Bereits Anfang Januar 2024 kündigte die Rigi Bahnen AG neue Rekordzahlen bei Umsatz und Gewinn für das Geschäftsjahr 2023 an. Der jüngst publizierte Geschäftsbericht bestätigt die provisorischen Eckwerte: Der Umsatz stieg um 15,0% auf 34.9 Mio. CHF, der operative Gewinn auf Stufe EBITDA lag mit 10.5 Mio. CHF um 22,1% über dem bereits guten Vorjahreswert. Unter dem Strich verblieb ein Jahresgewinn von 5.1 Mio. CHF (+17,2%). Das Plus wäre noch deutlich höher ausgefallen, denn 2022 trugen noch ausserordentliche Erträge in Höhe von 925’000 CHF aus pandemiebedingten Zahlungen zum Gewinn bei. Für die Aktionäre gibt es erstmals seit 2019 wieder eine Dividende. Diese beträgt 20 Rappen pro Aktie.
910’000 Reisende auf der «Königin der Berge»
Fast 80% des Nettoerlöses der Rigi Bahnen stammen aus dem Reiseverkehr. 2023 nutzen 910’000 Reisende (+12,6%), gemessen an den Ersteintritten, die Zahnradbahnen von Vitznau und Art-Goldau bzw. die Luftseilbahn von Weggis, um die «Königin der Berge» zu besuchen. Der Nettoerlös im Reiseverkehr legte daher um 15,2% rund 27,9 Mio. CHF zu. Gründe für den Erfolg sind einerseits das gute Wetter, andererseits die Akzeptanz des Schweizer Generalabonnements (GA) bei den Bahnen. Ein Vorteil für die Rigi Bahnen ist es auch, dass diese schon immer stark auf das Sommergeschäft fokussiert waren. Daher beeinflusst geringer Schneefall das Geschäftsergebnis nur wenig. Mit dem Skisport allein sei es nicht möglich, im Winter eine ähnlich gute Rendite wie in den Sommermonaten zu erzielen, so Verwaltungsratspräsident Karl Bucher im Geschäftsbericht. Und CEO Frédéric Füssenich fügt hinzu: «Die Rigi ist das ganze Jahr ein perfekter Wanderberg, egal ob mit viel, wenig oder gar keinem Schnee.» Sicherlich auch dank des GA stellen Schweizer auf der Rigi mit einem Anteil von rund 70% nach wie vor die grösste Gästegruppe dar, auch wenn Reisende aus den europäischen Nachbarländern, den USA und Korea zu der guten Entwicklung im 2023 ebenfalls beigetragen haben.
Kräftig zugelegt haben mit einem Plus von 35,0% auf 1.6 Mio. CHF auch der Handelsertrag sowie mit plus 14,6% der Ertrag aus der Gastronomie. Einen massgeblichen Beitrag zum Umsatz in den Dienstleistungszentren mit integrierten Shops soll das Zentrum im sanierten Stationsgebäude auf Rigi Kulm beigetragen haben. In der Gastronomie betreiben die Bahnen u.a. das Restaurant Lok 7 und das Rigi Bistro auf Rigi Kulm, während die Hotels und andere gastronomische Angebote durch Dritte betrieben werden, die in der Vermarktungsorganisation Rigiplus AG zusammengeschlossen sind.
Energiekosten haben sich fast verdoppelt
Ein Blick in die Erfolgsrechnung zeigt, dass die Erlöse deutlich stärker gewachsen sind als der Aufwand. Einzig der Energieaufwand hat sich mit 1.6 Mio. CHF im Vergleich zum Vorjahr (797’000 CHF) fast verdoppelt. Der Personalaufwand stieg hingegen nur um 8,6% auf 15.1 Mio. CHF an, und auch der Anstieg beim übrigen Betriebsaufwand lag mit plus 6,4% im Rahmen. Das EBITDA von 10.5 Mio. CHF liess Abschreibungen in Höhe von 4.9 Mio. CHF (+2,8%) zu. Höher als im Vorjahr fiel der Finanzaufwand mit 521’000 CHF (+29,9%) aus, sodass der Vorsteuergewinn (EBT) mit 5.1 Mio. CHF um 49,1% über dem Vorjahreswert lag.
