Der Albin Kistler Aktien Small & Mid Cap Schweiz verfolgt das Ziel, den SPI Extra Index (SPIEX) über einen ganzen Börsenzyklus hinweg zu übertreffen. Der Fonds wurde 2016 aufgelegt, investiert aktiv und mit langem Anlagehorizont. Im Unterschied zu vielen Anlagefonds werden die Investitionsentscheide im Team gefällt. Das 4-köpfige SMC-Anlagegremium wird dabei von insgesamt 20 Analysten unterstützt. Das Fondsvolumen liegt derzeit bei etwa 45 Mio. CHF.
Eine der Lieblingsvokabeln der hiesigen Fondmanager, auch von Ihnen, ist «Langfristigkeit». Können Sie uns trotzdem auf den neusten Stand bringen, welche signifikanten Änderungen Sie im Jahr 2023 in Ihrem Fonds vorgenommen haben und was die Gründe dafür waren?
Raffael Frauenfelder: Langfristigkeit ist einer der Schlüssel zum erfolgreichen Anlegen, daher ist es nur wenig verwunderlich, dass dieser Ausdruck oft in diesem Zusammenhang genannt wird. Neu aufgenommen haben wir die Luzerner Kantonalbank. Verkauft haben wir Kühne+Nagel nach dem Aufstieg in den SMI. Bei Sandoz haben wir ebenfalls eine erste Position aufgebaut.
Unter den grössten Positionen in Ihrem Fonds ist seit längerem die Straumann-Aktie zu finden. 2022 haben Sie von Gewinnmitnahmen aus dieser Position berichtet. Jetzt steht Straumann wieder auf Position 1 in Ihrem Fonds, was das Investitionsvolumen anbelangt. Was macht das Unternehmen für Sie so investitionswürdig?
Andreas Buner: Das stimmt, Straumann ist trotz den getätigten Gewinnmitnahmen in absoluten Zahlen die grösste Position im Portfolio. Für uns entscheidend ist allerdings auch die relative Abweichung zu unserer Benchmark, dem SPI EXTRA. So ist Straumann mittlerweile eines der tiefsten Übergewichte. Das Dentalunternehmen überzeugt trotz schmaleren Budgets der Konsumenten weiterhin mit hohen organischen Wachstumsraten. Einziger Wermutstropfen ist die nach wie vor hohe Bewertung.
Immer stärker wird auch Ihr Investment in Roche. Der Kursverlauf der Roche-Aktie müsste Sie aber enttäuschen. Wie sehen Sie die Zukunftsaussichten von Roche, und was muss Roche unternehmen, damit der Kurs auch wieder mal steigt?
Raffael Frauenfelder: Die Roche Inhaberaktie ist Teil des SPI EXTRA und daher in unserem Anlageuniversum. Die Position haben wir erst vor Kurzem zu einem Übergewicht ausgebaut, lange waren wir neutral gewichtet. Die Pipeline und die neuen Medikamente entwickeln sich gut, und dies sollte sich nach dem «Corona-Kater» wieder in steigenden Unternehmensgewinnen und entsprechend in einem höheren Kurs wiederspiegeln. Kurzfristig wäre ein unerwartet positives Studienergebnis oder eine passende Akquisition ein Kurstreiber, was jedoch nicht die Basis unserer Investitionsüberlegungen bildet.
Während der Titel Roche eine grosse Rolle in Ihrem Fonds spielt, ist Sonova aus den Top Ten verschwunden. Warum?
Andreas Buner: Sonova haben wir nach dem Aufstieg in den SMI komplett veräussert. Dies, obwohl wir nach wie vor von der Qualität der Firma überzeugt sind. Generell investieren wir nur in Titel, die in unserem Anlageuniversum (SPI EXTRA) vertreten sind.
Bei unserem letzten Gespräch im Juni 2022 haben Sie auch Bachem favorisiert. Der Wachstumstitel leidet wie viele andere auch in letzter Zeit unter der Zurückhaltung der Anleger. Halten Sie weiter zu diesem Titel, und welche Perspektiven sehen Sie in Bachem?
Raffael Frauenfelder: Bachem haben wir nach dem starken Kursanstieg im Mai deutlich reduziert. Die hervorragende Qualität der Firma steht ausser Frage. Bachem verfügt in den nächsten Jahren über eine hohe Visibilität und bis in die 2030er Jahre über enorme Wachstumsmöglichkeiten. Mittlerweile schätzen wir auch das Bewertungsniveau wieder attraktiver ein und halten entsprechend wieder ein klares Übergewicht.
Sind in Zeiten steigender Zinsen Finanztitel, Versicherungen und Immobilienunternehmen für Sie interessanter geworden? Welche Titel möchten Sie aus diesem Sektor besonders hervorheben?
Andreas Buner: Wie erwähnt haben wir Mitte Jahr eine Position in der LUKB aufgebaut. Ein wesentlicher Grund hierfür war die gestiegene Attraktivität des Zinsdifferenzgeschäfts. Massiv ausgebaut haben wir das Exposure im Finanzsektor allerdings nicht. Positionen aus dem Sektor, die wir bereits seit Längerem halten, sind z.B. VZ Holding oder Baloise.
Wo bleiben Sie vorsichtig?
Raffael Frauenfelder: Von binären Wetten, Firmen mit strukturellen Herausforderungen oder mit Defiziten in Bezug auf die Führung bzw. Corporate Governance halten wir uns grundsätzlich fern. Firmen die in diese Kategorie gehören, sind beispielsweise Idorsia, Meyer Burger oder Arbonia. Unsere Anlagephilosphie ist klar und seit Jahrzehnten unverändert: Wir setzen ausschliesslich auf qualitativ hervorragende Unternehmen zu einem vernünftigen Preis.
Ihre Aussichten für das zur Neige gehende Börsenjahr 2023?
Andreas Buner: Von kurzfristigen Prognosen lassen wir bekanntlich die Finger – wir erachten dies schlicht als unseriös. Mittelfristig sind wir aber überzeugt, dass gesunde, erstklassige Unternehmen weiterhin attraktive Wachstumschancen bieten. Daran ändert auch ein kurzfristiger, konjunktureller Gegenwind nichts.
Herr Buner, Herr Frauenfelder, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.