Schilthornbahn: Bautätigkeit bremst den Aufwärtstrend etwas ab

Umsatz steigt um 3,7% auf 32.8 Mio. CHF

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Die Bauarbeiten auf dem Schilthorn sind weithin sichtbar. Bild: Schilthorbahn AG, Bruno Petroni

Noch bis Ende 2026 erneuert die Schilthornbahn AG ihre Bahnanlagen, die von Stechelberg nach Mürren und auf den Ausflugsberg Schilthorn auf 2’970 Meter führen. Daher war das Geschäftsjahr 2023 auch stark geprägt von der Bautätigkeit. Dennoch ist es dem Unternehmen trotz der baubedingten Einschränkungen gelungen, den Umsatz um 3,7% auf 32.8 Mio. CHF zu steigern. Damit übertraf das Bergbahnunternehmen auch die Zahlen von 2018 mit 30.9 Mio. CHF.

Kräftiger Anstieg der Ausflugsgäste

Die Frequenzen der Schilthornbahn waren 2023 weiterhin hoch. Die Besucherzahlen auf dem Schilthorn Piz Gloria erreichten 282’500 und lagen gemäss Angaben im Geschäftsbericht um 19,2% über dem Vorjahr sowie 13,7% über dem Fünfjahresdurchschnitt. Besonders stark gewachsen ist die Anzahl der Besucher aus den USA und Südostasien; aber auch Indien, Korea und der arabische Raum verzeichneten eine erfreuliche Entwicklung. Der Verkehrsertrag der Luftseilbahn erreichte mit 18.1 Mio. CHF einen neuen Höchststand, ein Plus von 5,6% gegenüber dem Vorjahr. Hingegen sanken die Einnahmen der Sportanlagen und der Standseilbahn Mürren-Allmendhubel um 9,0% auf 3.9 Mio. CHF.

Gastronomie und Hotellerie florieren

Die Gastronomie- und Hotelleriebetriebe der Schilthornbahn entwickelten sich 2023 positiv. Alle Gastronomiebetriebe verzeichneten Umsatzsteigerungen auf insgesamt 7.5 Mio. CHF (+28,8%), besonders das Drehrestaurant Piz Gloria und das Bistro Birg. Trotz der teilweisen Nutzung als Baustellenhotels konnten auch die Hotelbetriebe mit einem Umsatzplus von 44,6% auf 1.3 Mio. CHF positive Ergebnisse erzielen. Weniger gut lief es baustellenbedingt in den Shops, wo der Gesamtertrag um 17,7% auf 1.6 Mio. CHF abnahm.

Das Jahr 2023 brachte auch Herausforderungen im Personalbereich mit sich. Der Fachkräftemangel und der Mangel an geeigneten Wohnmöglichkeiten für Mitarbeitende erschwerten die Rekrutierung. Um diesem Problem zu begegnen, plant die Schilthornbahn den Bau eines neuen Personalhauses in Mürren.

Jahresgewinn steigt um 10,6%, keine Dividende

Das Betriebsergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) erreichte 8.6 Mio. CHF, etwas weniger als im Vorjahr. Das EBIT stieg jedoch fast auf das Doppelte und erreichte knapp 2.0 Mio. CHF. Der Jahresgewinn wuchs um 10,6% auf 1.3 Mio. CHF. Trotz dieser positiven Zahlen war der Free Cashflow mit minus 20.5 Mio. CHF stark negativ. Dies lag an den erheblichen Investitionen in das Projekt Schilthornbahn 20XX. Wegen der hohen Investitionstätigkeit sowie der bezogenen Corona-Nothilfen zahlt die Schilthornbahn auch für 2023 keine Dividende.

