SSE Group: Valsynthese erwartet im 40. Jubiläumsjahr ein kräftiges Wachstum

Offen für weitere Zukäufe

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Bei Valsynthese in Gamsen werden für mehr als 50 Kunden Feinchemie-Produkte hergestellt. Bild: zvg

Die 1894 gegründete SSE-Gruppe nutzte kürzlich das 40-Jahre-Jubiläum ihrer Tochter Valsynthese, um die wichtigsten Entwicklungsschritte der letzten zehn Jahre sowohl in der Sparte der zivilen Sprengstoffe als auch in der Feinchemie aufzuzeigen. Nicht ohne Stolz präsentierte dabei Verwaltungsratspräsident Raymond Loretan die Ergebnisse der letzten Strategieperiode: Bei den Sprengstoffen hat sich das Unternehmen vom reinen Produzenten mit Fokus auf den Schweizer Markt zum europaweiten Anbieter von Sprenglösungen entwickelt. Und das in der Feinchemie tätige Tochterunternehmen Valsynthese produziert heute für über fünfzig Kunden Zwischen- und Endprodukte für Pharma, Ernährung, Körperpflege und Elektronikanwendungen. Jüngstes Produkt ist der Futtermittelzusatz 3-NOP, der gemeinsam mit der niederländisch-schweizerischen Chemiefirma DSM-Firmenich entwickelt wurde und in Gamsen hergestellt wird. 3-NOP, der unter dem Namen BOVAER» vermarktet wird, reduziert die Methanemissionen von Rindern und trägt so zum Klimaschutz bei.

Von 49 Mio. auf 170 Mio. CHF Umsatz

Auch wenn an der Medienkonferenz die Firma Valsynthese im Vordergrund stand, nutzte SSE Group CEO Gilles de Preux die Gelegenheit, über die Transformation der Gruppe zu sprechen. 2010 erzielte die damalige Société Suisse des Explosifs einen Umsatz von gerade einmal 49 Mio. CHF, zählte 106 Mitarbeitende und war in zwei Ländern aktiv. Heute gestaltet sich das Bild völlig anders: 2023 werde die SSE Group mit über 750 Mitarbeitenden in acht Ländern einen Umsatz von 170 Mio. CHF erzielen, erklärte Gilles de Preux. «Wir haben die Gesellschaft in diesem Zeitraum komplett transformiert», so de Preux. In der Sprengstoffsparte sei dies einerseits durch Zukäufe im europäischen Ausland erfolgt. Andererseits habe man sich neu auch als Dienstleister breiter aufgestellt. Das Geschäft mit Sprenglösungen sei ein margenstärkeres Geschäft als die reine Herstellung.

Die SSE-Gruppe hat sich in den letzten 12 Jahren zu einer europäischen Gesellschaft entwickelt. Abb. SSE Holding

Mit Futtermittelzusatz «BOVAER» auf der Erfolgsspur

Bei Valsynthese wurden während der letzten fünf Jahre über 15 Mio. CHF in den Standort Gamsen investiert. Dank der Investitionen ist es nun möglich, flexibler auf die Kundenwünsche reagieren zu können. Dies betrifft nicht nur die Mengen, sondern auch die gemeinsame Forschung und Entwicklung. Alle Prozesse in der Produktion können entweder unter ISO- und GMP-Standards durchgeführt werden. Valsynthese hat sich vom reinen Auftragsfertiger zum Partner für Entwicklungs- und Produktionsdienstleistungen für höherwertige Zwischenprodukte und Wirkstoffe (in der Fachsprache CDMO – Contract Development and Manufacturing Organization) gewandelt.

Dank der grossen Investitionen in den Valsynthese-Standort Gamsen ist die Produktion des Futtermittelzusatzes 3-NOP erst möglich geworden. «3-NOP ist das Ergebnis einer mehr als zehnjährigen Partnerschaft mit DSM», so Max Lauwiner, Geschäftsführer von Valsynthese. Auch dank 3-NOP hatte Valsynthese 2022 das beste Geschäftsjahr seit 10 Jahren mit einem Umsatzwachstum von 35%. 2023 wird sich das Wachstum gemäss Gilles de Preux weiter fortsetzen. «2023 wird Valsynthese 25% des EBITDA und 15% des Umsatzes der SSE Group ausmachen», so der Gruppen-CEO.

Langfristige Partnerschaft mit DSM-Firmenich

Das Risiko, dass sich Valsynthese mit dem Futtermittelzusatz zu sehr von einem Kunden abhängig macht, sieht das Unternehmen nicht. Es bestehe eine langfristige Entwicklungspartnerschaft mit DSM-Firmenich. «Obwohl die genauen Vertragsbedingungen vertraulich bleiben, können wir versichern, dass dieser Vertrag uns eine gewisse Sicherheit für einen Zeithorizont von mindestens fünf Jahren bietet», so CEO Gilles de Preux auf Nachfrage von schweizeraktien.net. Auch der Fakt, dass DSM in Schottland eine eigene Anlage zur Produktion von «BOVAER» baut, verunsichert de Preux nicht. «Die Inbetriebnahme der Anlage von DSM-Firmenich im Jahr 2025 ist ein integraler Bestandteil der Strategie von DSM und spiegelt ihre Erwartungen an den Markt wider, der mit der industriellen Kapazität von Valsynthese allein nicht bedient werden könnte.» Konkurrenzprodukte zu «BOVAER» gibt es nach Erkenntnissen von Valsynthese-Geschäftsführer Max Lauwiner nur wenige. Dabei handle es sich vor allem um pflanzliche Stoffe wie zum Beispiel Seegras, die auf eine ähnliche Wirkung wie 3-NOP abzielen, so Lauwiner.

