KIs wie Chat GPT disruptieren die Content-Branche. Inhalte aller Art entstehen plötzlich rein maschinell. Bezüglich Faktentreue und Quellen lassen KI-Texte aber oft zu wünschen übrig. Dort setzt das Start-up Ella Media an. Das Interview mit dem CEO Michael Keusgen.
Herr Keusgen, das Textmodell GPT in den Versionen 3 und 4 sorgt weltweit für medialen Wirbel und für ein Umdenken in der Content-Branche. Sogar die Internetsuche ändert sich. Inwiefern kann sich da ein kleines Start-up mit einer eigenen Text-KI positionieren?
Seit der Markt für generative KI wächst, steigen die Chancen für Unternehmen wie Ella enorm. Chat GPT erstellt zwar diverse hochwertige Texte schnell und effektiv. Zudem kann es basierend auf Nutzer-Texten als Assistenz-Redaktor neue Versionen anfertigen. Faktentreue und Quellentransparenz des Outputs genügen allerdings oft noch nicht den journalistischen Qualitätsstandards. Fehlende Informationen werden mitunter durch erfundene «Fake Facts» kaschiert – Quellen werden zum Teil ausgelassen oder ebenfalls frei erfunden. Ellas hybrides Modell «Gaspito» wurde speziell für das journalistische Umfeld und die deutsche Sprache entwickelt. Es verbindet die Stärken des Sprachmodells GPT-3 mit denen des eigens entwickelten Sprachmodells Maskito, während sich die Schwächen der beiden Modelle ausgleichen. Aktuell evaluieren wir auch den Mehrwert und die Anwendungsfälle für eine Integration von GPT-4.
Also eine Art leitender Redaktor und Faktenchecker in Form einer künstlichen Intelligenz?
Eine Mischung aus Content-Generator und Assistenz-System. Mit Ella behalten Nutzerinnen und Nutzer jederzeit die volle Kontrolle über ihre Texte – etwa bezüglich Variation und Ursprung der Inhalte. GPT alleine verändert Originaltexte in hohem Masse – und es variieren nicht alle Teile des Textes gleich stark. Unser Sprachmodell Maskito zeichnet sich gerade durch seine inhaltliche Nähe zum Originaltext aus. Darum kann es oft keine allzu grossen Veränderungen am Text vornehmen. Genau das ist allerdings auch der Wunsch unserer Klientel: Treue zum Originaltext, rückverfolgbare Quellen, wasserdichter Faktencheck und passende Ergänzungen.
Korrektheit und Quellenschutz sind wichtige Punkte. Doch gerade Medientexte müssen heute auch für die Suchmaschinen optimiert sein, um im Netz überhaupt sichtbar zu werden.
Dem tragen wir ebenfalls Rechnung. Unser Produkt re.lease generiert SEO-relevanten Content für Redaktionen mit den gewünschten, zielführenden Keywords und vermeidet dabei Fallstricke wie «Duplicate Content» – also Wort-für-Wort-Abschreiben – das von den Suchmaschinen bestraft wird. Der generierte «Unique Content» erreicht deutlich bessere Google-Rankings, wodurch sich die Anzahl und Dauer der Webseitenbesuche erhöhen. Wir glauben deshalb, dass Medienunternehmen ihren Output mit unserem Produkt optimal verbessern – und gleichzeitig die Produktionskosten um bis zu 50% senken können. Als weitere Zielgruppe sehen wir zukünftig Firmen aus dem Customer-Service-Segment, die dann beispielsweise von KI-Chatbots oder virtuellen KI-Assistenten profitieren.
«Ellas News-Assistant re.lease hat die Google-News-Rankings und damit die SEO-Performance eines deutschen Finanznachrichtenportals deutlich verbessert»
Eine gewagte Ansage. Haben Sie dafür auch Fakten zum Beleg und Anwendungsfälle, wo sich Ella schon bewährt hat?
Hinter den Modelllösungen von Ella stecken fünf Jahre intensive Forschung, über 20 Entwicklerinnen und Entwickler sowie fast 30 Qualitätsexperten. Wir haben über 125 KI-Modelle trainiert, 12 Mio. Texte aus über 200 hochwertigen, seriösen Quellen verarbeitet und auf diese Weise beispielsweise den automatischen Faktencheck in Echtzeit ermöglicht. Ellas News-Assistant re.lease hat die Google-News-Rankings und damit die SEO-Performance eines deutschen Finanznachrichtenportals deutlich verbessert. In Zukunft wollen wir uns auch auf die Unterhaltungsbranche konzentrieren. Ausserdem ist es unser zentrales Anliegen, Inhalte noch stärker zu personalisieren.
Und wie sieht Ihre finanzielle Prognose für die nächsten 3 Jahre aus?
Um unser geplantes Ausgabebudget von 100 Mio. Euro zu finanzieren, setzen wir auf eigene Umsätze sowie auf institutionelle und auch kleine Investoren. Unser Ziel ist es, bis zum Jahresende den Break-Even zu erreichen. Das Geld möchten wir in Form von Partizipationsscheinen (stimmrechtslose Aktien) aufnehmen. Momentan suchen wir zudem nach weiteren Investitionen in Höhe von etwa 25 Mio. Euro. Zusätzlich erwarten wir einen Wachstumsschub durch bezahlte Entwicklungsprojekte. Hierbei nutzen Unternehmen die Chance, von der Expertise spezialisierter Dienstleister zu profitieren. So entwickeln wir beispielsweise Redaktionstools auf KI-Basis zusammen mit grossen Medienhäusern. Diese Tools können wir direkt in der Praxis testen, verbessern und an die individuellen Bedürfnisse des Medienhauses anpassen. Diese Entwicklungsprojekte sind insbesondere in Zeiten der grossen Unklarheiten und des Fachkräftemangels im Markt von generativer KI sehr beliebt. Einen Wermutstropfen gibt es aber auch: Auf dem europäischen Kontinent steht derzeit schlicht zu wenig Risikokapital zur Verfügung.
Wie wird sich Ella weiterentwickeln, um auf dem umkämpften KI-Markt zu bestehen?
Wir werden unter anderem durch unsere Faktencheck-Modelle noch mehr Wert auf Ethik und die Vermeidung von Bias legen, als wir dies heute bereits tun. Auch der Datenschutz und die Frage nach den Urheberrechten der generierten Inhalte stehen ganz oben auf unserer Agenda. Zu den kommenden Herausforderungen generativer KI gehört, den Inhalt noch präziser und natürlicher zu gestalten, Sprachbarrieren zu überwinden sowie umfangreiche Texte in guter Qualität generieren. Ich bin zuversichtlich, dass wir besonders letzteren Punkt innerhalb der nächsten drei Jahre erfolgreich lösen werden.
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[…] Keusgen beantwortet in einem exklusiven Interview – durchgeführt von Sandro Pfammatter wie sich das Unternehmen Ella AG als Start-up in der generativen KI-Welt positioniert und […]