Die nackten Zahlen der Hotelkette Sunstar sehen nicht berühmt aus. Rückgang des Jahresumsatzes im Geschäftsjahr 2022/2023 (zum 30.4.) von 50.4 Mio. auf 43.9 Mio. CHF, Rückgang der Übernachtungszahlen von 252’900 auf 213’000. Dass am Schluss ein Jahresergebnis von 2.05 Mio. CHF ausgewiesen werden kann, liegt am Verkauf zweier Hotels, die einen ausserordentlichen Erlös von 2.8 Mio. CHF brachten.
Der Verkauf der Hotels in Zermatt und Wengen ist denn auch der Hauptgrund, warum der Abschluss des Geschäftsjahres 2022/2023 nicht mit der Vorjahresperiode verglichen werden kann. So schreibt das Unternehmen im Vorwort zum Geschäftsbericht, dass die bereinigte Anzahl der Übernachtungsgäste 2021/2022 bei 217’900 liege, damit beträgt die Abnahme in diesem Jahr 2,3%.
Schwieriges Geschäftsjahr
Aber auch die bereinigten Zahlen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass Sunstar ein schwieriges Geschäftsjahr hinter sich hat. So habe trotz der einmaligen «Sommer-Austragung» des WEF in Davos im Mai 2022 ein negatives Betriebsergebnis vor Steuern (EBT) von 0.1 Mio. CHF resultiert, was man bereits im Aktionärsbrief zum Sommerhalbjahr (1. Mai bis 31. Oktober 2022) dargelegt habe, so VRP Kuno Sommer und CEO Silvio Schoch.
Ganz anders sah jedoch die Wintersaison (1. November 2022 bis April 2023) aus: Aufgrund von Schneemangel, warmem Wetter und daraus resultierendem zögerlichen Buchungsverhalten hätten die Vorjahres-Werte nicht erreicht werden können. Das für das Unternehmen sehr wichtige Winter-Geschäftshalbjahr schloss deshalb mit einem negativen Betriebsergebnis vor Steuern (EBT) von 0.3 Mio. CHF.
Und das, obwohl Im Kalenderjahr 2022 die Schweizer Hotellerie gemäss Bundesamt für Statistik einen Anstieg der Logiernächte von 29% gegenüber dem Kalenderjahr 2021 feststellte. Nach zwei stark von Covid-19 geprägten Jahren erreichte die Nachfrage wieder den Stand von vor der Pandemie. Zu berücksichtigen dabei aber sei, so Sunstar, dass in diesen Statistiken auch die Stadthotellerie enthalten ist, welche einen besonders hohen Aufholbedarf verzeichnete.
Anteil Schweizer Gäste geht stark zurück
Während den Corona-Jahren lag der Anteil der Schweizer Gäste bei 72% im Jahr 2021/22, und sogar bei rekordhohen 85% in 2020/21. Jetzt ist man wegen des aufgeflammten Fernwehs der Schweizerinnen und Schweizer, denen das Ausland wieder offensteht, auf einen Anteil von 58% zurückgefallen, was die Beherbung von Einheimischen bei Sunstar auf Pre-Covid-Niveau sinken lässt.
Im Gegenzug kamen aufgrund der weggefallenen internationalen Reisebeschränkungen wieder viele Gäste aus Asien, den Golfstaaten und den USA in die Schweiz. Von diesen internationalen Reiseströmen profitierte insbesondere das Hotel in Grindelwald, das das Vorjahr um 9,6 Prozentpunkte übertraf.
Das Ende der Corona-Restriktionen hat auch deutliche Spuren beim Restaurationsertrag hinterlassen, der von 18 Mio. CHF auf 14.4 Mio. CHF zurückging. Die Hotels verspürten das veränderte Konsumationsverhalten, schreibt Sunstar.
Verbesserte Marge beim Bruttobetriebserfolg
Dank einem guten Kostenmanagement bei den direkten Aufwendungen habe der Umsatzrückgang aufgefangen werden können, so das Unternehmen aus Liestal. Dadurch konnte die Marge beim Bruttobetriebserfolg von 45,9% auf 47,6% verbessert werden. Gleichzeitig reduzierten sich die Verwaltungs-, Marketing- und Unterhaltskosten nicht im gleichen Umfang, was zu einem Bruttobetriebsgewinn (GOP) von 7.7 Mio. CHF (Vorjahr: 9.8 Mio. CHF) führte. Die GOP-Marge verschlechterte sich somit von 19,5% auf 17,6%.
Deutliche Erhöhung der Investitionen
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, investierte Sunstar im Berichtsjahr mit 17.5 Mio. CHF wieder deutlich mehr in ihre Immobilien als im Vorjahr (8.0 Mio CHF). Hier ist insbesondere der Um- und Neubau des «Sunstar Hotel Pontresina» zu nennen. Die Baukosten betrugen im letzten Geschäftsjahr knapp 8.0 Mio. CHF. Neben den Arbeiten im Neubau wird der Altbau aufgrund des Alters und der mangelhaften Bausubstanz des ehemaligen Hotel Collina kernsaniert. Das Haus soll im Dezember 2023 eröffnet werden. Die restlichen Investitionen in Höhe von 9.5 Mio. CHF betreffen die Häuser in Grindelwald, Lenzerheide, Arosa und Brissago.
