Die Stadtcasino Baden Gruppe hat ein zwiespältiges Geschäftsjahr hinter sich. Einerseits stieg der Bruttospielertrag (BSE) der landbasierten Casinos (die Stadtcasino Baden Gruppe hat im vergangenen Jahr das Casino in Locarno übernommen), nicht überraschend, wieder stark an. Andererseits musste das Onlinecasino Jackpots.ch Federn lassen.
Ersteres ist darauf zurückzuführen, dass nach Corona die Besucher wieder physisch zu den Tischspielen und Spielautomaten zurückkehren. So stieg der BSE des Grand Casino Baden und des Casinos Locarno von 43 Mio. CHF im Vorjahr auf 58 Mio. CHF in 2022. Damit liegen die Badener aber noch unter den Einnahmen vor der Pandemie, als jeweils über 60 Mio. CHF alleine im Grand Casino Baden erzielt werden konnten.
Gästezahlen 20% unter Vor-Corona-Zeiten
Jürg Altorfer, VR-Präsident der Stadtcasino Baden AG, stellt denn auch im Vorwort zum Geschäftsbericht fest, dass die Besucher noch nicht in der Anzahl zurückgekommen seien wie vor Corona. Auch nach den Öffnungsschritten seit Mitte Februar seien die Gästezahlen bis zum Jahresende gesamthaft rund 20% hinter den Zahlen vor der Corona-Zeit zurückgeblieben. «Davon sind nicht nur terrestrische Casinos betroffen. Auch andere Anbieter im Unterhaltungsbereich wie Theater, Kinos oder Musikveranstalter stellen fest, dass das Ausgehverhalten der Menschen nach den Corona-Jahren nicht mehr dasselbe ist», schreibt Altorfer.
Im Bereich Jackpots.ch ist der BSE hingegen von 43 Mio. CHF auf 35 Mio. CHF zurückgegangen. Altorfer führt dies auf die sich noch immer auf dem Schweizer Markt tummelnden Anbieter ausländischer und damit illegaler Onlinecasinos zurück. Auch beklagt er weiter steigende Marketingkosten, um auf dem Markt der 10 bestehenden Schweizer Onlinecasinos konkurrenzfähig zu bleiben.
Marketingstrategie muss neu angepasst werden
Schweizeraktien.net hat bei Michael Böni, CEO der Stadtcasino Baden AG, nachgefragt, warum der Online-BSE bei Jackpots.ch so stark zurückgegangen ist, während er schweizweit um 6% zunahm, wie der Casinoverband publizierte. «Es kamen vier zusätzliche Online-Casinos auf den Schweizer Markt – entsprechend mussten wir die Marketingstrategie auf die neue Marktsituation anpassen. Die meisten Gründe wie der Verdrängungsmarkt, die geopolitische Lage sowie die illegalen Spielanbieter haben wir im Geschäftsbericht bereits erwähnt. Die genannten 52 Mio. CHF schliessen das casino777 noch mit ein, welches wir 2021 bereits verkauft hatten. Das Ausbleiben des BSE von Davos spielt natürlich auch rein, genauer gesagt mit einem Wegfall von rund CHF 9 Mio. CHF», so die Antwort von Böni.
Tiefere Lizenzeinnahmen beim hauseigenen Spieleentwickler
Der verschärfte Wettbewerb drückt aber auch bei der Gamanza-Gruppe, der zur Stadtcasino Baden Gruppe gehörenden Onlinespiele-Entwicklerin, aufs Ergebnis: Weil die Lizenzabgaben für die Gamanza-Software vom Umsatz oder der Spielerzahl abhängen, führten tiefere Bruttospielerträge bei den anderen Online-Casinos, die Gamanza-Software einsetzen, zu tieferen Lizenzeinnahmen. Und das bei gleichzeitig hohen Kosten für die Weiterentwicklung der Gamanza-Software, die nötig sei, um im Verdrängungswettbewerb zu bestehen, so Altorfer.
Kräftiger Anstieg der Marketing- und Personalkosten
Dennoch sprechen auch beim genaueren Hinschauen einige Ausgabenposten für sich. So stiegen die Marketingkosten laut Geschäftsbericht von 10.8 Mio. CHF auf 14.0 Mio. CHF in 2022. Auch die Personalkosten im Gesamtunternehmen sind kräftig angestiegen, und zwar um 9.9 Mio. CHF auf 31.4 Mio. CHF. Rund die Hälfte der Zunahme im Lohnaufwand von rund 5.4 Mio. CHF entfällt auf das Casino Locarno, das im letzten Jahr übernommen wurde. Das Casino Locarno hätte denn auch substanziell zum Ergebnis beigetragen, so Böni. Des Weiteren sei eine gute Million Franken dem Umstand geschuldet, dass nach der Pandemie wieder 100% der Löhne gezahlt worden seien. Und eine weitere gute Million Franken entfalle auf neue Stellen im Zusammenhang mit der Digitalisierung und auf Stellen, die für die Konzessionsphase geschaffen worden seien. Letztere seien schon oder würden wieder entfallen, sagt Böni gegenüber schweizeraktien.net.
