Es war eine kurze und wenig erbauliche Periode an der Schweizer Börse SIX. Am 7. März 2024 sind die Aktien der One Swiss Bank dekotiert worden. Seither werden die Titel ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Kurz vor diesem Abschied präsentierte das Institut noch ansprechende Geschäftszahlen.
Erst im Geschäftsjahr 2022 erreichte das Finanzinstitut nach vier Abschlüssen mit roten Zahlen die Gewinnzone. Für das vergangene Geschäftsjahr wies One Swiss Bank einen Betriebsgewinn (EBITDA) von 16.5 Mio. CHF und einen Reingewinn von 12.0 Mio. CHF aus. Der Gewinn pro Aktie (EPS) erhöhte sich auf 0.77 CHF (Vorjahr 0.04 CHF). Das regulatorische Kapital nahm um 10.4 Mio. auf 46.2 Mio. CHF zu, was einer komfortablen globalen Kapitalquote von 26,7% entspricht, gegenüber 18,5% im Jahr 2022.
Wie bei anderen Schweizer Banken lief auch hier das Zinsgeschäft rund und führte zu einem Wachstum des Ertrages um 51%. Dieser stieg von 28.6 Mio. CHF im Vorjahr auf 43.1 Mio. CHF im Jahr 2023. Zudem vermeldete die One Swiss Bank Neugeldzuflüsse in allen Geschäftsfeldern: 423 Mio. CHF im Wealth Management, 79 Mio. im Asset Management und 135 Mio. bei den Asset Services. Die verwalteten Kundenvermögen (Assets under Management) liegen per Ende 2023 bei 5.04 Mia. CHF (2022: 4.52 Mia. CHF).
Wenig Liquidität an der SIX
Mitte November hatten die Aktionäre des Finanzinstituts an einer ausserordentlichen Generalversammlung (GV) der Dekotierung zugestimmt. Diese GV war auf Betreiben des Hauptaktionärs HPF Holding de Participations de Famille (HPF) einberufen worden. Die Kursentwicklung der Aktie hatte schon länger Unzufriedenheit ausgelöst. Die Underperformance war nach Ansicht der Geschäftsführung auch eine Folge der fehlenden Handelsaktivität.
Noch Ende 2017 notierten die Aktien der One Swiss Bank deutlich über 4 CHF. Bis Mitte April 2020 sank der Wert unter 1.20 CHF. Bis zur GV im vergangenen November kletterte der Kurs auf rund 2.70 CHF und wurde dann durch den Dekotierungsbeschluss nochmals beflügelt. Im ausserbörslichen Handel auf der Plattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) läuft es für die Aktien besser. Am 8. März startete der Handel zu einem Kurs von 3.30 CHF. Mittlerweile hat sich der Wert auf 3.50 CHF verbessert. Damit kommt das Finanzinstitut auf eine Marktkapitalisierung von 53 Mio. CHF, was gemäss Bank aber kaum dem Buchwert entspricht.
Hohe Dividendenrendite
Aus dem Geschäftsverlauf 2023 resultiert eine Dividende in Höhe von 0.15 CHF, hinzu kommt eine ausserordentliche Dividende in Höhe von 0.23 CHF aus den Reserven, die an der ausserordentlichen GV zusammen mit der Dekotierung beschlossen worden ist. Damit ergibt sich auch eine aussergewöhnliche (und einmalige) Dividendenrendite von über 10%.
Das Konstrukt One Swiss Bank blickt auf eine kurze «Börsenkarriere». Die ursprünglich in Lugano domizilierte Bank fusionierte im Sommer 2021 mit der in Genf ansässigen Banque Profil de Gestion, was eine Kotierung an der SIX mit sich brachte. Heute wird die Bank von CEO Grégoire Pennone geführt. Neben dem Hauptsitz in Genf verfügt das Institut über Niederlassungen in Zürich, Lugano und Dubai.
Die One Swiss Bank kann auf eine grosse Bankentradition blicken. Sie entstand im Jahr 2004 aus dem Zusammenschluss der von Robert Pennone und Bénédict Hentsch gegründeten GS Banque (Geneva Swiss Bank, damals noch unter dem Namen Banque Bénédict Hentsch & Cie) mit der 1984 von Giovanni Giacomo Schräemli und Paolo del Bue gegründeten Banca Arner. Die Familie Hentsch gehört zu den ältesten und renommiertesten Bankiers der Schweiz und gründete 1798 die Lombard Odier Darier Hentsch & Cie.
Grosser Familienbesitz, keine Verkaufsabsicht
Die Bank mit ihrem ungewöhnlichen Werdegang hatte keine nennenswerten Vorteile von ihrer Börsennotierung, die sie nach eigener Einschätzung zwischen 300’000 und 500’000 CHF pro Jahr kostete. Das Institut sieht den Abschied von der Börse aber nicht als Schritt in Richtung eines Verkaufs an, da sich das Kernaktionariat nicht ändern wird. Die One Swiss Bank befindet sich zu 66% im Besitz der Familie Pennone und der Familien, die zuvor die Banca Arner und Profil de Gestion besassen.
Kern der Geschäftsstrategie von One Swiss Bank ist die Förderung nachhaltiger Anlagen (ESG) und die vermehrten Bemühungen um institutionelle Kunden. Das Institut geht davon aus, dass Schweizer Pensionskassen einen lokalen, unabhängigen Nischen-Ansatz suchen, wie jener der One Swiss Bank, der sich von den grossen Anbietern unterscheidet.
Noch nicht in Schwung gekommen ist bisher das Auslandsgeschäft in Dubai. One Swiss Bank schreibt, wegen des «schwierigen und sehr wettbewerbsintensiven Marktumfelds» habe es sich langsamer entwickelt als gedacht. «Dennoch halten wir an unseren Anstrengungen fest, in dieser Region zu wachsen.»