Titlis: Endlich geht es wieder um das Wetter

Gewinn und Umsatz steigen im Winterhalbjahr deutlich

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Auch wenn Schneemangel den Winter 2022/23 beherrschte, so war das Unternehmen Bergbahnen Engelberg-Trübsee-Titlis AG doch zufrieden mit dem vergangenen Winter-Halbjahr. Bild: titlis.ch

Es ist nach den letzten Jahren eine gute Nachricht, wenn in Geschäftsberichten von Bergbahnunternehmen die Wetterbedingungen wieder an erster Stelle auftauchen. Wenn kein Covid, keine Nothilfen und keine Schliessungen die Agenda beherrschen. Und das selbst wenn das Wetter nicht wirklich mitmacht, wie im vergangenen Winter, der fast keinen Schnee brachte.

Es habe seit Beginn der Aufzeichnungen noch nie so wenig Niederschläge gegeben wie im Winter 2022/23, schreiben die Bergbahnen Engelberg-Trübsee-Titlis AG (BET) in ihrem Halbjahresbericht. Dadurch gingen die Ersteintritte in die Skigebiete schweizweit um 13% zurück, bei der BET lag der Rückgang deutlich tiefer mit -8%. Das lag zum einen an der Höhenlage des Skigebiets in der Innerschweiz, zum anderen setzt die Destination schon seit längerem auf moderne technische Beschneiungsanlagen, die für einen gesicherten Winterbetrieb unverzichtbar geworden seien, so die Verantwortlichen.

Allzeit-Rekord bei Individualgästen

Von Anfang November 2022 bis Ende April 2023 beförderten die Titlisbahnen 568’070 Gäste. Damit wurden 85’573 oder 18% mehr Ersteintritte verzeichnet als noch im Vorjahr. Der Ertrag des Bahnbetriebs erhöhte sich um 23% von 19.42 Mio. auf CHF 23.97 Mio. CHF. Damit sei wieder nahezu das Vor-Corona-Level erreicht worden, bei den internationalen Individualgästen wurde gar ein Allzeit-Rekord verzeichnet, schreiben VRP Hans Wicki und CEO Norbert Patt im Vorwort zur Halbjahresbilanz. Der gesamte Betriebsertrag des Engelberger Bergbahnunternehmens stieg auf 35.52 Mio. CHF und liegt damit 25% über dem Vorjahr. Gleichzeitig wuchs der Betriebsaufwand um 22% auf 25.43 Mio. CHF.

Die Kostensteigerungen von 22% seien auf eine erfreuliche und eine unerfreuliche Tatsache zurückzuführen, schreibt das Unternehmen. Erfreulich, weil sie daraus resultieren, dass wieder deutlich mehr Besucher kamen. Unerfreulich, weil die Energiekosten allein Mehrkosten von rund 1 Mio. CHF verursachten.

Höherer Mindestlohn wegen Fachkräftemangel

Der Personalaufwand stieg kräftig von 11.57 Mio. auf 13.21 Mio. CHF an, was vor allem dem Fachkräftemangel geschuldet sei. Die BET will diesem Umstand mit einem höheren Mindestlohn und attraktiven Lohnnebenleistungen begegnen. Der Mindestlohn wurde auf 4’000 CHF angehoben, die Liste der Lohnnebenleistungen ist lang und aus der Website des Unternehmens ersichtlich.

Unter dem Strich resultierte im ersten Halbjahr ein Gewinn von 3.87 Mio. CHF, das EBITDA konnte sogar um 33% auf 10.09 Mio. CHF gesteigert werden.

Beachtenswert auch, dass die Investitionen im Winterhalbjahr wieder deutlich anzogen. Nach 3 Mio. CHF im Vorjahreszeitraum flossen im letzten Winterhalbjahr 9.5 Mio. CHF in diverse Projekte. So erwarb die BET eine Bauparzelle in Engelberg für 3.65 Mio. CHF und investierte in das Generationenprojekt TITLIS 1.48 Mio. CHF.

Projekt TITLIS auf Kurs

Das Projekt TITLIS, das wegen Corona und den Auswirkungen der Pandemie zeitweise gefährdet erschien, wird nach einem VR-Entscheid vom Mai 2023 definitiv realisiert. Auch wenn durch die Bau-Verzögerung sowie die allgemeine Teuerung mit Mehrkosten des ursprünglich auf 100 Mio. CHF veranlagten Vorhabens zu rechnen ist. «Es zeichnet sich ab, dass die Realisierung des Projekts Titlis – bedingt durch die Corona-Pandemie, die Folgen des Ukraine-Krieges und weiterer (welt-)wirtschaftlicher Faktoren – rund 20% teurer wird als noch vor fünf Jahren berechnet. Geschuldet ist diese Kostensteigerung der aufgelaufenen Teuerung, Lieferengpässen und neuen Auflagen und Erkenntnissen», sagt CEO Norbert Patt dazu auf Anfrage von schweizeraktien.net.

