2022 war für die Bondpartners SA noch ein «Horrorjahr». Der Verwerfungen an den Märkten infolge des Ukraine-Krieges führten zu einem hohen operativen Verlust. Nun haben sich die Märkte beruhigt. Nach einem Verlust von 1.9 Mio. CHF im ersten Halbjahr 2022 berichtete der Lausanner Bondhändler nun von einem Periodengewinn in Höhe von 2.6 Mio. CHF. Treiber waren der Eigenhandel und Bewertungsgewinne auf das Portfolio, während Währungsverluste einen negativen Einfluss auf die Erfolgsrechnung hatten.
«Überraschend positive Entwicklung»
«Der Berichtszeitraum war zwar immer noch von zahlreichen Unsicherheiten in geopolitischer und wirtschaftlicher Hinsicht geprägt, wies jedoch eine gewisse Divergenz und sogar eine überraschend positive Entwicklung auf», schreibt Bondpartners in einer Medienmitteilung. Die Beruhigung an den Finanzmärkten und die wieder steigende Kreditvergabe hätte sich positiv auf die Vermögenswerte und die Transaktionsaktivitäten von Bondpartners ausgewirkt.
Bewertung des Anleihenportfolios dreht
Im Handelsgeschäft erzielte Bondpartners von Januar bis Juni 2023 einen Ertrag von 4.6 Mio. CHF, was beinahe einer Verdoppelung gegenüber der Vorjahresperiode entspricht. Im ersten Halbjahr 2022 lag der Handelsgewinn nur bei knapp 2.5 Mio. CHF. Einen weitaus grösseren Einfluss auf die Erfolgsrechnung hat stets die Bewertung des eigenen Anleihenportfolios. Im 1. Halbjahr 2022 wies das Finanzinstitut hier einen Verlust von 6.3 Mio. CHF aus. Dieser dreht im 1. Halbjahr 2023 wieder mit 2 Mio. CHF in die Gewinnzone. Der Ertrag aus Zinsen verblieb bei 1 Mio. CHF auf Vorjahresniveau.
Negativ wirkten sich hingegen die Währungsverluste aus, die mit mehr als 1 Mio. CHF deutlich über den Vorjahreswerten (329’000 CHF) lagen. Unter dem Strich verlieben bei einem um 4,5% höheren Geschäftsaufwand ein operativer Gewinn von 3.9 Mio. CHF (Vorjahr: – 5.7 Mio. CHF). Trotz der Bildung von Reserven für allgemeine Bankrisiken in Höhe von 775’000 CHF erreichte der Periodengewinn 2.6 Mio. CHF.
Hohe Eigenkapitalquote von 54,7%
Auch die Bilanz präsentiert sich weiterhin als sehr solide für ein Finanzinstitut. Das Eigenkapital lag per Ende Juni 2023 bei 82.5 Mio. CHF (+ 4,5%), was einer Eigenkapitalquote von 54,7% entspricht. Bondpartners weist in seiner Medienmitteilung darauf hin, dass die Bilanzsumme zu 93,5% aus Umlaufvermögen wie Barmittel, Forderungen an Banken und dem Handelsportfolio bestehe. Dabei seien die Verbindlichkeiten von rund 66.7 Mio. CHF durch das Umlaufvermögen mehr als gedeckt. Die Reserven für allgemeine Bankrisiken betrugen per Ende Juni 38.8 Mio. CHF.
Anleihen werden wieder gefragter
Zu den Aussichten äussert sich Bondpartners (wie immer) vorsichtig. Zwar heisst es in der Medienmitteilung, dass auf der Anlageseite Anleihen «zwar wieder und endlich eine Option» darstellten. Die Liquidität der Anleihen und die künftige Zinsentwicklung habe jedoch noch keine wirklich grosse Bewegung ausgelöst, was einen grundlegenden Paradigmenwechsel nach mehr als zwölf Jahren geldpolitischer Lockerung bestätige. Die Stimmung an den Märkten sei aufgrund der geopolitischen Situation weiterhin belastet.
«Was das halbvolle Glas angeht, so kann man auch davon ausgehen, dass die Renditen der Kreditmärkte mit denen der Aktienmärkte konkurrieren werden, was den Anleihen weiterhin etwas Dynamik verleihen und ihre Attraktivität bestätigen dürfte», resümiert Bondpartners. Eine Prognose für das Jahresende sei daher erneut schwierig. Jedoch dürfte das gesamte Geschäftsjahr erfreulicher verlaufen als im Vorjahr. Dies, sofern nicht erneut negative Ereignisse eintreten würden.
Fazit
Der Semesterabschluss von Bondpartners zeichnet das Muster der vergangenen Jahre nach: In Zeiten mit Verwerfungen an den Finanzmärkten entstehen teilweise hohe Buchverluste auf den Handelsbeständen, die auch zu einem negativen Jahresergebnis führen können. Erholen sich die Finanzmärkte, wirken sich in der Folge die Bewertungsgewinne überproportional positiv auf das Ergebnis aus. Daher darf sich der Betrachter von den hohen operativen Gewinnen und Verlusten nicht täuschen lassen. Viel wichtiger ist es, dass die Gewinne aus dem Handelsgeschäft und die Zinseinnahmen die Aufwendungen für das Geschäft decken. Damit Erträge im Handelsgeschäft generiert werden können, muss das Marktumfeld für Anleihen und für andere von Bondpartners gehandelte Anlageprodukte stimmen. Nach dem Ende der Nullzinsphase ist der Anleihenmarkt wieder attraktiver geworden. Dies könnte sich nun auch im 2. Semester positiv auf die Handelserträge bei Bondpartners auswirken.
Die Namenaktien zu nominal 100 CHF von Bondpartners werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 950 CHF für eine Aktie bezahlt. Bei einem Buchwert je Aktie von 1’501 CHF per Ende Juni 2023 beträgt der Abschlag fast 40%. Für 2022 wurden trotz des hohen Verlusts noch 20 CHF Dividende je Namenaktie bezahlt. Dies entspricht einer Rendite von über 2%. In der Vergangenheit hat Bondpartners seine Ausschüttung stets an die Gewinne angepasst. Es wäre daher nicht überraschend, wenn bei einer Fortsetzung des positiven Geschäftsverlaufs im 2. Halbjahr 2023 die Dividende für 2023 wieder auf 40 CHF erhöht würde, wie dies im Vorjahr der Fall war. Dies entspräche einer Rendite von über 4%.
Neben den auf OTC-X gehandelten 50’000 Namenaktien zu nominal 100 CHF hat die Gesellschaft 50’000 Vorzugsaktien zu nominal 10 CHF ausstehen, die zum Umfeld von CEO Christian Plomb gehören. Über die Vorzugsaktien wird die Mehrheit der Stimmen kontrolliert.