Projekt Schilthornbahn 20XX schreitet voran

Das Generationenprojekt Schilthornbahn 20XX ist für die langfristige Entwicklung der Schilthornbahn entscheidend. Es umfasst die vollständige Erneuerung der Seilbahninfrastruktur. Trotz schwieriger Bedingungen konnten 2023 wichtige Fortschritte erzielt werden, wie der Bau der Stützenfundamente und die Montage der Stahlstützen. Eine innovative Logistik, die Materialseilbahnen anstelle von Helikopterflügen nutzt, hat die Effizienz erhöht und die Umweltauswirkungen reduziert. Allerdings bringt das Projekt auch finanzielle Herausforderungen mit sich. Die verzinslichen Verbindlichkeiten stiegen um 20.0 Mio. CHF, was zu einer tieferen Eigenkapitalquote von 26,4% (33,9% im Vorjahr) führte. Dies deutet darauf hin, dass ein erheblicher Teil der Finanzierung des Generationenprojekts durch Fremdkapital erfolgt. Der Finanzaufwand, einschliesslich der Zinsen, stieg um mehr als 50% auf 0.7 Mio. CHF. Diese erhöhte Zinslast dürfte auch in den kommenden Jahren spürbar sein.

In 2024 soll jedoch ein wichtiges Etappenziel in dem Projekt erreicht werden: Es ist geplant, am 13. Dezember 2024 die ersten zwei Sektionen, die Direktverbindung zwischen Stechelberg und Mürren sowie eine Spur der neuen Funifor-Bahn zwischen Mürren und Birg zu eröffnen, um so im Wintersportbetrieb zusätzliche Kapazitäten anbieten zu können.

Nachhaltigkeit gewinnt an Bedeutung

Die Schilthornbahn setzt auf nachhaltige Lösungen zur Verbesserung ihrer Betriebsabläufe und zur Minimierung der Umweltbelastung. Ein Beispiel ist die neue Wasserversorgung. Zusätzlich wurde das Snowfarming-Projekt erweitert, um die Schneesicherheit im Skigebiet zu gewährleisten. Dies ermöglicht einen frühen Start in die Wintersaison und macht die Schilthornbahn zu einem verlässlichen Wintersportort. Ausserdem hat sie sich dem Label Swissstainable verpflichtet und neun Nachhaltigkeitsgrundsätze verabschiedet.

Fazit

Das Geschäftsjahr 2023 verlief für die Schilthornbahn erfolgreich, wenn man berücksichtigt, dass während dieser Zeit bereits intensiv am Berg und auch in Mürren gebaut wurde. Im Vergleich mit anderen Ausflugsbahnen wie der Jungfraubahn und der Rigi-Bahn ist das Plus mit 3,7% allerdings unterdurchschnittlich und zeigt die baustellenbedingten Auswirkungen. Noch bis 2026 dürften die Arbeiten für das Projekt Schilthornbahn 20XX das Wachstum bremsen. Anschliessend sollte die Bahn allerdings von den Kapazitätserweiterungen von rund 400 Personen pro Stunde auf bis zu 800 Personen sowie der Verkürzung der Reisezeit von Stechelberg auf das Schilthorn um etwa 10 Minuten profitieren. Angesichts der stets steigenden Touristenzahlen im Berner Oberland ist zu erwarten, dass die zusätzlichen Kapazitäten auch genutzt werden.

Im Auge behalten sollten Investoren jedoch die erhöhte Verschuldung, die sinkende Eigenkapitalquote und den zunehmenden Finanzaufwand, welcher das Generationenprojekt mit sich bringt. Derzeit werden die Aktien bei Kursen um die 1’324 CHF, die zuletzt auf OTC-X für eine Aktie bezahlt wurden, mit einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von 2,3 sowie einem KGV von knapp 40 gehandelt. Damit sind die Aktien im Branchenvergleich eher hoch bewertet. Investoren sollten mit einem Engagement noch zuwarten, bis die Investitionsphase abgeschlossen ist und sich die Investitionen nicht nur in höheren Umsatzwachstumsraten, sondern vor allem auch in steigenden Gewinnen zeigen. Ab 2026 ist dann auch wieder mit einer Dividendenzahlung zu rechnen.

Der Aktienkurs der Schlthornbahn hat sich seit dem Ende der Pandemie trotz des guten Geschäftsverlaufs nicht erholt, was sicherlich auch den Risiken der Bautätigkeit geschuldet ist. Chart. otc-x.ch

Bis dahin müssen sich die Aktionäre mit je einem Aktionärsfreibillett Stechelberg – Schilthorn retour und einem Aktionärsfreibillett Mürren – Allmendhubel retour begnügen. Die Freibillette werden jeweils mit der Einladung zur GV versandt und sind ab einer Woche vor der GV bis Mitte Oktober gültig.

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