erster Linie für das Kongressgeschäft, das gegenüber dem Corona-Katastrophen-Jahr 2021 zwar wieder einen Ertragszuwachs auf 4.3 Mio. CHF zu verzeichnen hatte, von dem aber die VR-Präsidentin der CKI, Ursula Zybach, schreibt, dass das erste Geschäftsjahr in der neuen Struktur mit einem grossen finanziellen Verlust abgeschlossen worden sei. «Um in den Räumlichkeiten des Kursaals Interlaken das Kongressgeschäft gewinnbringend führen zu können, wird es noch viele Veränderungen benötigen», macht die neue Chefin schon mal auf eine schwierige Zukunft aufmerksam.
Bruttospielertrag des Casinos wächst sowohl terrestrisch wie online
Da läuft es im Bereich CI wesentlich besser, auch wenn auch hier noch die Nachwehen von Corona spürbar sind. Der Bruttospielertrag (BSE) im terrestrischen Casino erhöhte sich markant gegenüber dem Vorjahr auf 9.2 Mio. CHF, liegt aber immer noch unter den Vor-Corona-Jahren, als an der 11-Mio.-Marke gekratzt wurde. Im Online-Spielbetrieb (starvegas.ch) erzielte die CI im 3. Betriebsjahr einen BSE von 14.4 Mio. CHF, was einem Plus von 5% im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Der Online-Markt bleibe weiterhin sehr herausfordernd, insbesondere für neue Anbieter, schreibt Oliver Grimm, CEO der CI, im Vorwort des Geschäftsberichts.
Kleiner Gewinn
Insgesamt weist die konsolidierte Erfolgsrechnung Netto-Erlöse von 21.8 Mio. CHF aus. Auf der Aufwandseite sticht heraus, dass die Personalausgaben von 5.9 auf 8.3 Mio. CHF geklettert sind. Das sieht nach einer starken Steigerung aus, hängt aber damit zusammen, dass in 2021 1.9 Mio. CHF an Kurzarbeitsentschädigung bezahlt wurden. Der sonstige betriebliche Aufwand, den man als Aktionärin oder Aktionär gerne etwas aufgeschlüsselt serviert bekäme, beträgt ziemlich genau 10 Mio. CHF.
Somit weisen CKI und CI ein Ergebnis auf Stufe EBITDA von 2.65 Mio. CHF, auf Stufe EBIT von 508’000 CHF aus. Unter dem Strich verbleibt ein kleiner Gewinn von 308’000 CHF.
In der Holding ein Verlust von rund 1 Mio. CHF
Ein anderes Bild vermittelt die Holding. So habe das deutlich negative Jahresergebnis der CKI AG zur Notwendigkeit geführt, den Wert dieser Beteiligung in den Büchern der Holding um 702’000 CHF zu berichtigen. «Zudem kann der Gewinn des Casinos noch bis Ende 2024 nicht in der Form von Dividenden an die Holding ausgeschüttet werden. Die Casino Interlaken AG unterliegt bis zu diesem Zeitpunkt einer Dividendensperre aufgrund der während der Pandemie erhaltenen Härtefallhilfen», schreibt dazu Holding VRP Schmutz. Daher werde deren Gewinn vollumfänglich auf die neue Rechnung vorgetragen und bleibe damit in der Gruppe verfügbar. Diese beiden Tatsachen führen unter dem Strich dazu, dass die Kursaal Interlaken Holding AG einen Jahresverlust von 980’000.- CHF ausweisen muss.
Fazit
Das Geschäftsjahr 2022 der Kursaal Interlaken gibt ein sehr gemischtes Bild ab. Positiv fällt das Casino-Geschäft auf, bei dem der terrestrische Casinobetrieb wieder deutlich anzieht, auch wenn von einem sehr niedrigen Vorjahresniveau 2021. Erfreulich auch, dass es den Berner Oberländern gelungen ist, den BSE im Online-Casino-Betrieb um 5% zu steigern. Damit bleibt starvegas.ch die Nr. 5 unter den umsatzstärksten Online-Casinos der Schweiz. Dabei ist das Wachstum um 5% keine Selbstverständlichkeit, gab es doch im vergangenen Jahr durchaus auch Plattformen, die mit sinkenden BSE im Online-Bereich konfrontiert waren.
Ganz anders das Bild bei der CKI. Wertberichtigung, Verluste, Führungswechsel – das alles klingt danach, als sei ordentlich Feuer unter dem Dach. Allerdings ist es für den aussenstehenden Beobachter wie auch für Aktionärinnen und Aktionäre schwierig nachzuvollziehen, wie genau sich die Situation bei der CKI darstellt. Denn auch wenn in der konsolidierten Erfolgsrechnung die Erträge nach den beiden Töchtern aufgeschlüsselt sind, so fehlt auf der Aufwandsseite diese Unterscheidung. Im Sinne der Transparenz und einer guten Governance wäre es sicher wünschenswert, wenn in Zukunft die beiden AGs jeweils eine eigene Erfolgsrechnung und Bilanz veröffentlichten.
Aktionäre und Aktionärinnen werden in diesem und mutmasslich im nächsten Jahr noch ohne Dividende auskommen müssen. Was ihnen bleibt, ist die Gewissheit, in ein Unternehmen investiert zu sein, das mit einer Eigenkapitalquote von 83% praktisch schuldenfrei ist. Und dass es für den Aktienkurs der auf otc-x gelisteten Aktie bei einem Preis von 280 CHF durchaus noch Luft nach oben gibt, liegt der Buchwert der Aktie doch mit 1’280 CHF deutlich darüber.