Lienhardt & Partner: Zinswende prägt erstes Semester der Privatbank

Deutlich angestiegener Halbjahresgewinn

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Die Lienhardt & Partner Privatbank mit ihren zwei markanten Türmchen auf dem Dach des Geschäftsgebäudes liegt mitten in Zürich. Bild: lienhardt.ch

In der ersten Jahreshälfte 2023 erzielte Lienhardt & Partner einen Halbjahresgewinn von 4.25 Mio CHF (+18,3%). Die markant verbesserten Zinserträge hätten mehrheitlich zu diesem guten Ergebnis geführt, schreibt das Zürcher Unternehmen in einer Pressemitteilung. Die Erträge hätten mit dem wachstumsbedingten Anstieg der Aufwände mithalten können. Dadurch ist der operative Geschäftserfolg auf 6.73 Mio. CHF (+19,9%) angestiegen.

Deutlich gestiegener Brutto-Zinserfolg

Der Brutto-Zinserfolg resultierte im Wesentlichen aus den höheren Zinsen, aber auch durch gestiegene Volumen der Ausleihungen, so die Privatbank. Im Gegenzug hätten aber auch die Zinsaufwendungen stark zugelegt. Konkret stieg der Zins- und Diskontertrag von 3.68 Mio. CHF im ersten Semester 2022 auf 8.53 Mio. CHF in diesem Jahr, ein Plus von 131,5%. Der Zinsaufwand kletterte um 2.2 Mio. CHF auf 2.5 Mio. CHF. Unter dem Strich verzeichnet die Bank Lienhardt einen Brutto-Erfolg im Zinsengeschäft von 6.5 Mio. CHF (+71,2% zum Vorjahreszeitraum).

Auch die Guthabenzinsen für die Kundinnen und Kunden seien angestiegen, weil das Zinsniveau generell gestiegen sei und obwohl das Bankhaus ihren Privatkunden während den vielen Jahren mit Negativzinsen nie Zinsen belastet hätte. Darüber hinaus würde rege in attraktive Festgelder investiert.

In den Bereichen Private Banking und Vorsorge kann die Privatbank ebenfalls Zuwächse verzeichnen. Zusammen mit zusätzlichen Erträgen aus dem Immobilienbereich ergibt dies im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft einen Anstieg von insgesamt 3,6% auf 12.45 Mio. CHF. Darüber hinaus verzeichneten die Handelsgeschäfte eine Zunahme von 17,8%. Der Erfolg liegt bei 1.89 Mio. CHF.

Ausbau des Personalbestandes

Der Ausbau der Aktivitäten korreliert mit einem Anstieg des Personalaufwandes (+14,4%). «In den letzten 3 Jahren hat sich der Personalbestand im Rahmen des Ausbaus unserer Geschäftsaktivitäten in Vollzeitstellen gemessen von ca. 70 auf rund 100 Personen erhöht, was auch entsprechende Kosten mit sich bringt. Trotzdem sind die Erträge immer stärker gewachsen als die Kosten in dieser Periode», so CEO Duri Prader.

Der Sachaufwand (-1,1%) konnte auf Vorjahresniveau gehalten werden. Insgesamt stieg der Geschäftsaufwand um 9,2% auf 13.55 Mio. CHF.

Übergewinnbesteuerung auch in der Schweiz?

In den vergangenen Tagen sind Bankaktien gehörig unter Druck geraten, als die italienische Regierung eine Übergewinnsteuer ankündigte. Auch wenn die Massnahmen in ihrer Drastigkeit zurückgeschraubt wurden, so ist immer noch eine gewisse Verunsicherung am Markt zu spüren. Duri Prader differenziert auf Nachfrage von schweizeraktien.net. Es sei zu unterscheiden zwischen den Banken, welche überwiegend im Zinsdifferenzgeschäft und jenen, welche im Indifferenzgeschäft tätig sind.

Zur ersten Gruppe gehörten typischerweise die Sparkassen, Kantonalbanken und auch die Grossbanken. Zur zweiten Gruppe die Vermögensverwaltungsbanken. «Wir stehen irgendwo dazwischen. Es ist nur die erste Gruppe der Banken, die massive Gewinnzuwächse ausweisen. Zu berücksichtigen ist dabei aber, dass fast alle Banken in der Schweiz zwischen 2015 und 2022 für viele ihrer Privatkunden auch Negativzinsen übernommen haben. So gesehen kann man nicht von «Übergewinnen» sprechen. Vielmehr erlauben nun die in den kommenden Quartalen höheren Zinserträge, die in den letzten Jahren entstandenen Zusatzkosten zu decken», sagt Prader. Aber er sieht auch die Gefahr des Überschwappens der Diskussion in die Schweiz, weil eine zunehmende Polarisierung auch hierzulande zu mehr Aktivismus und Regulierung führe.

Ausblick

Duri Prader erwartet auf Nachfrage grundsätzlich einen positiven Geschäftsverlauf. Man habe in den letzten Jahren auch entsprechend investiert. «Die Entwicklungen der Börsen und der Zinsen haben mitunter natürlich einen erheblichen Einfluss. Unser Hauptszenario geht von weiterhin freundlichen Börsen aus und von Zinserhöhungen, die gegen das Ende tendieren», gibt sich Prader optimistisch.

Fazit

Im Bereich der Retailbanken haben nach den diversen Zinsschritten «goldene Zeiten» begonnen. Dies zeigen diverse Semesterabschlüsse. Auch wenn die Bank Lienhardt keine reine Retailbank ist, sondern seit jeher auch stark im Vermögensverwaltungsgeschäft engagiert ist, spielt ihr die Zinslandschaft in die Karten. Das zeigt der Anstieg des Brutto-Zinserfolgs um über 130% deutlich.

Allerdings hat sich die Zürcher Privatbank auch in den vergangenen Jahren, als teilweise das Regime der Negativzinsen herrschte, sehr gut gehalten und Gewinne in ähnlicher Höhe eingefahren, wie sie jetzt zu verzeichnen sind.

Auch das stetige Wachstum stimmt zuversichtlich, selbst wenn der Preis dabei ist, dass die Cost/Income-Ratio aufgrund des höheren Personalaufwandes leicht auf 66,3 % angestiegen ist.

Die Aktie der Bank Lienhardt und Partner wird auf OTC-X und bei Lienhardt selbst gehandelt. Lienhardt ist neben der BEKB mit OTC-X und Bondpartners eine der wenigen Banken, die einen ausserbörslichen Handel organisieren. Die Aktie kostete zuletzt 3’800 CHF.

Kursverlauf der Aktie von Lienhardt & Partner in den vergangenen drei Jahren. Quelle: otc-x.ch

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