Branchentalk Banken: Vertrauen ist und bleibt die Basis

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Engagierte Diskussion am 10. Branchentalk Banken. Bild: schweizeraktien.net

Das Umfeld für Schweizer Banken war in den letzten zwölf Monaten deutlich aufregender als in den  Jahren zuvor. Klar, auch die Corona-Pandemie forderte die Institute kurzfristig sehr stark. Doch die Folgen der Pandemie für die Finanzhäuser hielten sich dank der schnell eingeführten Covid-Kredite in Grenzen. So beherrschten das Ende der Credit Suisse, der starke Zinsanstieg und der Einfluss von Fintech auf die Schweizer Bankenwelt den 10. Branchentalk Banken. «Back to basics?» lautete die Frage, die finews.ch-Herausgeber Claude Baumann den Teilnehmern der Paneldiskussion stellte.

Das Ende der CS bewegte

Doch bevor es in der Diskussion zu den «Basics» und dem Einfluss des aktuellen Umfelds auf die Schweizer Retailbanken ging, äusserten die Diskussionsteilnehmer ihre persönlichen Gedanken zum Ende der Credit Suisse. Urs Meier, der als Vertreter des Fintechs Loanboox am Panel teilnahm, bedauerte, dass die To-big-to-fail-Regulierung nicht gegriffen habe. Als Jurist sei er seinerzeit direkt in die Erarbeitung des Regelwerks involviert gewesen. Als er am Abend des 19. März die Medienkonferenz des Bundes verfolgt habe, sei er sehr enttäuscht gewesen. Einig waren sich die Teilnehmer jedoch darin, dass die Credit Suisse nicht wegen des fehlenden Eigenkapitals, sondern wegen fehlenden Vertrauens gescheitert sei. «Back to baiscs, das bedeutet auch, dass man das Vertrauen der Bankkunden gewinnen muss», so David Sarasin, der noch bis Ende 2023 als CEO der Bank Linth amtet. Bei der Bank Linth sei im Gespräch mit den Kunden die Einlagensicherung immer wieder ein Thema gewesen, so Sarasin. Cyrill Kiefer vom Beratungsunternehmen Deloitte wies auch auf die enormen Herausforderungen hin, welche die Integration nun mit sich bringt. Klar wurde ebenfalls, dass es in diesem Prozess viel Arbeit für Beratungsunternehmen geben wird.

Brechen nun goldene Zeiten an?

David Sarasin sieht «goldene Zeiten» auf die Retailbanken zukommen. Bild: schweizeraktien.net

Mit Blick auf das Kerngeschäft der Retailbanken sagte Sarasin, dass das Zinsdifferenzgeschäft nun wieder wichtig sei. Mehr als 70% der Erträge stammen bei den Regional- und Kantonalbanken aus dem Geschäft mit Hypotheken und anderen Krediten. «Die Margen steigen. Es stehen den Retailbanken also goldene Zeiten bevor», prognostizierte der Bank-Linth-CEO. Das berge gleichzeitig die Gefahr, dass man bequemer werde. Mit Blick auf die zahlreichen Fintech-Projekte in den vergangenen Jahren stellten die Diskussionsteilnehmer fest, dass diese immerhin den Innovationsdruck hochgehalten hätten. Viele Neuerungen aus dem Fintech-Umfeld seien heute selbstverständlich und wären mittlerweile von den klassischen Banken übernommen worden. Mit grossem Respekt hätten die Banken 2015 und 2016 auf die sogenannten Smartphone Banken wie Revolut und n26 geschaut. «Heute hat jede Sparkasse eine solche Killer-App», so Urs Meier.

Digital ins Hintertreffen geraten

Ist der Fintech-Hype vorbei? Cyrill Kiefer, Rouven Leuener und Urs Meier waren sich da nicht ganz einig. Bild: schweizeraktien.net

Cyrill Kiefer wies in der Diskussion auch auf die Digital Banking Maturity-Studie von Deloitte hin. 2018 sei die Schweiz noch auf dem 2. Platz gewesen, in der jüngsten Studie nur noch auf dem 21. Platz von 41 untersuchten Ländern. «Die Schweizer Banken geraten ins Hintertreffen», so Kiefer. Dass sogenannte Innovationslabore, wie sie von einigen Banken gestartet wurden, nicht zum Erfolg führen, darin waren sich die Teilnehmer einig. Rouven Leuener, Co-CEO der radicant Bank, betonte, dass es besser sei, ein neues Unternehmen mit allen Freiheiten und ausserhalb der Mauern der Stammhäuser zu gründen, so wie es die Basellandschaftliche Kantonalbank mit radicant getan hat. «Radicant ist auch kein Start-up, wir sind eine junge Bank», erläuterte Leuener und wies auf die Banklizenz hin, über die radicant verfügt. Sein Angebot ziele genau auf junge Menschen ab, die keine Filiale mehr betreten und auch keine Telefonanrufe mehr erhalten möchten. Gerade die Generation Z sei nur noch digital unterwegs, an nachhaltigen Lösungen interessiert und informiere sich lieber über Videos als über Text und Broschüren.

Neue Technologien fordern heraus

Einig waren sich die Teilnehmer darüber, dass auch in Zukunft die sogenannten Challenger Banken, ebenso wie andere Anbieter wie Versicherungen und Pensionskassen den Wettbewerb weiter prägen werden. Gerade die zwei Vertreter der neuen Bankengeneration, Urs Meier und Rouven Leuener, machten auch deutlich, dass die Innovation bedeutend schneller voranschreite, als manche glauben. «Wenn ich sehe, wie sich unsere Entwickler in den neuen Toolboxen von Google und Microsoft austoben, dann weiss ich, dass es schon in einem Jahr ganz neue Anwendungen fürs Banking geben wird», so Urs Meier.

Der Appell an die klassischen Banken lautete daher zum Abschluss auch nicht «Back to basics», sondern «Fix the Basics». Gemeint waren damit wohl vor allem die alten, trägen IT-Systeme in den Banken. Nicht überraschend betrachteten in der jüngsten Branchenanalyse Banken die befragten Institute die Kosten für die IT als derzeit grösste Herausforderung.

Gezielter regulieren

Im Anschluss an die Diskussion zeigte FDP-Nationalrat Andri Silberschmidt seine Gedanken zur Zukunft des Finanzplatzes auf. Nicht besser, sondern gezielter regulieren, den Marktzugang zur EU sicherstellen, ein konkurrenzfähiges steuerliches Umfeld schaffen sowie die Digitalisierung vorantreiben und damit auch die Bürokratie reduzieren, das seien seine Hauptziele, so Silberschmidt. Mehr dazu im Interview mit dem FDP-Nationalrat auf schweizeraktien.net.

Impressionen vom 10. Branchentalk Banken

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