Dank des Jahresgewinns von 5.1. Mio. CHF konnte das Eigenkapital um 13,5% auf 44.6 Mio. CHF erhöht werden und beträgt nun knapp 54,0% der Bilanzsumme. Insgesamt wurden 2023 6,7 Mio. CHF investiert, davon der Grossteil in die Ausbauten der Perronanlagen auf Rigi Staffel und Rigi Kaltbad, die Aufwertung der Wege auf Rigi Kulm, die Gebäuderenovierungen bei der Station Kulm sowie das Projekt der Gondelbahn Weggis – Rigi Kaltbad. Die grossen Investitionen stehen allerdings erst in den kommenden Jahren mit der neuen Pendelbahn von Weggis nach Rigi-Kaltbad an, die 2027 nach dem Auslaufen der jetzigen Betriebsbewilligung erneuert und im Frühsommer 2028 eröffnet werden soll.
Optimismus auch für 2024
Im laufenden Geschäftsjahr geht es an der Rigi offenbar nahtlos weiter. Wie das Unternehmen in seinem Geschäftsbericht schreibt, hätten die ersten Monate des Geschäftsjahres für Optimismus gesorgt. Bei den Besucherzahlen rechne man mit einem vergleichbaren Niveau wie 2023. Auch dank der Akzeptanz des Swiss Travel Passes, dem temporären GA für ausländische Gäste, liege man im Trend.
Fortschritte haben die Rigi Bahnen auch im Bereich der Nachhaltigkeit gemacht. Im Geschäftsbericht stellt das Bahnunternehmen einen Teil seiner Massnahmen in diesem Kontext vor. So wurde eine Elektroheizung im Stationsgebäude Rigi-Kulm durch eine Luft-/Wasser-Wärmepumpe ersetzt, die durch Rekuperation der neuen talfahrenden Gelenktriebwagen Strom der bergwärts fahrenden Züge ins eigene Netz abgibt, der Geschäftsbericht nur noch online publiziert, um Papier zu sparen, und eine Auszeichnung beim Swiss Arbeitgeber Award gewonnen. Ausserdem sind die Rigi Bahnen mit dem Swisstainable Label «Leading» des Schweizerischen Tourismusverbands STV zertifiziert worden, was dem höchsten Standard in der Schweizer Tourismusbranche entspricht.
Fazit
Die Rigi Bahnen AG ist gut unterwegs. Dies hatte sich bereits im vergangenen Jahr abgezeichnet. Mit einer EBITDA-Marge von 30,1% hat das Unternehmen den höchsten Wert der letzten fünf Jahre erreicht, liegt aber dennoch hinter den – wesentlich grösseren – Jungfraubahnen (50,1%) und auch den Pilatus-Bahnen (37,6%). Allerdings akzeptieren die Rigi Bahnen auch das GA, was zu einem geringeren Durchschnittsertrag pro Gast führen dürfte. Bei der Jungfraubahn erreicht dieser 135 CHF, bei den Pilatus-Bahnen liegt er bei 52 CHF und bei den Rigi-Bahnen nur bei 38 CHF. Dies zeigt allerdings auch, dass die Rigi Bahnen noch Potenzial nach oben haben. Angesichts eines Anteils von rund 70% bei den Schweizer Gästen besteht auch noch Aufholpotenzial bei Gästen aus den Fernmärkten, was sich durchaus positiv auf den Durchschnittsertrag pro Gast auswirken könnte. Hinzu kommen die Tarifanpassungen im Jahr 2023, welche sich 2024 positiv auf die Erlöse auswirken dürften.
Bei aktuellen Kursen von 9.85 CHF, die zuletzt für eine Rigi-Bahnen-Aktie auf OTC-X gezahlt wurden, beträgt das 2023er Kurs-/Gewinn-Verhältnis gerade einmal 7. Der Buchwert pro Aktie liegt mit 12.40 deutlich über dem aktuellen Kurs. Mit einer Dividendenrendite von 2,0% gehört der Titel zwar nicht zu den Dividendenperlen. Allerdings erfolgt die Ausschüttung aus den Kapitaleinlagereserven und ist damit für Personen mit Wohnsitz in der Schweiz steuerfrei. Aktionäre mit mehr als 175 Aktien können zwischen einer Bar-Ausschüttung oder Aktionärs-Tageskarten wählen. Angesichts der anstehenden Investitionen in den kommenden Jahren ist allerdings selbst bei einem weiterhin guten Geschäftsverlauf nur mit moderaten Erhöhungen der Dividenden zu rechnen. Dennoch sollte sich der Aktienkurs, der bisher noch nicht auf die guten Geschäftszahlen reagiert hat, mittelfristig dem Buchwert von 12.40 je Aktie annähern.