Neue Zürcher Zeitung: Verluste mit Beteiligungen

Stabiler Lesermarkt, Zuwächse im Werbemarkt

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Die Neue Zürcher Zeitung muss mit ihren Beteiligungen im ersten Halbjahr 2023 Verluste hinnehmen. Bild: unternehmen.nzz.ch

Das Halbjahresergebnis der Neuen Zürcher Zeitung zeigt ein leichtes Umsatzplus von 2,1% gegenüber der Vorjahresperiode. Im Kernbereich Publizistik liege das Ergebnis auf Vorjahresniveau, teilt das Medienunternehmen mit.

Das erste Semester 2023 sei von geopolitischen und makroökonomischen Umwälzungen geprägt gewesen, schreibt die NZZ. Die lockere Geldpolitik und die Stimulierungsmassnahmen der Regierungen nach der Pandemie hätten zu steigenden Preisen entlang der gesamten Wertschöpfungskette geführt. Aber man sei für die Krisen gerüstet gewesen, indem man die Chancen der Digitalisierung konsequent genutzt und das Geschäftsmodell grundlegend geändert hätte.

Kernbereich Publizistik im Ergebnis leicht unter Vorjahresniveau

Eine solide Entwicklung macht man der Falkenstrasse im Kernbereich Publizistik aus. Und dies, obwohl langfristige strategische Investitionen in die Weiterentwicklung der Redaktionen, die Technologie und die digitale Produktentwicklung getätigt wurden und Zusatzaufwendungen im Zusammenhang mit der Cyberattacke im Frühjahr entstanden seien.

Swiss Economic Forum beschert Zuwachs im Nutzermarkt

Im Nutzermarkt steigerte das Unternehmen NZZ den Ertrag im ersten Halbjahr um 1,0 % auf 56 Mio. CHF. Im Lesermarkt gelang es, den Ertrag leicht auszubauen und die Anzahl der Abonnentinnen und Abonnenten stabil zu halten. Der Ertrag aus dem übrigen Nutzermarkt übertrifft das Vorjahr um 6,8 %. Dazu hätten insbesondere höhere Ticketeinnahmen aus Veranstaltungen, wie dem Swiss Economic Forum im Juni, beigetragen. Zusätzliche Lizenzerträge von DAAily platforms brachten ebenfalls einen Zuwachs.

Wachstum im Werbemarkt durch Akquisitionen

Markante Steigerungen konnten auch im Werbemarkt verbucht werden, dessen Ertrag um 13,2% auf 48.2 Mio. CHF stieg. Wobei zu sagen ist, dass ein Grossteil des Zuwachses auf Akquisitionen zurückzuführen ist. Im Werbemarkt Print wurde unter anderem aufgrund der eingegangenen Kooperation mit «Le Temps» eine Ertragssteigerung von 6,9 % erzielt. Zugelegt hat auch der Ertrag Werbemarkt Digital. Dieser übersteigt das Vorjahr um 22,3 %. Ein Teil der Zunahme ist auf die Akquisition des deutschen Online-Vermarkters netpoint media zurückzuführen.

Aufwand erhöht sich, Gewinn nimmt ab

Der betriebliche Gesamtaufwand erhöhte sich um 4,0 %. Die Kostenzunahme ergibt sich zum einen aus den strategischen Investitionen in die Redaktionen, die Bereiche Technologie und digitale Produkte und zum anderen aus der Akquisition von netpoint media sowie Mehrkosten aus weiteren Wachstumsinitiativen bei Sustainable Switzerland, audienzz und DAAily platforms. Auch der Cyberangriff, der dank ausserordentlichem Einsatz aller Bereiche rasch bewältigt werden konnte, sorgte für zusätzlichen Aufwand.

Insgesamt stieg der betriebliche Ertrag von 116.8 auf 119.3 Mio. CHF. Der Aufwand erhöhte sich im ersten halben Jahr von 110.1 auf 114.5 Mio. CHF. Unter dem Strich weist die NZZ einen Gruppengewinn von 3.2 Mio CHF nach 4.7 Mio. CHF in der Vorjahresperiode aus, einen Rückgang um 32,9%.

Verluste mit Beteiligungen

Der deutliche Ergebnisrückgang ist in erster Linie auf die Verluste bei den Beteiligungen zurückzuführen. So weist CH Media nach einem schwierigen ersten Semester, wie es die NZZ formuliert, einen Unternehmensverlust von 6.9 Mio. CHF aus. Die Erträge seien vor allem im Bereich Entertainment deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben, zusätzlich die Kosten überproportional angestiegen. Zudem habe der Aufbau einer eigenen IT zu Mehrausgaben geführt. Mit dem Verkauf von 15 % reduzierte die NZZ ihren Anteil an CH Media von 50 % auf 35 %. Durch die Bewertung gemäss Equity-Methode werden anteilig 2.4 Mio. CHF des Fehlbetrags in die Konzernrechnung der NZZ übernommen.

Aber auch DAAily platforms, das internationale Netzwerk für Architektur und Design, und das Zurich Film Festival (ZFF) mussten Einbussen im Ergebnis in Kauf nehmen. Das Unternehmen führt dies gegenüber schweizeraktien.net darauf zurück, dass das ZFF im 1. Semester 2023 Vorinvestitionen in das Kino Frame vorgenommen habe und dass das Umfeld im Bereich Sponsoring herausfordernd sei. Die DAAily platforms spüre in ihrem internationalen Geschäft in einigen Märkten eine grössere Zurückhaltung ihrer Kunden, die teilweise in stark inflationärem Umfeld tätig und den Währungseffekten ausgesetzt seien. Die Kosten seien zudem aufgrund von Wachstumsinitiativen, Investitionen in die Technologie und in die Verkaufsorganisation sowie durch den generellen Preisanstieg höher ausgefallen, so die Unternehmenskommunikation der NZZ.

Ausblick

Von einem weiter anspruchsvollen Marktumfeld geht die NZZ auch im zweiten Halbjahr aus. Es gelte jetzt, den Geschäftsgang von DAAily platforms und ZFF zu stabilisieren und im gesamten Unternehmen Synergiepotenziale auszuschöpfen. Die Strategie mit Fokus auf die Publizistik werde konsequent weiterverfolgt und der Mittelzufluss aus dem Teilverkauf an CH Media zur langfristigen operativen Stärkung des Kerngeschäfts verwendet, schreibt das Unternehmen in der Pressemitteilung.

Fazit

Die Wachstumsdynamik im Lesermarkt kann nicht an die vorangegangenen Jahre anschliessen. Das lässt aufhorchen, waren doch die Zuwächse an Abonnenten insbesondere in Deutschland in der Vergangenheit recht beeindruckend.

Noch schwerer wiegt, dass die Beteiligungen am ZFF und DAAily platforms nicht die gewünschten Resultate bringen. Man darf gespannt sein, wie lange an ihnen festgehalten wird bzw. wann sie wieder performen.

Und auch die Verluste durch CH Media schmerzen. Hier stimmt aber die Strategie, den Anteil am Joint Venture mit den AZ Medien abzubauen und die frei werdenden Mittel in das Kerngeschäft Publizistik zu investieren, wie es der ehemalige Verwaltungsratspräsident Etienne Jornod in einem Interview mit diesem Medium im Frühling 2023 skizzierte.

Kursverlauf der NZZ-Aktie in den letzten zwölf Monaten. Quelle: otc-x.ch

Die Aktie der NZZ ist auf OTC-X gelistet und kostete zuletzt 6’025 CHF, deutlich weniger als noch zu Anfang des Jahres, als sie bei 7’800 CHF gehandelt wurde.

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