Kongresshaus Zürich: Das Geschäft läuft noch nicht

Auch ohne Pandemie-Einflüsse sinken die Einnahmen. Die Gastronomie erreicht die Ziele nicht, und die Events bleiben sogar hinter 2022 zurück.

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Im Gastrobereich des Restaurants Lux läuft es dem Unternehmen nicht wie erhofft. Quelle: Kongresshaus Zürich

Es war das erste Jahr ohne Corona-Einfluss, trotzdem reduzierten sich im Geschäftsjahr 2023 die Einnahmen der Kongresshaus Zürich AG im Vergleich zum Vorjahr leicht. Der Umsatz fiel mit 17.0 Mio. CHF fast gleich hoch aus wie im Geschäftsjahr 2022 (17.1 Mio. CHF), als das erste Halbjahr noch stark von den Auswirkungen der Coronapandemie belastet gewesen war. Eine Rückkehr zum Normalbetrieb hat die Betreibergesellschaft bereits bei der Wiedereröffnung nach Umbau und Corona-Pandemie erst für das Geschäftsjahr 2024 erwartet. Unter dem Strich ist die Gesellschaft fast auf Kurs. Der Fehlbetrag ist weiter reduziert worden. Nach 5.3 Mio. im Jahr 2021 und 2.5 Mio. CHF im Jahr 2022 betrug der Reinverlust im vergangenen Jahr noch 770’000 CHF. Damit lag der Fehlbetrag jedoch über Budget.

Keine Dynamik im Tagesgeschäft

Im Tagesgeschäft sind noch kaum grosse Fortschritte ersichtlich – teilweise gar Rückschritte. Das ist auch dem Umstand zuzuschreiben, dass in der Region Zürich die Konkurrenz im Eventgeschäft gross ist, auch weil in den vergangenen Jahren zahlreiche neue Lokalitäten eröffnet wurden. Im Circle am Flughafen Zürich und mit der Samsung Hall in Stettbach haben sich moderne, neue Event Locations etabliert. Aber auch bestehende Veranstaltungsorte wie die ABB-Hallen in Oerlikon, die Hotels Dolder und Marriott haben ihr Angebot verbessert.

Mit 5.4 Mio. CHF lagen die Einnahmen im Bereich Veranstaltungen um 0.4 Mio. CHF hinter dem Vorjahr zurück. Ins Auge fällt dabei, dass der Waren- und Materialaufwand in diesem Segment im Vergleich zum Vorjahr trotzdem um einen Viertel zunahm. Die Zürcher schneiden auch deutlich schlechter ab als der vergleichbare Standort in Bern. Der Bereich Kongresszentrum des Kursaals Bern generierte im vergangenen Geschäftsjahr ein Umsatzwachstum von 19,1% auf 16.4 Mio. CHF.

Restaurant Lux soll bekannter werden

Im Segment Gastronomie kletterten die Einnahmen von 10.3 Mio. im Vorjahr auf 11.0 Mio. CHF im Geschäftsjahr 2023. Damit blieb das Resultat hinter den Prognosen zurück. Dem Geschäftsbericht kann man entnehmen, dass das Mittagsgeschäft und der Brunch am Wochenende im Restaurant Lux zufriedenstellend ausfallen, das Abendgeschäft aber noch unbefriedigend ist. Im zweiten Semester 2023 sei deshalb ein Optimierungsprojekt initiiert worden, um «das Abendgeschäft zu beleben, den Umsatz zu steigern und die Bekanntheit des Restaurants zu erhöhen».