Verkauf des Hotels in Davos
Aus betriebswirtschaftlichen Gründen wurde der Verkauf vom Sunstar Hotel Davos beschlossen. Dies, nachdem ein lokaler Investor überraschend sein Interesse bekundet hatte. Die letztendliche Entscheidung zum Verkauf sei als ein Ergebnis intensiver Analysen und Überlegungen zu werten, betonen die Verantwortlichen. Im Rahmen der strategischen Planung habe der Verwaltungsrat bei den Investitionen für die kommenden Jahre andere Prioritäten gesetzt. Der formale Übergang an den neuen Eigentümer erfolgt per 01.11.2023.
Auf Nachfrage von schweizeraktien.net, was man in Davos falsch gemacht habe, äussert sich CEO Silvio Schoch wie folgt: «Im Vergleich zu anderen Destinationen sind die Zimmerpreise in Davos nicht kompetitiv, trotz einer Woche WEF. Wir erhielten ein attraktives Kaufangebot, welches wir prüften. Trotz grossen Renovationen in den letzten Jahren stünden weitere grosse Investitionen in dieses Haus an, welche sich durch die tiefen Zimmerpreise im Markt nicht rechnen liessen. Nach gründlicher Analyse sind wir zum Entschluss gekommen, dass wir nicht mehr der richtige Investor für dieses Haus sind und haben das marktgerechte Kaufangebot angenommen.»
Ein Zusammenhang des Verkaufs von Davos mit den nötigen Investitionen in das neue Sunstar Hotel in Pontresina verneint Schoch. «Der Verkauf unseres Hotels in Davos hat nichts mit dem Neubau in Pontresina zu tun. Natürlich sind auch wir von der Verteuerung in der Lieferkette betroffen und bewegen uns im üblichen Abweichungsrahmen bei solchen Bauvorhaben von +/- 10%. Wir möchten aber nochmals betonen, dass es zwei von sich unabhängige Projekte sind, welche auch betriebswirtschaftlich komplett unabhängig beurteilt werden.»
Ausblick
Sunstar rechnet mit einer steigenden Rückkehr ausländischer Gäste, insbesondere aus den asiatischen Märkten. Für das Unternehmen sei dies eine Rückkehr zur Normalität, denn die Coronajahre können als absolute Ausnahmejahre bezeichnet werden. Gleichzeitig bedeute es aber auch, dass viele Schweizer und Europäer wieder vermehrt Fernreisen unternehmen. Die Zeit der Restriktionen, Einschränkungen und Unsicherheit – zumindest der coronabedingten – sei vorbei. Trotz des herausfordernden Umfelds blicke man deshalb zuversichtlich auf das laufende Geschäftsjahr, so Sommer und Schoch.
Fazit
Die Schliessung des Hotels in Davos wirft die Frage auf, warum der Prestigestandort Davos mit dem jährlich im Januar stattfindenden World Economic Forum nicht gehalten werden konnte. Der Verkaufspreis ist noch nicht bekannt, da aber bereits ein Investor gefunden sei, wie Sunstar bekräftigt, dürfte der Preis zur Zufriedenheit der Beteiligten ausfallen.
Es ist sicher zu begrüssen, dass die Portfoliobereinigung konsequent weiterverfolgt wird. In den letzten zwei Jahren hat Sunstar die Hotels in Saas-Fee, Zermatt, Wengen und jetzt Davos verkauft, wobei in Saas-Fee die Verkaufsverhandlungen noch laufen. Somit kann die Sunstar Gruppe ihren ganzen Fokus auf die verbliebenen Häuser und den Neu- bzw. Umbau in Pontresina richten. Allerdings hat dies auch seinen Preis. Der Verwaltungsrat schlägt der Generalversammlung vor, auf eine Bardividende zu verzichten. Mit den ausgegebenen Hotelbons von CHF 50.- pro Aktie sowie den Vorteilen aus den Treuekarten profitieren die Anteilseigner dennoch, wenn auch im geringeren Masse. Aber immerhin wirft die Naturaldividende eine Rendite von etwas über 7% beim derzeitigen Kurs ab.
Optimistisch stimmen Kernzahlen wie der ADR, der durchschnittlich erzielte Zimmerpreis in Schweizer Franken, der, seit er erstmals 2019/20 erhoben wurde, kontinuierlich steigt. Heute beträgt er 215 CHF, 2019 waren es noch 162 CHF. Damit ist der Erlös pro Zimmer in den letzten vier Jahren um 30% gestiegen. Die stetigen Investitionen in die Modernisierung der verbliebenen Häuser tragen Früchte. Die Strategie von Sunstar wird sich so mittelfristig auszahlen.
Die Aktie von Sunstar wird auf otc-x gehandelt und kostete zuletzt 670 CHF.
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