Die positive Entwicklung im 1. Halbjahr 2023 setzte sich bei der Saanen Bank in der 2. Jahreshälfte fort. Wie die in der Region Gstaad tätige Regionalbank mitteilte, wurden im Zinsengeschäft im Geschäftsjahr 2023 mit 22.6 Mio. CHF rund 27,2% mehr verdient als im Vorjahr. Trotz niedrigerer Erträge aus dem Kommissions- und dem Handelsgeschäft gelang es, den Reingewinn gegenüber dem Vorjahr um 10,0% auf 3.1 Mio. CHF zu steigern. Die Aktionäre sollen von der guten Entwicklung durch eine um 10 auf 51 CHF erhöhte Dividende profitieren.
Ausleihungen legen um 5,1% zu
Obwohl die Zinsen im vergangenen Jahr deutlich gestiegen sind, konnte die Saanen Bank ein starkes Wachstum bei den Ausleihungen verzeichnen. Diese legten um 5,1% auf 1’433 Mio. CHF zu. Die Kundengelder erhöhten sich nur um 2,5% auf 1’463 Mio. CHF. Die Ausleihungen konnten somit auch 2023 wieder vollständig durch Kundengelder gedeckt werden; der Deckungsrad erreicht komfortable 102%. Aufgrund der Ausweitung des Geschäftsvolumens stieg die Bilanzsumme auf 1’832 Mio. CHF (+ 2,8%). Gestiegen ist auch das Depotvolumen mit einem Plus von 5,4% auf 556.3 Mio. CHF. Dies sei dank des Ausbaus der Vermögensverwaltung möglich gewesen, schreibt die Saanen Bank in ihrer Mitteilung. Hier verweist das Institut auch auf die Performance der Vermögensverwaltungsmandate, mit denen je nach Mandatstyp zwischen 3,1% und 12% erzielt werden konnten.
Zinserfolg legt um 27,2% zu
Die Erfolgsrechnung zeigt ein zweigeteiltes Bild: auf der einen Seite einen Bruttoerfolg aus dem Zinsengeschäft, der aufgrund des gestiegenen Zinsumfelds um 27,2% auf 22.59 Mio. CHF anstieg. Dies gelang trotz eines höheren Zinsaufwands. Wie die Bank in ihrer Medienmitteilung schreibt, werden Spargelder auf dem Konto «Aktivsparanlage» mit 1,5% verzinst; das Sparkonto «flex» biete bei einer Kündigungsfrist von 31 Tagen eine Verzinsung von 1,2%.
Auf der anderen Seite war der indifferente Erfolg leicht rückläufig. Die Erträge aus Kommissionen und Dienstleistungen stagnierten bei 3.67 Mio. CHF; im Handelsgeschäft fiel der Erfolg mit 1.38 Mio. CHF um 9,2% niedriger aus. Kompensiert werden konnte dies teilweise durch einen erhöhten übrigen ordentlichen Erfolg von 883’000 CHF.
Zugelegt hat im Geschäftsjahr 2023 auch der Geschäftsaufwand. Dieser fiel mit 12.23 Mio. CHF um 11,3% höher als im Vorjahr aus. Als Grund nennt die Saanen Bank u.a. eine zusätzliche Einzahlung in die Arbeitgeberbeitragsreserve von 0.7 Mio. CHF (Vorjahr 0.45 Mio. CHF). Mit einem Cost/Income-Ratio von 42,7% (Vorjahr: 46,3%) gehört die Regionalbank im Berner Oberland zu den am effizientesten arbeitenden Regionalbanken.
Reserven grosszügig dotiert und höhere Dividende
Der Geschäftserfolg kletterte um 55,4% auf 11.9 Mio. CHF. Der gute Erfolg veranlasste die Saanen Bank zu einer «grosszügigen Dotierung» der Reserven, was zu einer Erhöhung der anrechenbaren Eigenmittel um 7,9% auf 147.3 Mio. CHF führte.
Unter dem Strich verblieb ein Jahresgewinn, der mit 3.09 Mio. CHF um 10,0% über dem Vorjahreswert lag. Auch die Aktionäre dürfen an dem Erfolg partizipieren. Sie erhalten im 150. Jahr des Bestehens der Bank eine um 10 CHF auf 51 CHF erhöhte Dividende. Die Generalversammlung findet am 12. April statt. Für den 17. Juli ist eine Feier zum 150. Geburtstag der Bank geplant.
Nadja Müller neu in der Geschäftsleitung
Per 1. Februar 2024 kommt es bei der Saanen Bank ausserdem zu Veränderungen in der Geschäftsleitung. Nadja Müller übernimmt die Nachfolge von Urs Zumbrunnen, der per Ende April nach 40 Jahren Betriebszugehörigkeit pensioniert wird. Zudem wird Adrian Di Camillo, Leiter Fachzentrum und seit Sommer 2022 Mitglied der Geschäftsleitung, Stellvertreter von CEO Jürg von Allmen. Allgemein weist die Bank allerdings daraufhin, dass der Fachkräftemangel auch für die Saanen Bank eine Herausforderung ist.
Fazit
Die Zinswende beschert den Regional- und Kantonalbanken einen erfreulichen Ertragsschub im Zinsengeschäft. Bei der Saanen Bank fällt dieser mit einem Plus von über 27% besonders hoch aus. Erfreulich ist zudem, dass es der Bank auch in Zeiten steigender Zinsen und weiterhin hoher Immobilienpreise gelungen ist zu wachsen. Zugute kommt dem Institut, dass es einen hohen Bestand an Kundengeldern hat, welcher die Ausleihungen übersteigt. Auch die anderen Kennzahlen überzeugen.
Addiert man zum ausgewiesenen Jahresgewinn die hohe Einlage in die Reserven für allgemeine Bankrisiken von 6.34 Mio. CHF, beträgt der Jahresgewinn 9.43 Mio. CHF oder 393 CHF je Aktie. Bei Kursen von 4’370 CHF, die zuletzt auf OTC-X für eine Aktie bezahlt wurden, ergibt sich ein moderates Kurs-/Gewinn-Verhältnis von 11. In Bezug auf die anrechenbaren Eigenmittel von 147.25 Mio. CHF beträgt der Buchwert 6’135 CHF je Aktie, was einem Discount von rund 30% entspricht. Beide Werte zeigen, dass die Aktie nach wie vor nicht zu hoch bewertet ist. Lediglich bei der Dividendenrendite, die trotz der Erhöhung der Ausschüttung auf 51 CHF nur 1,2% beträgt, liegt die Saanen-Bank-Aktie hinter vergleichbaren Instituten.
Daher sollte bei einem Kauf der Saanen-Bank-Aktie weniger die Ausschüttung im Vordergrund stehen, sondern stärker die Kursentwicklung. Denn diese folgt dem inneren Wert, der seit Jahren auch durch grosszügige Reservenbildung gestiegen ist. Im Jahr 2023 gehörte die Aktie der Saanen Bank mit einem Plus 11,7% zu den am besten performenden Aktien auf OTC-X.