Weleda: Naturkosmetikfirma bleibt 2024 auf Wachstumskurs

Neues Führungsteam um Tina Müller stellt sich den Fragen der Aktionäre

0
388
Zufriedene Gesichter bei Verwaltungsrat und Geschäftsleitung der Weleda AG nach der vierstündigen Generalversammlung. Bild: schweizeraktien.net

In einer rund vierstündigen Generalversammlung skizzierten die neue CEO von Weleda, Tina Müller, und ihr Team die ambitionierten Wachstumsschritte für den deutsch-schweizerischen Naturkosmetik- und Arzneimittelhersteller. Die 55-jährige Deutsche, die zuvor die Parfümeriekette Douglas geführt und als Marketingchefin für die Automarke Opel tätig war, schaffte es am Schluss auch, die kritischen Aktionäre, darunter den Hauptaktionär Anthroposophische Gesellschaft, von ihrem Kurs zu überzeugen. Die Zahlen für die ersten vier Monate zeigen, dass das Unternehmen mit seiner Transformation auf dem richtigen Weg ist.

Marke Weleda muss «mit der Zeit gehen»

Anhand von Marktdaten legte sie sehr transparent dar, dass Weleda als Marke vor allem bei über 60-Jährigen beliebt ist, aber in der Zielgruppe der 20- bis 29-Jährigen und auch der 40- bis 59-Jährigen Nachholbedarf hat. In Deutschland verliere Weleda gegenüber anderen Kosmetikmarken Marktanteile, so Müller. «Marken, die nicht mit der Zeit gehen, gehen mit der Zeit», erklärte die CEO vor den Aktionären. Dieser Gefahr will sie durch Innovationen, Digitalisierung, Premiumisierung und Internationalisierung begegnen. Zum Thema Innovationen zeigte Müller gleich Werbekampagnen für zwei neue Produkte, die noch in diesem Jahr im DACH-Raum gestartet werden sollen: Cremes mit Extrakten aus blauem Enzian und Arnika-Präparate für Sportler. Auch am Erscheinungsbild der Marke soll ein wenig gearbeitet werden.

Im Marketing setzt Weleda gezielt auch auf Social-Media-Kampagnen auf Instagram und TikTok. Die Produkte sind im Anfang 2024 gestarteten Webshop von Weleda sowie im Fachhandel zu finden. Doch der Fachhandel, also Apotheken und Drogerien, werde den hochpreisigen Produkten von Weleda nicht gerecht. Tina Müller sieht daher durchaus Chancen auch in Parfümerien. «Wir arbeiten aktuell an einer Linie für die Parfümerie», verrät sie auf der Generalversammlung. Kein Wunder, denn als frühere Douglas-Chefin kennt sie das Segment bestens. Auch international will Tina Müller mit Weleda wachsen, wobei sie Chancen in Osteuropa und Nordamerika sieht. Gemäss früheren Aussagen soll der Umsatz innerhalb von zehn Jahren von 421 Mio. Euro im Jahr 2023 verdoppelt werden. Dass sich das starke Wachstum auch in der Profitabilität niederschlagen soll, ist für Müller selbstverständlich. «Die 13 Mio. Euro EBIT reichen uns noch nicht», machte sie mit Blick auf das Ergebnis 2023 klar.

Arzneimittelsparte soll profitabel werden

Die Gewinnentwicklung wird nach wie vor vom Arzneimittelgeschäft gebremst. Doch das Ziel von Tina Müller ist auch hier klar: Es soll ein profitables Geschäftsmodell entwickelt werden. Und sie sagte auch gleich, wie: Immer mehr Menschen würden ein Bedürfnis nach natürlicher Medizin formulieren, einer «Green Pharma». Die anthroposophische Medizin habe ein grosses Potenzial, wenn es gelinge, diese noch mehr Menschen zugänglich zu machen. Dazu hat Weleda in den vergangenen Monaten das gesamte Arzneisortiment nochmals analysiert. Das Ziel der Analyse sei es nicht gewesen, das Produktsortiment zu straffen, sondern die als «Heroes» bezeichneten sechs wichtigsten Präparate zu identifizieren.

Bereits aktiv in der Werbung sind die Visiodoron Euphrasia Augentropfen und Amara-Tropfen bei Verdauungsbeschwerden. Es sollen weitere Kampagnen für Präparate für die Indikationen Female Health / Stress & Sleep, Gelenke / Schmerz, Herz/Kreislauf sowie saisonale Gesundheitsthemen wie Erkältungskrankheiten folgen. Allerdings wurde auch auf die Herausforderungen in Arzneigeschäft aufmerksam hingewiesen. Denn die Erstattungsfähigkeit für anthroposophische und homöopathische Medizin in Deutschland und anderen EU-Ländern steht zur Diskussion. Daher gelte es, die Akzeptanz für natürliche Heilmittel zu stärken, sei es durch die Zusammenarbeit mit Verbänden, anderen Herstellern und Patientenvertretungen. Aber auch, indem die Wirksamkeit anthroposophischer Medikamente belegt werden könne.

Wachstum setzt sich auch 2024 fort

Dass sich der im letzten Jahr begonnene Turnaround auch 2024 fortsetzt, untermauerte Finanzchef Raphael Savalle mit entsprechenden Zahlen. So sei der Umsatz bis Ende April 2024 gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum um 7,1% auf 150.0 Mio. Euro angestiegen, das Betriebsergebnis (EBIT) erreichte bereits 9.2 Mio. Euro. In diesem Jahr soll zudem der Cradle Campus in Schwäbisch Gmünd eröffnet werden, das neue Logistik-Gebäude des Unternehmens. Zur Finanzierung des Gebäudes musste sich Weleda verschulden; die Bankschulden betrugen per Ende 2023 rund 43 Mio. Euro und werden sich bis zur Fertigstellung nochmals erhöhen. Savalle liess allerdings keine Zweifel daran aufkommen, dass Weleda angesichts der guten Cashflow-Entwicklung nicht in finanzielle Bedrängnis geraten könne.

In den letzten zwölf Monaten hat sich der Weleda PS von seinen Tiefständen gelöst. Chart: otc-x.ch

Die PS der Weleda AG werden ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden 4’000 CHF für einen PS gezahlt.

Transparenzhinweis: Dem Autor nahestehende Kreise halten einen PS der Weleda AG.

Kommentar verfassen