Mit Erlebnisangeboten und der persönlichen Beratung stemmt sich das Berner Traditionswarenhaus Loeb gegen den Strukturwandel im Detailhandel. Nach dem Ende der pandemiebedingten Massnahmen kamen 2022 die Kunden wieder zurück in die drei Warenhäuser in Bern, Biel und Thun. 2023 hielt der positive Trend nicht mehr an. Die Nettoerlöse gingen um rund 1% auf 75.9 Mio. CHF zurück. Auch das Betriebsergebnis auf Stufe EBIT lag mit 3.5 Mio. CHF um rund 13,3% unter dem Vorjahreswert. Dank eines guten Finanzergebnis gelang es dennoch, für das Geschäftsjahr 2023 wieder ein positives Gruppenergebnis von 2.7 Mio. auszuweisen. Aktionäre und Partizipanten sollen von einer um 1.10 CHF höheren Dividende pro Namenaktie B bzw. PS profitieren.
Wirtschaftliches Umfeld belastet
Wie die Loeb-Gruppe in ihrem Geschäftsbericht schreibt, haben das wirtschaftliche Umfeld mit Inflation, höheren Zinsen sowie die damit verbundenen steigenden Miet- und Lebenshaltungskosten die Kaufkraft und Konsumlust der Gesellschaft beeinflusst. Loeb habe es geschafft, durch die Investitions- und Innovationsprogramme in den letzten Jahren diesen negativen äusseren Einflüssen entgegenzuwirken. Dennoch ging der Nettoerlös in den fünf Geschäften, zu denen auch zwei Maggs-Stores in Bern und Aarau gehören, von 76.7 Mio. CHF auf 75.9 Mio. CHF zurück. Auch die Bruttomarge war mit 45,6% leicht rückläufig.
Beim Betriebsaufwand fiel der um rund 800’000 CHF höhere Personalaufwand ins Gewicht, was zu einem leichten Anstieg auf 32.6 Mio. CHF führte. Das operative Ergebnis (EBITDA) lag mit 12.4 Mio. CHF um 4,3% unter dem Vorjahreswert. Zu den drei Standbeinen der Loeb Gruppe gehört neben dem Detailhandel und der Vermietung von Immobilien auch ein Wertschriftenportfolio von 31.3 Mio. CHF (per Ende 2023), das je nach Entwicklung an den Kapitalmärkten einen Beitrag zum Gruppenergebnis beisteuert. Das breit diversifizierte Wertschriftenportfolio habe von der starken Entwicklung der Märkte gegen Jahresende profitiert und einen positiven Beitrag zum Gruppenergebnis von 1.4 Mio. CHF (Vorjahr: -4.0 Mio. CHF) beigetragen, heisst es im Jahresbericht.
Rooftop-Restaurant Nido eröffnet
Im abgelaufenen Jahr ist auch der mehrjährige Investitionszyklus der Loeb Gruppe zu Ende gegangenen. Nach dem Umbau der drei Warenhäuser erfolgte im Herbst 2023 mit der Eröffnung des Rooftop-Restaurants Nido auf dem Dach des Haupthauses in Bern ein «krönender Abschluss». Das Restaurant mit italienischer Küche bietet 70 Innen- und 70 Aussenplätze sowie eine Rundumsicht auf die Stadt Bern mit Bahnhof, Bundeshaus und Berner Alpen.
Wie das Unternehmen in seinem Geschäftsbericht schreibt, sind sämtliche Liegenschaften der Loeb-Gruppe voll vermietet. Allerdings kam es per 1. Februar 2024 zu einer Bereinigung im Portfolio der Imlo Immobilen AG: die Liegenschaft Schauplatzgasse 22 in Bern wurde für 5.25 Mio. CHF verkauft; für 2024 wird ein Gewinn aus der Transaktion von 0.4 Mio. CHF erwartet. Die 100%ige Tochter Imlo besitzt die Renditeliegenschaften der Gruppe, während das Portfolio der Warlo Immobilien AG die Betriebsliegenschaften umfasst.
Weiterhin stabil zeigt sich mit einer Eigenkapitalquote von 60,5% die Bilanz des Traditionsunternehmens. Hypotheken in Höhe von 70 Mio. CHF stehen Grundstücke und Gebäude mit einem Buchwert von 187.8 Mio. CHF gegenüber.
Fazit
Auch die Loeb Gruppe ist in ihrem Kerngeschäft von der steigenden Inflation und höheren Zinsen im letzten Jahr nicht verschont geblieben. Dennoch konnte sich das Berner Unternehmen in dem schwierigen Umfeld dank seiner klaren Fokussierungsstrategie gut behaupten. Auch in Zukunft werden die Erträge aus dem Detailhandel kaum grosses Wachstum verzeichnen. Der Branchenverband Swiss Retail Federation rechnet mit einer weiteren Konsolidierung im Schweizer Markt. Nicht zuletzt ist auch die Zukunft von Globus nach der Signa-Insolvenz noch ungewiss. Daraus könnten sich wiederum für Loeb Chancen ergeben. Andererseits besteht das Risiko, dass bei einer Schliessung der Globus Warenhäuser die Innenstädte weiter an Attraktivität verlieren, was negative Auswirkungen auch auf die Loeb-Standorte haben könnte.
Dank der drei Standbeine Detailhandel, Immobilien und Wertschriften verfügt die Loeb Holding allerdings über gut diversifizierte Ertragsströme. Auch die solide Finanzierungsstruktur schützt die Anteilseigner vor einer Schieflage. Die Namenaktien B der Loeb Holding wurden zuletzt ausserbörslich auf OTC-X für 245 CHF gehandelt; für die PS wurden 231 CHF bezahlt. Der ausgewiesene Buchwert je PS bzw. Namenaktie B lag per Ende 2023 bei 337 CHF, also deutlich über den aktuellen Kursen. Auch wenn das 2023er KGV mit 41 hoch erscheint, so sind die Aktien bzw. PS mit einer Dividendenrendite von 2,8% (PS) bzw. 2,6% (Namenaktie) nicht zu teuer und gerade für langfristig orientierte Anleger mit einem Faible für Substanzwerte interessant. Allerdings müssen sich Aktionäre mit den Zielen der Hauptaktionärin Nicole Loeb identifizieren, die über die Namenaktien A 79,33% der Stimmen, aber nur 27,74% am Kapital der Gesellschaft hält.