Per Saldo zeigten die internationalen Aktien-Indizes auch im Monat Mai einen ungebrochenen Aufwärtstrend. Die Zuwächse bewegen sich zwischen 1,5% beim S&P 500 und dem Schweizer Small- und Mid-Cap Index SPIEXX bis zu 2,4% beim DAX. Der Nasdaq liegt dazwischen mit 2%.
In der Betrachtung seit Anfang Jahr ist das Bild differenzierter. Während die amerikanischen Indizes und der DAX zwischen 9% und 11% zulegten, steht der SPIEXX nur um vergleichsweise bescheidene 3,8% höher. Dabei mögen die Entwicklung an den Devisenmärkten und der eher unsichere Inflations- und Zinsausblick in den USA und in der EU eine Rolle spielen. Die Gründe für weiter steigende Kurse an den europäischen Aktienmärkten sind vielfältig: Zinssenkungsfantasie, tiefe Bewertungen, positives Momentum. Doch ebenso schwer wiegen die Gegenargumente: schwache Konjunktur, hartnäckige Inflation, Korrekturbedarf nach sieben Monaten mit steigender Tendenz. Das internationale Umfeld ist von den Europawahlen am 9. Juni, den Präsidentschaftswahlen in den USA sowie den kriegerischen Konflikten geprägt. Positive wie negative Impulse sind gleichermassen wahrscheinlich.
Dekotierung und Abspaltung – die Trends verstärken sich
Die Unsicherheiten im Grossen finden auch auf der Ebene der Unternehmen ihren Niederschlag. Dividendenkürzungen, Entlassungen und Restrukturierungen sind nicht mehr so selten geworden. Manche Unternehmen fällen weitreichende Entscheidungen wie Lalique, die sich nach nur sechs Jahren an der SIX von der Börse verabschiedet oder der Mischkonzern CPH Chemie + Papier, der zwar an der Börse bleibt, jedoch mit den Papieraktivitäten einen Geschäftsbereich abspaltet. Die Aktien der neu geschaffenen Perlen Industrieholding werden voraussichtlich ab 25. Juni ausserbörslich gehandelt werden.
Die Small-Cap Malaise
Auf der Favoritenliste haben sich die Kurse im Mai tendenziell verbessert. Barry Callebaut scheint nach dem tiefen Kurssturz die Richtung gewechselt zu haben. Es bleibt aber noch viel Spielraum nach oben. Der News-Flow dürfte positiv ausfallen, da sich die Ergebnisse infolge der Restrukturierung wohl verbessern werden. Die drei weiteren SIX-kotierten Aktien bewegen sich einstweilen unterhalb des Niveaus vom Jahreswechsel, wodurch ihre Attraktivität zugenommen hat. Die relativ geringe Liquidität trägt wesentlich zu der volatilen Kursentwicklung bei.
Rückzug von der Börse
Das Umfeld für Small- und Mid-Caps ist wenig konstruktiv. Deshalb ziehen sich immer mehr Unternehmen wie aktuell Lalique und zuvor Datacolor, Von Roll und One Swiss Bank von der Börse zurück. Dazu kommen noch Übernahmen wie bei Schaffner und Fusionen wie bei Starrag/Tornos. In Summe sind mehr Abgänge von der SIX zu verzeichnen als Neuzugänge. Immerhin kündigte auch der neue Börsenchef der SIX an, ein günstigeres Börsenumfeld für KMU schaffen zu wollen. In einem Bild zeigt der langfristige Kursverlauf der an der SIX kotierten Beteiligungsgesellschaft Nebag, ein Spezialist für langfristige KMU-Beteiligungen, den Trend. 2007 wurden Kurse über 18 CHF verzeichnet, 2018 immerhin 12 CHF, jetzt ist die Aktie an einem All-Time-Low von 7.25 CHF angelangt. Allerdings hat das Unternehmen zwischenzeitlich jährlich hohe Ausschüttungen von mindestens 4% des NAV getätigt, die den innländischen Aktionärinnen und Aktionären bisher steuerfrei zugeflossen sind, was die Kursbverluste allerdings nur teilweise ausgleicht.
Entwicklung nach fünf Monaten
Während die Durchschnitts-Performance der vier börsenkotierten Aktien mit -10,9% schlechter als die des Referenzindex SPIEXX mit 3,8% ausfällt, ist das Bild am ausserbörslichen Markt gerade umgekehrt. Der OTC-X Liquidity Index steht am 31. Mai 1,2% höher als Anfang Jahr, die vier Favoriten legten jedoch durchschnittlich 8,3% zu. Bemerkenswert ist der Turnaround beim Weleda PS, der nach Vorlage des Geschäfts- und Nachhaltigkeitsberichts für 2023 inzwischen wieder über 4000 CHF gehandelt wird. Die weiteren Perspektiven wurden auf schweizeraktien.net in dem Artikel «Turnaround vollzogen – Wie geht es weiter» untersucht.
Zugang und Abgang im ausserbörslichen Handel?
In den letzten Jahren hat sich die Kursliste auf OTC-X scheinbar verlängert. Bobst war ein wichtiger Neuzugang. Dann folgte One Swiss Bank. Und jetzt kommt mit der Perlen Industrieholding ein weiterer Titel dazu. Es gibt aber auch Abgänge wie zuletzt von Thurella Immobilien. Nach der Übernahme des operativen Geschäfts des ehemaligen schweizeraktien.net Favoriten Thurella (Biotta) durch Orior blieb das Immobilienvermögen weiterhin in der AG, deren Aktien unter neuem Namen, Thurella Immobilien, weiterhin gehandelt wurden. Jetzt wurde die Gesellschaft letztlich aufgelöst, die Aktionäre erhielten eine Liquidationsdividende von 3.02 CHF sowie die Rückzahlung des nominellen Kapitals von 0.25 CHF, jeweils je Aktie. Davor hatte sich die Aktie lange bei 2.10 CHF bewegt. Alles zu der spannenden OTC-X Erfolgsgeschichte Thurella findet sich im Archiv von schweizeraktien.net.