Der Aargauer Crevettenzüchter SwissShrimp AG kommt nicht aus den Schlagzeilen. Nachdem die Shrimps nicht schnell genug gewachsen waren und dies im Jahr 2022 zu Ertragsausfällen führte, musste das Start-up mit einer Kapitalerhöhung frisches Geld beschaffen. Anschliessend konnte die Produktion optimiert werden. Dies scheint gelungen, denn das Wachstum der Tiere war Anfang 2024 sogar besser als erwartet und führte zu einem Hilferuf im Onlinemedium 20 Minuten. Seither laufen die Verkäufe gut. Dennoch ist der Lebensmittelproduzent nun in einen Liquiditätsengpass geraten. Jetzt wird zusammen mit Investoren ein Sanierungsplan erarbeitet. Die bisher auf OTC-X gehandelten Aktien bleiben vorerst vom Handel ausgesetzt.
Liquiditätsengpass entstanden
Obwohl das Unternehmen dank der Kapitalerhöhung im Jahr 2023 frische Mittel im Volumen von 1.5 Mio. CHF erhalten hat, reichen diese offenbar nicht aus. Das Ziel bei der Kapitalerhöhung waren seinerzeit 3 Mio. CHF gewesen. In einem kürzlich versandten Aktionärsbrief schreibt SwissShrimp denn auch, dass der operative Erfolg noch nicht ausreiche, um die monatlichen Produktionskosten zu decken. Entsprechend sei die Liquiditätssituation nun äusserst schlecht geworden. Es gebe auch Betreibungen gegen die Gesellschaft. Bis zum 22. April müssten die offenen Rechnungen beglichen werden. Sonst drohe der Konkurs. Doch soweit kommt es vorerst wohl nicht. «Dank Unterstützung aus dem Aktionariat und von Partnern ist der Konkurs vorläufig abgewendet», teilt der neue Geschäftsführer Matthias Laube mit. Mehr will er auch auf Nachfrage von schweizeraktien.net dazu nicht sagen. «Sobald wir Konkretes zur Reorganisation haben, informieren wir wieder», heisst es in einer Medienmitteilung, die er versandt hat.
Hohe Schulden, aber auch hohe Nachfrage
Gemäss einem Bericht in der Aargauer Zeitung soll es auch sonst finanziell für das Unternehmen nicht gerade rosig aussehen. Der Bericht verweist auf kurzfristige und bis Dezember 2024 rückzahlbare Darlehen über 565’000 CHF sowie Fremdkapital und Bürgschaften von total 6.5 Mio. CHF, die im Zeitraum Juli 2025 bis November 2029 fällig werden. Dass es Aquakulturen trotz ihrer nachhaltigen und lokalen Produktion in der Schweiz nicht leicht haben, darüber berichtete auch die NZZ am Sonntag. Eine der grossen Herausforderungen ist dabei auch die Aufbereitung von Salzwasser, das in der Schweiz nicht direkt aus dem Meer bezogen werden kann. Ausserdem leiden die Schweizer Aquakulturen unter den günstigen Preisen von Wildfang und Importen. Dennoch sind die Konsumenten offenbar bereit, die deutliche höheren Preise für nachhaltig produzierte Schweizer Shrimps zu zahlen. Laut dem Aktionärsbrief der SwissShrimp sollen sämtliche erntereife Crevetten vor Ostern verkauft worden sein.
Ob Verwaltungsrat, Management und Investoren nun Wege finden, um die SwissShrimp AG zu retten, ist derzeit noch offen. Angesichts der hohen Schuldenlast ist es durchaus denkbar, dass es zu einer Sanierung mit Kapitalschnitt kommen wird. Für die derzeitigen Aktionäre wäre dies wenig erfreulich, da sie einen grossen Teil ihres Investments abschreiben müssten. Der Handel mit den Aktien ist auf Wunsch der Gesellschaft vorerst eingestellt. Auf Nachfrage teilt SwissShrimp-CEO Matthias Laube mit: «Im Rahmen der weiteren Schritte dieser Reorganisation wird bestimmt auch die Wiederaufnahme des Handels fixiert, derzeit ist dazu aber noch nichts bekannt.»