SGV Holding: Nachhaltigkeit rückt noch stärker in den Fokus

Regionale Produkte, emissionsarme Schiffe

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Durch den Austausch von Dampfturbinen durch Generatoren bei den fünf Dampfschiffen wird nun ein Drittel weniger Treibstoff benötigt. Bild: schweizeraktien.net

Für SGV-CEO Stefan Schulthess steht es ausser Frage, dass eine nachhaltige Unternehmensentwicklung notwendig ist. Daher übernimmt die SGV-Gruppe in allen Tochterunternehmen schon seit längerer Zeit Verantwortung. Nun strebt das Luzerner Unternehmen sogar eine Vorbildfunktion an und will eine Pionierrolle in der Schweizer Binnenschifffahrt einnehmen.

CO2-Ausstos reduzieren

Die 14 Motor- und 5 Dampfschiffe der Schifffahrtsgesellschaft Vierwaldstättersee verursachen einen erheblichen CO2-Ausstoss von etwa 5’500 Tonnen pro Jahr. Dies überrascht nicht, dann für die insgesamt 2.7 Mio. Passagiere, die die SGV im Jahr 2022 transportiert hat, mussten mehr als 2 Mio. Liter fossile Treibstoffe verbrannt werden. Bis 2026 soll nun der Anteil fossiler Treibstoffe im Vergleich zu 2019 um 20% reduziert werden. Dies durch die Elektrifizierung der MS Rütli im Winter 2023/24, den bereits erfolgten Austausch von Dampfturbinen durch Generatoren bei den Dampfschiffen sowie den freiwilligen Angebotsabbau von mindestens 10% der Schiffskilometer. Unter dem Strich könnten so 50’000 Schiffskilometer oder 700 Tonnen Co2 eingespart werden. Schulthess machte an einer Medienorientierung klar, dass dies jedoch nur Randzeiten betreffen werde, was für die Passagiere kaum spürbar sei. Der Gast stehe bei allen Bemühungen im Vordergrund. Denn sonst müsste man das Geschäftsmodell der SGV-Gruppe generell infrage stellen. «Nur wenn die Schiffe gar nicht mehr fahren, reduzieren wir den CO2-Ausstoss auf null», meint Schulthess. Dann könne man aber auch gleich die über 400 Mitarbeitenden entlassen, führt er weiter aus. Daher gehe es der SGV-Gruppe in ihrer Nachhaltigkeitsstrategie darum, Wirtschaftlichkeit, Ökologie und soziale Verantwortung in Einklang zu bringen.

Zur sozialen Verantwortung gehört für die SGV-Gruppe auch, dass sie für alle Gruppengesellschaften über ein transparentes Lohnsystem verfügt, die Mitarbeitenden eine Vielzahl an Vergünstigungen und Nebenleistungen wie ein kostenloses oder verbilligtes GA erhalten und ein umfassendes Aus- und Weiterbildungsangebot angeboten wird.

Kompensation mit myclimate

Zusätzlich zu den Möglichkeiten, direkt Emissionen einzusparen, arbeitet die SGV-Gruppe seit 2017 mit der Stiftung myclimate zusammen. Dies, um die nach wie vor entstehenden CO2-Emissionen der Kursschiffe zu kompensieren. Investiert wird hier in ein Klimaschutzprojekt «Sauberes Trinkwasser für Schulen und Haushalte» in Uganda. Mit neuer Technologie werde dort das Trinkwasser gereinigt, was nicht nur zu einem verminderten Feuerholz- und Holzkohleverbrauch führe, wie myclimate-Geschäftsführerin Kathrin Dellantonio erläuterte. Es verbessere auch die Lebensbedingungen und die Gesundheit der Bevölkerung und werde damit mehreren UN-Nachhaltigkeitszielen gerecht. Ausserdem schult myclimate die Mitarbeitenden der SGV-Gruppe und ermöglicht es den Kundinnen und Kunden, über einen freiwilligen Beitrag ihre mit der gebuchten Fahrt verursachten CO2-Emissionen zu kompensieren.

Regionale Produkte bei Tavolago

Die Gastrotochter Tavolago verwendet in der Schiffsgastronomie, in den Restaurants und im Catering nur noch Schweizer Fleisch. Ebenso ist das Unternehmen bestrebt, nach Möglichkeit Schweizer Produktinnovationen wie Swiss Shrimps, Swiss Alpine Lachs, Planted-Produkte oder «Reis von der Reuss» zu verwenden. Auch das Mineralwasser ist regional. Beim Fisch könne Tavolago allerdings nicht nur auf regionale Ware zurückgreifen, so Schulthess. «So viel Fisch, wie wir verkaufen, schwimmt gar nicht im Vierwaldstättersee», erklärt der CEO.

Emissionsarme Schiffe

Innovativ ist auch die Tochter Shiptec unterwegs. Bereits in den vergangenen Jahren entwickelte das Unternehmen leichtere und gleichzeitig widerstandsoptimierte Schiffe mit Hybridantrieben, darunter beispielsweise das Bürgenstock-Shuttle. In einer ersten Phase wird nun auch ein Produkt entwickelt, das Schiffsführer in der energieoptimierten Fahrweise unterstützt. In der zweiten Phase wird sogar ein selbstfahrendes Schiff als Zero-Emission-Vision angestrebt. Stefan Schulthess zerstreut allerdings Hoffnungen auf einen raschen Ausstieg aus den fossilen Antrieben in der Schweizer Binnenschifffahrt. Es werde noch lange dauern, bis die Flotte komplett emissionsfrei fahre. Bei den Dampfschiffen sei dies gar unmöglich, so Schulthess.

Auch Wasserstoff-Antriebe spielen eine wichtige Rolle. Eine Machbarkeitsstudie zu diesem Thema wurde gerade abgeschlossen. Im Fokus steht hier ein Wasserstoffantrieb für die MS Saphir. Gleichzeitig arbeitet Shiptec allerdings auch an Projekten für die BLS-Schifffahrt auf dem Thuner- und dem Brienzersee. Wenn alles gut läuft, könnte ein erstes Schiff mit Wasserstoffantrieb schon 2026 in See stechen.

Obwohl die SGV ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten verstärkt hat und diese nun öffentlich macht, setzt sie weiter auf Taten statt Worte. Schulthess bleibt jedoch auch realistisch: Nachhaltige Unternehmensentwicklung sei kein harmonisches Konzept. Es liege die Verantwortung bei Unternehmen und Verbrauchern gleichermassen, um die Ziele zu erreichen. Seiner Ansicht nach sind dafür auch Verhaltensänderungen jedes Einzelnen notwendig. Ebenso seien höhere Preise aufgrund der Massnahmen nicht auszuschliessen.

Obwohl die SGV Holding 2022 ein Rekordergebnis erzielte, ist der Aktienkurs noch weit von den Höchstkursen in 2018 entfernt. Chart: www.otc-x.ch

Die Aktien der SGV Holding AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 266 CHF für eine Aktie bezahlt.

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