Die BET rechnet für das Gesamtprojekt mit einer Bauzeit von sechs Jahren, der Betrieb soll während der ganzen Zeit bis zur Eröffnung gewährleistet werden. Die Fertigstellung wird im Jahr 2029 erwartet.

Hoher Eigenkapitalanteil hilft bei Finanzierung von TITLIS

Auf die Frage von schweizeraktien.net, wie die Finanzierung des Projekt TITLIS zustande komme, also wie hoch die Fremd- bzw. die Eigenfinanzierung sei, möchte sich CFO Marco Leu zum jetzigen Zeitpunkt nicht äussern: «Die Strukturierung der Finanzierung ist aktuell in der finalen Phase, und dazu darf ich Ihnen keine Aussage machen». Fest steht, dass das Unternehmen mit einem Eigenkapitalanteil von 85% äusserst solide finanziert ist. Allein schon die Gewinnreserven von 132.7 Mio. CHF in der Bilanz lassen erahnen, dass die Finanzierung des Projekts kein substanzielles Hindernis sein dürfte.

Ausblick

Die ersten zwei Monate im Sommerhalbjahr seien positiv angelaufen, sagt Norbert Patt auf Anfrage von schweizeraktien.net. Zahlreiche internationale Gäste besuchten den Titlis, und die Tendenz aus dem vergangenen Winterhalbjahr bestätige sich – bei den Individualreisenden liege der Titlis besonders im Trend. Ebenfalls sehr erfreulich sei das Besucheraufkommen an den ersten sonnigen Sommerwochenenden auf Trübsee gewesen, wo alle Sommeraktivitäten verfügbar sind.

Weil das Nachholbedürfnis nach Auslandferien nach wie vor gross und der Franken stark ist, werden allerdings weniger Schweizerinnen und Schweizer ihren Urlaub im Inland verbringen. Darum erwartet das Unternehmen, dass sich die Nachfrage in diesem Segment auf dem hohen Niveau des Vorjahres stabilisiert.

Die internationalen Fernmärkte und Airlines erholten sich zusehends von den Folgen der Corona-Krise, das Individualreisegeschäft laufe ausgezeichnet und auch bei den Gruppenreisen zeichne sich eine deutliche Aufwärtstendenz ab, so die BET. Die Gruppen erreichten aber noch nicht das Vor-Corona-Niveau, was auf die Visa-Situation in einigen Märkten zurückzuführen ist. Immer noch schwierig sei die Situation für Reisende aus China – hier hofft man in Engelberg, dass die Touristen aus dem Reich der Mitte ab diesem Sommer allmählich wieder vermehrt international reisen können und wollen.

Fazit

Corona hat die Titlis Bergbahnen besonders hart getroffen, weil ihr Anteil an ausländischen Gästen und Gruppenreisen, insbesondere aus China und Indien, traditionell hoch ist. Noch hallen die Turbulenzen, die die Pandemie verursacht hat, nach, aber das Unternehmen ist mit einem blauen Auge davongekommen. Das ermöglicht es, jetzt nach vorne zu schauen und das Projekt TITLIS, das sich schon seit ein paar Jahren in der Planungs-Pipeline befindet, umzusetzen.

Im Geschäftsjahr 2020/21 hat die Bergbahnen Engelberg-Trübsee-Titlis AG im Rahmen des kantonalen Covid-Härtefallprogramms einen nicht rückzahlbaren Betrag von 10 Mio. CHF erhalten. Für dieses und mindestens drei folgende Geschäftsjahre darf die Gesellschaft keine Dividenden ausschütten und keine Kapitaleinlagen zurückzahlen. Somit hat die Pandemie doch noch etwas Gutes, weniger für die Aktionärinnen und Aktionäre, aber für die Gesellschaft. Denn ohne Ausschüttungen kann die BET alle Mittel, die sie verdient, in das Generationenprojekt stecken. Und am Schluss wird dies auch den Anteilseignern zugute kommen, die davon profitieren werden, dass die Attraktivität des Gipfels mit dem Projekt der renommierten Architekten Herzog & De Meuron deutlich ansteigen dürfte.

Der Kurs der Aktie, die auf SIX gehandelt wird, bewegt sich in den letzten zwei Jahren stabil im Bereich zwischen 40 und 50 CHF. Seit Beginn des Jahres 2023 konnte die Aktie um 11,5% zulegen.

Kursverlauf der auf SIX gehandelten Titlis-Aktie über die letzten fünf Jahre. Quelle: six-group.com

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