Zu den Kunden von Valsynthese gehören namhafte Firmen aus der ganzen Welt. Abb. SSE Holding

Der Verwaltungsrat sei sich der Abhängigkeit von DSM bewusst und setze daher auf Diversifikation im Kundenportfolio, so VRP Raymond Loretan. «Wir arbeiten bereits am nächsten Schritt.» Hier kommt Valsynthese die Erfahrung aus dem Sprengstoffgeschäft zugute, denn in den Anfangsjahren produzierte Valsynthese vor allem Nitroglycerin für die Sprengstoffsparte der SSE-Gruppe. Insbesondere in der Nitrierung, Chlorierung, Hydrierung und Phosgenierung zeichne sich das Unternehmen durch seine Expertise aus, bekräftigt auch Max Lauwiner. «Derartige Verfahren erfordern eine sorgfältige Handhabung der Reagenzien und eine genaue Kontrolle der Reaktionsbedingungen», so Lauwiner.

Offen für weitere Zukäufe

Das weitere Wachstum der SSE-Gruppe soll nicht nur organisch, sondern auch durch Akquisitionen und Partnerschaften vorangetrieben werden. Eine Partnerschaft ist das Unternehmen im Dezember 2022 mit dem schwedischen Unternehmen Hytech eingegangen, das neuartige und umweltverträglichere Sprengstofflösungen unter dem Namen «Hypex Bio» entwickelt. Nachhaltigkeit gewinnt für die gesamte SSE Group an Bedeutung. In diesem Jahr wurde eine Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt, die 2024 ausgerollt werden soll. Schon heute bezieht das Walliser Unternehmen 100% seiner Energie aus Wasserkraft. Auch betont die Geschäftsleitung die Bedeutung der Mitarbeitenden immer wieder, indem sie diese als «grosse SSE-Familie» bezeichnet.

In den kommenden Jahren will Raymond Loretan den Transformationsprozess fortsetzen. Er kann sich am Ende vorstellen, dass die SSE Holding AG dann als reine Beteiligungsgesellschaft fungiert und selber nicht mehr operativ tätig ist.

Fazit

Obwohl das Unternehmen in den vergangenen Jahren stets über die Transformation informiert hat, werden die Ergebnisse erst jetzt richtig sichtbar. Deutliche Verbesserungen zeigen sich nicht nur beim Umsatz, sondern auch in der EBIT-Marge, die sich binnen fünf Jahren mehr als verdoppelt hat. Im laufenden Geschäftsjahr sollten, auch dank der Partnerschaft mit DSM, weitere Verbesserungen möglich sein. Dies dürfte sich auch in steigenden Gewinnen widerspiegeln. 2022 lag der Reingewinn mit 4.3 Mio. CHF bereits ein Viertel über dem Vorjahreswert. Es würde nicht überraschen, wenn der Gewinn 2023 auf über 5 Mio. CHF klettert und auch die Dividende nochmals angehoben wird.

Vor etwas mehr als einem Jahr hat sich der SSE-Aktienkurs von seinem langjährigen Seitwärtstrend gelöst und legte über 20% zu. Chart: otc-x.ch

Der Kurs der SSE-Holding-Aktie hat seit Jahresbeginn zugelegt. Zuletzt wurden 3’779 CHF für eine Aktie auf OTC-X gezahlt, was einem Plus von über 15% allein in diesem Jahr entspricht. Gemessen an Kennzahlen wie dem KGV und dem Preis/Buchwert-Verhältnis scheint der Titel mit 26 bzw. 1.9 auf Basis der 2022er Werte nicht mehr ganz günstig. Allerdings ist davon auszugehen, dass sich im laufenden und in den kommenden Jahren der Gewinn schrittweise verbessert. Mit einem EV/EBITDA von 8.9 ist der Titel angesichts der guten Wachstumsperspektiven auch nicht zu teuer. Kommt hinzu, dass im Anlagevermögen von 31.7 Mio. CHF, davon 8.8 Mio. CHF Grundstücke und Gebäude, sicherlich noch stille Reserven schlummern. Für langfristig agierende Investoren mit einem Faible für Value-Aktien ist die SSE-Aktie auch nach dem Kursanstieg seit Jahresbeginn interessant. Bei einer gleichbleibenden Ausschüttung von 75 CHF je Aktie würde der Titel mit knapp 2% rentieren.

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