Aktienindizes auf Stolperkurs
Es hatte sich abgezeichnet, dass der September kein einfacher Monat für die Aktienmärkte werden würde. Ein richtiger Crash ist der Kursrutsch noch nicht. 3,5% verlor der S&P 500, der Nasdaq 4,8%. Der Schweizer Small- und Mid-Cap-Index Spiexx liegt mit einem Monatsverlust von 4,2% dazwischen.
Weniger deutlich fielen die Aktien am ausserbörslichen Aktienmarkt. Der OTC-X Liquidity-Index verlor 1,6% im September, und seit Anfang Jahr um 2,5%. Die bekannten defensiven Qualitäten des Schweizer Aktienmarktes sind also nicht auf die Mega-Caps der Pharma- und Nahrungsmittelindustrie beschränkt, sondern gelten fast mehr noch für den ausserbörslichen Aktienmarkt. Immerhin verlor Nestlé im September 3% und rutscht damit auch bei der Performance für 2023 mit 3% ins Minus. Allerdings beträgt die gesamte Market Cap der ausserbörslich auf OTC-X gehandelten Titel nur 18.6 Mrd. CHF – und das entspricht weniger als 7% der Market Cap von Nestlé.
Stabile Entwicklung der OTC-X Valoren
Die vier ausserbörslich gehandelten Aktien der Favoritenliste hielten sich auch im September gut. Weiss + Appetito steht wieder auf dem Kurs von Anfang des Jahres. aventron legte sogar 10 Rappen zu und weist nun eine Jahresperformance von 5% auf. Ende September meldete der diversifizierte Grünstromproduzent Eckdaten zum ersten Halbjahr. Wegen tieferer Energiepreise im Vergleich zum ersten Semester 2022 gingen die Nettoerlöse sowie EBITDA und EBIT leicht zurück. Die EBITDA-Marge fiel um 3,4 Prozentpunkte auf immer noch beachtliche 68%, die EBIT-Marge um 4,8 Prozentpunkte auf 37,4%. Der Gewinn blieb unverändert bei 12.4 Mio. CHF oder 0.23 CHF je Aktie.
Positiver Kurstrend bei Cendres+Métaux
Bei Cendres+Métaux haben sich die Aktienumsätze 2023 deutlich gegenüber dem schwachen Vorjahr gesteigert. Das Tief sah die Aktie Ende Februar 2022 bei 4300 CHF, seitdem geht es unter Schwankungen moderat aufwärts. Im Ende August veröffentlichten schweizeraktien.net Interview gibt CEO Phillip von Büren Auskunft zum Geschäftsgang, den Marktbedingungen, zum Ausblick und zu weiteren Fragen.
Weleda und Birkenstock – ein Vergleich
Bei Weleda beginnt am 1. Oktober ein neues Zeitalter, wenn Tina Müller als CEO startet. Das Transformationspotenzial ist enorm. Der Markenname ist weltweit bekannt und steht für natürliche und gesunde Qualitätskosmetik. Nur Birkenstock, dessen Gründer und Namensgeber etwa zu Zeiten der französischen Revolution das Fussbett erfand, hat im Öko-Umfeld aus dem deutschsprachigen Raum einen ähnlichen globalen Bekanntheitsgrad. Dass die Gründerfamilie einmal die Mehrheit abgeben würde, war nicht klar, aber auch nicht überraschend. Dass hinter den Private-Equity-Adressen wesentlich die Arnaults von LVMH stehen, sagt dagegen schon mehr über die Stossrichtung. Jetzt geht Birkenstock mit einer Pre-IPO Bewertung von 10 Mrd. USD an die US-Börse. Das ist etwa das Hundertfache der aktuellen Kapitalisierung von Weleda. Mancherorts wird darüber spekuliert, welchen Anteil am Interesse das Auftauchen von Birkenstock-Sandalen im aktuellen «Barbie»-Film hat. Unzweifelhaft hat Birkenstock legendäre Fans. Kürzlich wurde ein von Steve Jobs getragenes Paar für über 200’000 USD versteigert.
Timing
Insgesamt hat es sich als richtig erwiesen, Ende August die Favoritenliste zu bereinigen. Nur die Aktie der SSE Holding ist weiter angestiegen, wenn auch nur gering. Alle vier gestrichenen SIX-Valoren stehen dagegen tiefer als vor einem Monat. An den positiven langfristigen Geschäftsperspektiven ändert das aber im Einzelfall nichts. So gibt sich Thomas Huber, der CEO von SKAN Holding, im aktuellen Interview mit schweizeraktien.net sehr zuversichtlich, den Wachstumskurs fortzusetzen und die Margen zu steigern.
Barry Callebaut – Sinkflug oder Trendwende?
Barry Callebaut fiel mit dem Markt weiter auf unter 1’500 CHF. Das Bedenkliche ist, dass der Kurs damit rapide unter das Tief von 2019 gesunken ist. Erst in den beiden letzten Wochen hat sich die Kurve abgeflacht. Das langfristige Chartbild ist aber angeschlagen, auch ein Absturz auf 1000 CHF oder darunter ist dadurch nicht mehr auszuschliessen, sofern nicht Käufer auf dem ermässigten Kursniveau für eine nachhaltige Trendwende sorgen. Eine niedrige Bewertung birgt für einen Weltmarktführer durchaus auch Gefahren. Seit Anfang Jahr summiert sich der Kursverlust auf 20,3%. Sollte sich der freie Fall fortsetzen oder gar beschleunigen, sollten, je nach Risikotoleranz, selbst gesetzte Stopp-Loss-Marken beachtet werden, wie z.B. 30% unter Kaufkurs.
Neue Engagements drängen sich aufgrund der Zusammenballung dunkler Wolken über den Kapitalmärkten derzeit nicht auf. Chancen wird es dennoch geben, Erholungsbewegungen auch. Für eine breite Trendwende fehlt allerdings der starke Rückenwind.