Schweizer Aktien Favoriten 2023: Oktober-Schock dämpft Anlegerstimmung

Aktienindizes im Rückwärtsgang

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Der Oktober hat die Aktienmärkte durcheinander gewirbelt. Bild: stock.adobe.com

Nach einem schon schwierigen September brachte der Oktober neue Belastungen für die Börse. Die plötzliche Eskalation im Nahen Osten war unerwartet und führte zu neuerlichen Turbulenzen, die nicht nur die Aktien- und Anleihebörsen, sondern auch die Devisen-, Rohstoff- und Energiemärkte erfasste. Auch die Schweizer Aktien gerieten unter Druck.

Die Kursbewegungen von einzelnen Titeln sind mitunter stark ausgeprägt, doch bei den Indizes halten sich die Rückgänge in Grenzen. Der Nasdaq-Index verliert weniger als 2% im Oktober, steht aber immer noch mit einer Jahresperformance von 22,7% deutlich im Plus. Der Spiexx dagegen verliert 3,4% im Oktober und seit Anfang Jahr 4,8%. Je höher die Marktkapitalisierung der Index-Mitglieder, desto geringer der Rückgang. Der Dow-Jones ist im Vergleich zu Anfang Oktober und Anfang Jahr praktisch unverändert. Der DAX verlor im Oktober weniger als 2%, die Jahresperformance beträgt immerhin 6,7%. Allerdings wurden die Jahreshöchststände jeweils im Sommer erreicht, sodass sich der Trendkanal in Richtung Süden verstetigt hat.

Bondmärkte als Frühindikator

Die Aktienmärkte ignorieren den ungebrochenen Trend steigender Zinsen. Die Rendite der 10jährigen US-Staatsanleihen übersprang im Oktober erstmals wieder die 5%-Marke, wenn auch nur kurzzeitig. In den letzten drei Jahren kletterte sie von 0,9% auf aktuell 4,9%. Noch am Jahresanfang waren es 3,7%. Auch der Ölpreis zog seit Sommer von rund 70 USD je Fass auf über 90 USD deutlich an, bewegt sich jedoch aktuell wieder nahe 80 USD. Die Ölpreise sind unverändert ein wichtiger Indikator für die Inflationsentwicklung.

OTC-X Liquidity-Index schwächelt

Selbst der bisher stabile OTC-X Liquidity-Index verlor im Oktober stärker als in den Monaten davor. Die Jahresperformance beträgt nun minus 4,5%. Der Index bewegt sich nur noch minimal über dem Tief vom März 2020. Die Aktienumsätze konzentrieren sich auf wenige Valoren, während die schwindende Anzahl der Abschlüsse zu kürzeren täglichen Transaktionslisten führen. Spitzenreiter im Oktober war die Cham Group mit 7.5 Mio. CHF Umsatz in 93 Abschlüssen, gefolgt von Bobst mit 1 Mio. CHF. WWZ, Regiobank Solothurn und Repower bringen zusammen nochmals 1.5 Mio. CHF auf die Waage, danach wird es dünner.

Der OTC-X-Liquidity-Index ist im Oktober auf einen Tiefstand gefallen. Chart: otc-x.ch

In Warteposition

Alle vier auf OTC-X gehandelten Valoren sind jedoch liquide und wurden auch im Oktober gehandelt. Cendres + Métaux zogen bei geringem Umsatzvolumen leicht an. Der Weleda PS sank bei Umsätzen zwischen ein und fünf Stück je Abschluss bis auf ein Tief von 3’025, wechselte aber zuletzt für 3’200 CHF den Besitzer. Erwartungsgemäss macht sich die neue CEO zunächst einmal mit dem Unternehmen, der Produktion, der Forschung & Entwicklung sowie den Mitarbeitenden vertraut. Potentiell kursbewegende Nachrichten sind nicht ganz so schnell zu erwarten. Da der Aktienmarkt (inklusive PS) jedoch ein Antizipationsmechanismus ist, braucht es eben Geduld, bis mehr Anleger das Transformationspotential erkennen und zu Käufern werden. Angesichts der geringen Liquidität sollte eine weiterhin volatile Kursentwicklung nicht unbedingt überraschen.

Gemischte Performance

Bei Weiss+Appetito bröckelte der Kurs auf 320 CHF ab. Die überschaubaren Umsätze fanden wie bei Weleda überwiegend auf der Geldseite statt. Die Bewertung mit einem KGV von 6 und einem KBV von 0.5 bleibt fast unschlagbar attraktiv. Die Briefseite startet erst bei 346.50 CHF. Wer mehr als 15 Aktien will, muss 360 CHF aufbringen. Bei aventron wechselten rund 15’000 Aktien im Oktober den Besitzer. Die Kurse rangierten von 11.80 CHF bis 12.50 CHF. Am Monatsende stehen 12.30 CHF zu Buche. Neue Engagements drängen sich angesichts des ungebrochenen Abwärtstrends nicht auf. Selbst aussichtsreiche Kandidaten können in den kommenden Wochen noch günstiger werden.

Die heisse Luft entweicht

Das gilt auch für die Aktien des KMU-Universums an der SIX. Mehrheitlich werden Prognosen angesichts der Unsicherheiten nicht gegeben. Enttäuschende Zahlen oder gekappte Zielsetzungen prägen das Bild. Das ganze Ausmass des Abverkaufs wird beispielsweise bei Lonza gut sichtbar. Von den Höchstkursen bei nahe 800 CHF hat sich die ehemalige Lieblingsaktie weit entfernt. Der aktuelle Kurs liegt bereits unter den März-Tiefs des Jahres 2020 bei knapp über 300 CHF.

Brutaler Absturz: Der Lonza-Aktienkurs ist im Oktober massiv eingebrochen. Chart: six-group.com

Barry Callebaut im Brennpunkt

Auch Barry Callebaut verlor weiter und liegt nun 25% unter dem Kurs Anfang Jahr – eine Enttäuschung. Der neue CEO hat bisher auf den 1. November verwiesen, an dem er den Investoren eine Orientierung geben will. Es wird sich dann in den nächsten Tagen zeigen, wie er Barry Callebaut aus der aktuellen Krise führen will und ob die Investoren überzeugt werden können, dass die Strategie zum Erfolg führen wird. Um möglichen weiteren Verlusten vorzubeugen, empfiehlt sich ein Stop-Loss. Sollte die Aktie unter 1’320 CHF fallen, wird sie von der Favoritenliste eliminiert.

Trendwende oder -persistenz?

Natürlich kann es jederzeit zu einer Trendwende in den aktuellen Krisen und auch an der Börse kommen. Diplomatische Verhandlungserfolge, Friedensbestrebungen, weiter sinkende Inflationsraten … . Gegenwärtig jedoch überwiegen die Risiken. Ein unübersehbarer Ausdruck dessen sind die Stärke von USD und CHF, den sicheren Häfen.

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