Landbasierte Casinos mit Gewinn
Auf Stufe des operativen Gewinns (EBIT) konnten nur die landbasierten Casinos Locarno und Baden mit einem positiven EBIT von 7 Mio. CHF abschliessen. Das Online-Casino schlägt mit einem EBIT von -2.2 Mio. CHF zu Buche, B2B-Technologielösungen, und hier vor allem Gamanza, mit -2.5 Mio. und die übrigen Geschäftsaktivitäten mit -5 Mio. CHF. Insgesamt beträgt der Verlust auf Stufe EBIT 2.8 Mio. CHF.
Mit einer Gewinnausschüttung der Beteiligung der Merkur Spielbanken Sachsen-Anhalt GmbH & Co. KG und der Veräusserung einer Immobilie steht unter dem Strich ein kleiner Konzern-Jahresgewinn von 211’000 CHF.
Ausblick
Die Besuchszahlen erholen sich weiter, liegen jedoch immer noch ca. 19% hinter den Zahlen vor der Pandemie. Zusätzlich hätten die geopolitischen Konflikte und deren Folgen auf Energiepreise und Teuerung einen direkten negativen Impakt auf die Ausgaben beim privaten Konsum, gibt Böni zu bedenken.
Entsprechend sei es schwierig, eine Vorhersage zu machen. Grundsätzlich sei das Unternehmen positiv eingestellt, und die Resultate der ersten 5 Monate zeigten in die richtige Richtung. So seien die Umsätze und Besucherzahlen im Grand Casino Baden und Locarno in den letzten Monaten gestiegen. Auch der Trend gestalte sich positiv: Jackpots.ch habe in vier von fünf Monaten mehr Umsatz erzielt als im Vorjahr, freut sich der CEO.
Fazit
Ende des Jahres stehen die Neukonzessionierungen für alle Schweizer Casinos an. Die Stadtcasino Baden AG ist die einzige Gesuchstellerin für die bereits bestehenden Standorte in Baden und Locarno. Ein zusätzliches Konzessionsgesuch für Solothurn wurde zunächst auf Eis gelegt. Für Baden und Locarno wie auch für das assoziierte Online-Casino jackpots.ch sieht es also gut aus, dass auch in Zukunft die Kugel weiter rollt und die Online-Spieler ihr Glück mit Spielen vor dem heimischen Computer herausfordern können.
Allerdings sollte insbesondere im Online-Bereich mit jackpots.ch wieder ein Wachstum her. Gemäss Böni hat man bereits im 2022 verschiedene Massnahmen ergriffen – unter anderem KI gestützte Analysen, um jeden Marketingfranken effizient einzusetzen und die richtigen Kommunikationskanäle zu nutzen. Zudem versucht man sich durch erweiterte Funktionen und Spielangebote von der Konkurrenz abzuheben. Was die illegalen Angebote betrifft, so ist der Casino-Verband bzw. die eidgenössische Spielbankenkommission gefragt, diesen einen Riegel vorzuschieben.
Mit Gamanza ist die Stadtcasino Baden Gruppe der einzige Software- und Casinospielentwickler in der Schweiz. Die Verluste in diesem Bereich lassen sich mit Anlaufschwierigkeiten und vergleichsweise hohen Investitionen insbesondere in Personal und Technik begründen. Auch hier hat die Gruppe Massnahmen ergriffen; die Entwicklungsstandorte fokussieren sich neu auf nur ein Produkt, ein neuer Managing Director wurde ernannt, und Gamanza Games mit der Spielentwicklung wurde ins Leben gerufen. Das erste legale Crash Game «Air Racer» wurde kürzlich von der ESBK bewilligt und wird demnächst den Schweizer Spielern zur Verfügung stehen.
Aufgrund der Schwierigkeiten im letzten Jahr hat sich die Eigenkapitalquote der Stadtcasino Baden AG um 10 Prozentpunkte von 66,9% auf 56,9% reduziert. Immerhin haben die Aktionärinnen und Aktionäre weiterhin eine Dividende erhalten, auch wenn diese nach 25 CHF für 2022 mit 10 CHF etwas dürftiger ausfällt. Die Dividendenrendite liegt somit bei 1,7%.