Die Schweizer Zucker AG konnte im Geschäftsjahr 2022/23, das am 30. September 2023 endete, einen deutlichen Anstieg beim Umsatz um 28,7% auf 285 Mio. CHF verzeichnen. Nach einer «schwarzen Null» wies der Zuckerproduzent wieder einen Gewinn von 4.5 Mio. CHF aus. Grund dafür war u.a. der deutlich gestiegene Weltmarktpreis für Zucker. Für das laufende Geschäftsjahr zeigt sich das Unternehmen aufgrund der nach wie vor hohen Preise zuversichtlich, auch wenn die produzierte Menge Zucker trotz einer grösseren Anbaufläche zurückging.
«Kampagne» endet im Dezember
Nach der Kampagne ist vor dem Verkauf. So könnte man den Geschäftsverlauf bei der Schweizer Zucker AG am besten beschreiben. Denn die im Frühjahr gepflanzten Rüben werden jeweils im Herbst geerntet. Dann läuft die Produktion in den Werken Aarberg und Frauenfeld auf Hochtouren, Güterwaggons und Traktoren liefern die frisch geernteten Rüben an. Per Ende Dezember ist dann Schluss mit der als «Kampagne» bezeichneten Ernte- und Verarbeitungsphase. Die letzten Rüben sind verarbeitet, der Zucker ist im Lager und wartet auf den Verkauf. Das Geschäftsjahr ist daher entsprechend an diese Zeiten angepasst und endet jeweils Ende September, wenn die neue «Kampagne» beginnt.
227’000 Tonnen Zucker produziert
Wie das Unternehmen kurz vor Weihnachten in einem Aktionärsbrief schreibt, verlief das Geschäftsjahr 2022/23 für den Zuckerproduzenten und auch für die Rübenbauern erfolgreich. Zwar war die Witterung insbesondere wegen mehrerer Hitzewellen sowie ausgesprochener Trockenheit im Sommer 2022 für die Rübenkulturen nicht ideal, doch kurz vor dem Kampagnenbeginn sorgten kräftige Niederschläge nochmals für einen Wachstumsschub. Insgesamt wurden im Jahr 2022 rund 227’000 Tonnen Zucker und 13’000 Tonnen Biozucker produziert. Die Verkaufsmenge lag mit 252’000 Tonnen dann leicht höher als im Vorjahr; es musste Zucker hinzugekauft werden. Der Umsatz stieg kräftig von 221.5 Mio. CHF auf 285 Mio. CHF.
Beträchtliche Mehrkosten belasten
Wegen der grösseren Rübenmenge stieg auch das Rübengeld für die Rübenpflanzer um 17,1% auf 87.1 Mio. CHF an. Zusätzlich zu den höheren Rübengeldern wurde die Erfolgsrechnung vor allem durch «beträchtliche Mehrkosten bei Energie, Frachten und sonstigen Aufwendungen» belastet, wie es in dem Aktionärsbrief heisst. Trotz der deutlich höheren Kosten verhalf nicht zuletzt der gestiegene Zuckerpreis dem Unternehmen zu einem Jahresgewinn von 4.5 Mio. CHF. Der Cashflow stieg um 44,8% auf 25.2 Mio. CHF. Das Eigenkapital kletterte um 4,7% auf 98.5 Mio. CHF. Weitere Details zum Jahresabschluss gab das Unternehmen, das am 22. März 2024 die Generalversammlung durchführen wird, noch nicht bekannt.
«Rübenrüssler» verursacht Schäden
Auch in der per Dezember 2023 beendeten Kampagne wurden die Rübenpflanzer wieder durch witterungsbedingte Schwankungen herausgefordert. Wegen der Trockenheit in den Sommermonaten konnte sich der «Rübenrüssler», ein aus Italien und Südfrankreich stammender Käfer, vermehren und Schäden an den Kulturen verursachen. Insgesamt wurden so in der Kampagne 2023 nur 200’000 Tonnen Zucker (- 11,9%) und 11’000 Tonnen Biozucker produziert. Positiv auf die Zuckerverkäufe dürfte sich der weiterhin hohe Zuckerpreis auswirken. Dieser hat nach Angaben der Schweizer Zucker AG mit 747 US-Dollar je Tonne ein Rekordhoch seit 12 Jahren erreicht. Da laut Prognosen der internationalen Zuckerorganisation im Jahr 2023/24 von einem Produktionsdefizit von 4.4 Mio. Tonnen ausgegangen wird, werde dies den europäischen Markt und die Preise im laufenden Jahr beeinflussen. Hinzu komme, dass die Zuckerexporte aus grossen Produktionsländern infolge dürrebedingter Ertragseinbussen geringer ausfallen könnten.
Fazit
Die hohen Zuckerpreise haben nicht nur den Rübenpflanzern zu besseren Erlösen verholfen, sondern es auch der Schweizer Zucker AG ermöglicht, einen respektablen Gewinn auszuweisen. Auch für das laufende Jahr sind die Aussichten angesichts der gestiegenen Weltmarktpreise positiv, auch wenn die Ernte geringer als im Vorjahr ausgefallen ist und Zucker zugekauft werden muss. Positiv zu erwähnen sind auch die intensiven Nachhaltigkeitsbestrebungen der Schweizer Zucker AG, wo das Unternehmen mit den zwei Holzkraftwerke in Aarberg und Frauenfeld neue Wege in der Energieversorgung beschreitet. Auch die Transporte erfolgen, wo möglich, mit der Bahn. In unserem Nachhaltigkeitsranking erreicht das Unternehmen regelmässig vordere Plätze, zuletzt auf Rang 8.
Die detaillierten Zahlen zum konsolidierten Jahresabschluss liegen derzeit noch nicht vor. Allerdings zeigen die vorläufigen Zahlen, dass die Schweizer Zucker AG wieder auf den Erfolgspfad zurückgekehrt ist. Der Gewinn lag in den letzten fünf Jahren stets nur knapp im positiven Bereich. Nun werden wieder 4.5 Mio. CHF ausgewiesen. Die Aktien der Schweizer Zucker AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt lag der Kurs bei 24 CHF.