Der Dienstleistungsertrag erreicht mit 0.5 Mio. CHF nur noch die Hälfte des Vorjahresniveaus. Das ist mit dem Übertrag des Facility Management an die Kongresshaus Stiftung zu erklären. Mit der Sanierung von 2022 ist der Betrieb von Kongresshaus und Tonhalle finanziell getrennt worden. Das Kongresshaus wird durch die Kongresshaus Zürich AG organisiert, die Tonhalle-Gesellschaft Zürich AG ist alleinige Mieterin des Tonhalle-Gebäudeteils. Auf der Kostenseite konnten der Personalaufwand um 0.9 Mio. CHF und der Betriebsaufwand um 0.7 Mio. CHF reduziert werden. Der Personalbestand wurde im Verlauf des Jahres von 94 auf 77 Festangestellte verkleinert. Hinzu kommt noch der Vorjahreseffekt des neuen Mietvertrages mit 0.3 Mio. CHF, was zur Verbesserung des Resultates beitrug.

Im Blick der Stadtpolitiker

Die Gesellschaft steht seit längerem im Fokus der Politik: Die Stadt Zürich bewahrte das Kongresshaus im Jahr 2022 vor dem Konkurs. An einer ausserordentlichen Generalversammlung im November 2022 stimmten die Aktionäre Bilanzmassnahmen zur Sanierung zu. Dabei erfolgte zuerst ein Kapitalschnitt. Die 5’000 Aktien mit einem Nominalwert von 1’000 CHF wurden auf nominal 100 CHF herabgesetzt. Das Aktienkapital reduzierte sich dadurch von 5 Mio. auf 500’000 CHF. In einem zweiten Schritt wurde das Aktienkapital wieder auf 5 Mio. CHF erhöht. So flossen der Gesellschaft 4.5 Mio. CHF zu, und die Stadt Zürich, die alle Aktien zeichnete, die keine Käufer fanden, stieg mit fast 82% zur Mehrheitsaktionärin auf.

Das Kongresshaus stand bereits im März 2021 vor dem Konkurs. Dieser konnte dank eines städtischen Kredits über 1.9 Mio. CHF abgewendet werden. Als die Coronapandemie die Messe- und Eventbranche ausbremste, war das Haus am Zürichseeufer bereits geschwächt: Kongresshaus und Tonhalle waren ab 2017 umgebaut und saniert worden, wegen Bauverzögerungen konnte der Betrieb erst ein Jahr verspätet im September 2021 wieder aufgenommen werden. Im Stadtparlament wurden anlässlich dieser «Rettungen» von links bis rechts Befürchtungen laut, dass sich das Kongresshaus zum «Fass ohne Boden» entwickeln könnte.

Zur Liquiditätssicherung hat die Kongresshaus Zürich AG einen verbürgten Covid-19-Kredit mit einer Kreditlimite von 2.5 Mio. CHF in Anspruch genommen. Davon sind 85% mit 0,5% zu verzinsen. Auf den restlichen 15% der Kreditlinie gelangt der von der Bank veranschlagte Zinssatz von aktuell ebenfalls 0,5% zur Anwendung. Das Unternehmen beabsichtigt, den Kredit bis zur Fälligkeit per Ende September 2024 zurückzuführen.

Fazit

Für die Investoren sind die Aktien nicht attraktiv. Auf der Plattform OTC-X der Berner Kantonalbank (BEKB) notieren die Titel auf 85 CHF deutlich unter dem Niveau der Kapitalmassnahme von November 2022 (100 CHF). Einerseits wird die Gesellschaft vom Hauptaktionär Stadt Zürich dominiert. Dieser ist nicht für die Pflege des Shareholder-Values bekannt. Andererseits kann man vorerst auch keine Ausschüttung erwarten. Für die Dauer der Inanspruchnahme des Covid-19-Kredits darf das Unternehmen keine Dividende und Tantiemen ausschütten und keine Rückzahlung von Kapitaleinlagen vornehmen. Eine Ausschüttung ist angesichts des Geschäftsverlaufs vorerst auch wenig realistisch. Die Hoffnungen ruhen jetzt auf Michel Loris-Melikoff, der im Dezember 2023 Roger Büchel als CEO ablöste. Doch die Marktanteile im umkämpften Markt Zürich zu steigern, dürfte eine Herkulesaufgabe werden.

Chart Kongresshaus Zürich
Aktienkurs Kongresshaus Zürich AG in CHF. Chart: otc-x.ch

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