Wenn es regnet, schneit, kalt und grau ist, dann ist das die Hochzeit für die Thermalbäder in der Schweiz. Die Corona-Krise, die die Bäder-Betriebe in 2020, 2021 und auch noch ins 2022 hinein teilweise hart traf, ist überstanden. Ob in Bad Schinznach, in Bad Zurzach oder in Bad Ragaz, die Unternehmen berichten von Frequenzen wie vor Corona. Aber schon ist die nächste Herausforderung zu meistern. Jetzt sind es die Energiepreise, die die energieintensiven Freizeitanbieter vor neue Herausforderungen stellen.
Energiekosten bleiben Herausforderung
«Das Thema Energiekosten ist weiterhin präsent und beschäftigt uns alle. Aufgrund der aktuellen Situation werden wir per Januar 2024 eine weitere Preisanpassung im Hotel- und Bäderbereich vornehmen», sagt etwa Daniel Bieri, CEO der Bad Schinznach AG. Dem pflichtet Dominik Keller, Geschäftsführer der Therme Zurzach, bei: «Die Energiekosten sind nach wie vor eine grosse Herausforderung und fordern uns stark. Auch im nächsten Geschäftsjahr werden uns die hohen Energiekosten weiter beschäftigen.» Eine moderate Preiserhöhung hat deshalb auch Bad Zurzach vorgenommen. Lukas Kreienbühl, CFO und stv. CEO des Grand Resort Bad Ragaz, sieht hingegen eine gewisse Entspannung: Die Situation bei den Energiepreisen habe sich etwas entschärft, wobei insgesamt die Kostensteigerungen in der Beschaffung weiter eine Herausforderung darstellten. Allerdings musste auch Bad Ragaz in 2023 Preiserhöhungen vornehmen, auch wenn auf der Kostenseite grosse Anstrengungen unternommen worden seien, die Preissteigerungen abzufedern, so Kreienbühl.
Investitionen sichern hohe Frequenzen
Alle drei Unternehmen investieren in die Zukunft. So wird in Bad Ragaz in der öffentlichen Therme (Tamina Therme) von April bis September 2024 während einer Schliessungsphase eine Grossrevision durchgeführt. Die Investitionen belaufen sich auf rund 4 Mio. CHF und sollen sicherstellen, dass die Infrastruktur wieder auf dem neusten Stand ist, sagt Kreienbühl. «Wir blicken zuversichtlich ins kommende Jahr. Insbesondere steht der Hof Ragaz mit den frisch renovierten Zimmern nach der knapp fünfmonatigen Schliessung im 2023 unseren Gästen wieder das ganze Jahr zur Verfügung.»
In Bad Schinznach hat man im laufenden Geschäftsjahr im Bäderbereich in den Unterhalt investiert, wie etwa in die Wasseraufbereitung und in die Instandhaltung der beiden Wärmepumpen, die nun energieeffizienter sind, wie Daniel Bieri herausstreicht. Die Thermalbäder Aquarena fun und Thermi spa sowie die Aquarena Sauna seien in den letzten Jahren stetig aktualisiert worden, um den Gästen ein zeitgemässes Wohlfühlerlebnis in stilvollem Ambiente und mit hochwertigem Ausbaustandard zu bieten.
«Nun planen wir die Erweiterung des Angebotes mit einem Hotel- und Infrastrukturneubau im südöstlichen Bereich des insgesamt 53 Hektar grossen Areals. Im Frühling 2024 starten die Bauarbeiten. Ein Hotel- und Infrastrukturneubau mit neuem Restaurant, neuem Physiotherapie- und Fitnessbereich, 16 Doppelzimmern, einer Junior Suite und 6 Suiten entsteht», skizziert Bieri die Vorhaben für 2024.
In Bad Zurzach wurden vor allem die Aussenanlagen angegangen. «In diesem Jahr haben wir 0.5 Mio. CHF in unsere schöne Parkanlage investiert. Die neuen Liegedecks und Liegen sowie die Kletterwand und der attraktive Balancierpfad kommen bei unseren kleinen und grossen Gästen sehr gut an. Im nächsten Jahr haben wir einen Ausbau des Papa Moll Kinderbereiches geplant. Wir sind aktuell an der Baueingabe, und sobald die Baubewilligung vorliegt, werden wir die Details kommunizieren», sagt Direktor Dominik Keller.
Umgang mit dem Klimawandel
Der Winter hat diesen Dezember mit viel Schnee und kalten Temperaturen begonnen. Dennoch stellt sich auch den Bäderbetreibern die Frage, wie sie mit dem Klimawandel umgehen werden. Dieser erfordere z.B. Überlegungen hinsichtlich der Weiterentwicklung der Parklandschaft in Bad Schinznach, sagt Daniel Bieri. «Das 53 Hektar grosse Areal gilt es so zu pflegen, dass auch zukünftige Generationen davon profitieren können. Beim neuen Hotel- und Infrastrukturneubau als Beispiel wird Gehölz eingesetzt, das nach jetzigem Wissensstand unter den klimatischen Bedingungen bestehen kann.»
Bieri verweist auf das vielseitige Angebot der Bad Schinznach AG in den Kernbereichen Rehabilitationsklinik, Hotel und Thermalbäder. Damit spreche man unterschiedliche Kerngruppen an, unabhängig vom Wetter. Die Gästefrequenzen im Bäderbereich und die gespielten Runden auf dem Kurz-Golfplatz seien abhängig vom Wetter.
Bad Ragaz hebt seine Schönwetteraktivitäten hervor, wie z.B. das Golf-Angebot. «Das Grand Resort Bad Ragaz ist in der glücklichen Lage, den Gästen ein äusserst komplementäres Angebot offerieren zu können. Gerade auch bei heissen Tagen ist der Besuch der kühlenden Taminaschlucht ein wunderbares Erlebnis, ein Ausflug zu Fuss oder mit dem e-Bike in die nahegelegene Bünder Herrschaft oder die 5-Seen-Wanderung im Pizolgebiet», streicht Kreienbühl heraus.
Für Dominik Keller haben die zahlreichen Investitionen in den Aussenbereich, wie zum Beispiel das Naturschwimmbad, die schönen Liegedecks mit den vielen Schattenplätzen, die Aufwertung der Parkanlage, der Kinderspielplatz und die Kletterwand den Sommer in der Therme Zurzach aufgewertet. «Durch diese Massnahmen konnte die Wetterabhängigkeit reduziert werden», so Keller.
Fazit
Dass die Thermalbäder Preiserhöhungen vorgenommen haben, erstaunt nicht angesichts der gestiegenen Energiepreise und der Teuerung. Alle drei Thermalbäder, deren Aktien auf OTC-X gelistet sind, investieren regelmässig und seit Jahren in eine Verbesserung ihrer Infrastruktur. Deshalb können sie jetzt auch wieder die Frequenzen vorweisen, die sie in der Vor-Corona-Zeit zu verzeichnen hatten.
Sie kommen mit ihrem Angebot auch stark dem weiterhin wachsenden Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung entgegen. Vor diesem Hintergrund lohnt sich ein Investment in die Schweizer Thermalbäder. Die Aktie von Bad Schinznach notiert aktuell auf Jahreshöchst. Diejenige von Bad Ragaz bewegt sich derzeit so hoch wie vor einem Jahr. Der Kurs der Aktie von Bad Zurzach gab hingegen im vergangenen Jahr um 10% nach, das ist darauf zurückzuführen, dass 2022 trotzt Rekordumsatz rote Zahlen geschrieben wurden.