In der Plaston Gruppe sorgt das Geschäft mit den Luftbehandlungsgeräten immer wieder für ein Auf und Ab. Noch während der Corona-Pandemie verzeichnete die Tochterfirma Boneco in diesem Geschäftsbereich Umsatzrekorde. Insbesondere in den USA lief es rund. Doch seit zwei Jahren kommt dieses Geschäft nicht mehr vom Fleck. Letztes Jahr entschied der Verwaltungsrat, Boneco zu restrukturieren. Wie Plaston in einem aktuellen Aktionärsbrief schreibt, werden die Aktivitäten von Boneco in den USA mit sofortiger Wirkung eingestellt. Einmalige Wertberichtigungen und Schliessungskosten sollen die Erfolgsrechnung 2023/24 nochmals belasten.
US-Geschäft wurde vor fünf Jahren zugekauft
«Die Marktbedingungen in den USA haben sich in den letzten Monaten weiter verschlechtert, und im zweiten Halbjahr verzeichnete der Geschäftsbereich Boneco in den USA einen erheblichen Umsatzrückgang», heisst es in dem Aktionärsbrief. Gleichzeitig sei mit hoher Wahrscheinlichkeit in den USA eine erneute Einführung von Strafzöllen zu erwarten. Aufgrund dieser Umstände sei es nicht mehr möglich, den Standort in den USA nachhaltig und wirtschaftlich weiterzuführen, so Plaston in dem Aktionärsbrief. Erst im Mai 2019 hatte die Plaston Gruppe die Aktivitäten von Envion mit den Marken Therapure, Ionic Pro, Allergy Pro und Four Seasons in den USA im Rahmen einer Wachstumsstrategie übernommen. Boneco sorgte anschliessend für einen kräftigen Umsatzzuwachs in der Gruppe. Doch seit knapp zwei Jahren harzt das Geschäft wieder. Insbesondere in den USA machen die Strafzölle zu schaffen. Mit Blick auf die vergangenen Jahre war Boneco nicht der erhoffte Wachstumstreiber für die Plaston-Gruppe (siehe Grafik).
Weitere Wertberichtigungen und Schliessungskosten belasten
Nun erfolgt also der Abschied aus dem US-Geschäft. Dieser wird die Erfolgsrechnung der Plaston Gruppe für das Geschäftsjahr 2023/24, das am 31. März 2024 endete, stark belasten, wie das Unternehmen in seinem Aktionärsbrief schreibt. Es würden einmalige Wertberichtigungen und Schliessungskosten anfallen, heisst es. Bisher hatten die Plaston Gruppe mit Sonderkosten von 3 Mio. CHF für die Restrukturierung gerechnet. Ausserdem hätten Effekte wie die Rückbuchung des ursprünglich mit dem Eigenkapital verrechneten Goodwills aus der Akquisition des US-Geschäfts einen negativen Einfluss auf das Ergebnis, was allerdings keinen Einfluss auf den Cashflow haben werde. Hingegen rechnet die Plaston Gruppe mit einem positiven Cashflow aus dem Abbau der Lagerbestände.
Erste Lichtblicke bei der Plaston AG
Auch in der Schweiz treibt der Kunststoffverarbeiter die Restrukturierung der Boneco AG weiter voran. Bereits im abgelaufenen Geschäftsjahr 2023/24 sei dank eines strikten Kostenmanagements, dem Abbau von Lagerüberbeständen sowie einer Verbesserung der Bruttomarge ein positiver Cashflow erzielt worden. Zudem soll sich die Straffung des Produkteportfolios in den nächsten Monaten positiv auswirken. Belastet werde die Jahresrechnung wie bereits im Halbjahresbericht erwähnt auch hier durch Wertberichtigungen auf den Lagerbeständen und immateriellen Anlagen. Wie das Unternehmen weiter schreibt, habe der Geschäftsbereich Plaston im zweiten Halbjahr 2023/24 eine Stabilisierung der Ergebnisse erreicht, und auch auf der Umsatzseite würden sich erste Lichtblicke zeigen. «Mit der Schliessung der Aktivitäten des Geschäftsbereiches Boneco in den USA will die Plaston Gruppe die verfügbaren Ressourcen effizient nutzen und sich auf profitable Kernmärkte konzentrieren», schreibt das Unternehmen.
Fazit
Die Schliessung des US-Geschäfts von Boneco hat zwar lange auf sich warten lassen, ist aber, wenn auch schmerzhaft, der richtige Schritt. Mit Ausnahme des Corona-Jahres hat die Expansion von Boneco in die USA der Unternehmensgruppe nicht den erhofften Wachstumsschub gebracht. Gewachsen ist hingegen in den vergangenen Jahren nur der Geschäftsbereich Plaston. Es ist daher folgerichtig, dass sich das Unternehmen erstmal auf die profitablen Kernmärkte fokussiert. Ob die Gruppe mittelfristig an dem verbliebenen Boneco-Geschäft festhalten möchte, dazu gibt sie keine Auskunft. Es ist aber nicht auszuschliessen, dass sich die Plaston Holding eines Tages nur noch auf den stets profitablen Bereich der Plaston AG mit Kunststoffverpackungen und technischen Teilen konzentriert. Der jetzige Schritt mit dem Ausstieg aus dem US-Geschäft von Boneco könnte sich also durchaus als Befreiungsschlag erweisen. Denn im Jahresabschluss 2023/24 dürfte die Gruppe nochmals «Tabula rasa» machen; dieser wird vermutlich tiefrot ausfallen. Anschliessend wäre allerdings die Basis für ein profitables Wachstum vor allem durch die Plaston AG gelegt. Dank einer soliden Eigenkapitalquote von über 50% wird das Unternehmen die abermaligen Wertberichtigungen verkraften können.
Die Aktien der Plaston Holding AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 3’400 CHF für eine Aktie bezahlt. In den letzten drei Jahren hat der Aktienkurs um rund einen Drittel verloren. Per Ende September 2023 betrug das Eigenkapital 3’826 CHF pro Aktie. Der Jahresabschluss 2023/24 dürfte das Eigenkapital nochmals weiter reduzieren. Allerdings nimmt der niedrige Aktienkurs bereits einen Teil des zu erwartenden negativen Ergebnisses vorweg. Die Aktien der Plaston Holding AG sollten daher ihren Boden gefunden haben. Bis es zu einem weiteren Kursanstieg kommt, müssen sich aber die eingeleiteten Massnahmen als erfolgreich und die Erholung des Kunststoffgeschäfts der Plaston AG als nachhaltig erweisen.