Der Holzvermarkter Raurica Wald schaut auf ein durchzogenes Geschäftsjahr 2023 zurück. Einerseits hat sich der Energieholzmarkt wieder stabilisiert, was sich für die Forstreviere in einer starken Verbesserung der Konditionen des Waldholzes abzeichnete. Es sei gelungen, auf der Kundenseite Preisanpassungen zu erreichen, schreibt Geschäftsführer Stephan Rüdlinger im Geschäftsbericht. Nur so sei es möglich gewesen, das Waldholz zu besseren Preisen bei den Waldbesitzern zu beziehen.
Andererseits entwickelt sich die Vermarktungsmenge von Stamm- und Industrieholz nicht wie gewünscht. Sehr häufig werde direkt, insbesondere über Händler verkauft und es werde auch weniger Holz bereitgestellt, sagt Rüdlinger. «Da wir teilweise zu wenig wahrgenommen wurden an der Lieferantenbasis, haben wir den Aussendienst aufgestockt». Raurica Wald bemüht sich, hier wieder auf alte Absatzzahlen zu kommen. Es seien monatliche Waldcafés initiiert worden, um den Austausch mit den Waldbesitzern zu intensivieren. Das System der Rückvergütung scheine aber nicht den gewünschten Effekt zu haben, denn die Rückvergütung, die jeweils im Mittel über 5 CHF / Fm Holzertrag ausmacht, werde im Tagesgeschäft häufig nicht bedacht und sei am Ende der Saison dann wieder vergessen, beklagt der Geschäftsführer.
Energieproduktion leidet unter warmer Witterung
Neben der Vermarktung ist die Raurica Wald durch ihre 51%-Beteiligung am Holzkraftwerk Basel in der Energieproduktion tätig. Das Jahr 2023 sei kein gutes Fernwärmejahr gewesen, bedauert Florian Lüthi, Geschäftsführer des Kraftwerks. Das belegten auch die gegenüber 2022 nochmals tieferen Heizgradtage (2022: 2’525; 2023: 2’512). Der Heizgradtag wird bemessen, indem an jedem Heiztag – einem Tag mit einer Tagesmitteltemperatur kleiner oder gleich 12 Grad Celsius – errechnet wird, um wie viel die gemessene Aussenlufttemperatur von der angestrebten Innenlufttemperatur von 20 Grad Celsius abweicht.
Wertberichtigung bei Beteiligung an Laubholzverarbeiter
Und auch in einem anderen Holzzweig läuft das Geschäft nicht rund. Raurica Wald muss 2023 eine Wertberichtigung von 924’000 CHF an seiner 18%-Beteiligung am Laubholzverarbeiter Fagus Suisse vornehmen. Es sei mehr Output als in den Vorjahren generiert worden, aber der Break-Even wurde 2023 noch nicht erreicht. Der Jahresverlust sei höher als erwartet ausgefallen, schreibt VR-Präsidentin Stephanie Oetterli Lüthi im Vorwort des Geschäftsberichts.
Dabei kann Fagus Suisse durchaus auf prominente Projekte und Kunden blicken. So könne beim Zwhatt-Hochhaus in Regensdorf das Stabschichtholz aus Buche, eine exklusive Innovation der Fagus Suisse SA, seine ganze Stärke und Schönheit zeigen, schreiben die Verantwortlichen von Raurica Wald, die auch personell die Führung von Fagus Suisse besetzen.
Herzog & de Meuron, Boltshauser und andere bekannte Architekten setzen Fagus-Produkte bei bedeutenden Projekten ein. Der Trend mit Schweizer und sogar eigenem oder zumindest regionalem Holz zu bauen, nehme nicht ab und so könne sich die Fagus Suisse SA mit ihrem Fachwissen weiter etablieren und sich als spezialisierter Partner im Holzbau positionieren, wird das jurassische Unternehmen angepriesen.
70% weniger Gewinn, Dividende bleibt auf Vorjahresniveau
Die finanzielle Situation bei Fagus Suisse führt dazu, dass trotz eines leicht gestiegenen Konzern-Umsatzes der Raurica Wald auf 23.4 Mio. CHF das Ergebnis auf Stufe EBT (Gewinn vor Steuern) wegen der Wertberichtigung auf 328’000 CHF (-456’000 CHF) zurückgeht. Der Jahresgewinn sinkt entsprechend von 551’000 auf 179’000 CHF.
Die Aussichten über alles seien aber nach wie vor positiv, betont Oetterli Lüthi. Deshalb wurde an einer Dividende in Höhe des Vorjahrs von 20 CHF pro Aktie festgehalten.
Neue Beteiligung noch ohne definitiven Umsetzungsentscheid
Die Raurica Wald AG hält eine 50% Beteiligung am Projekt Full Reuenthal, bei dem eine 66’000 m2 Parzelle gekauft wurde. Darauf soll ein Komplett-Produktionswerk ab der Rundholzbearbeitung hin zu technisch hochwertigen Holzbaustoffen aus Schweizer Holz realisiert werden. Ein Projektleiter sei mit der Entwicklung des Business Case beauftragt worden, der als abschliessender Entscheid für die Umsetzung des Projektes dienen werde, schreibt das Unternehmen.
Ausblick
Die Schwerpunkte der Arbeit würden weiterhin auf der Weiterentwicklung der Beteiligungen, der Steigerung der Wertschöpfung entlang der Wertschöpfungskette und der Stärkung der Zusammenarbeit liegen. Sie würden konsequent umgesetzt und könnten ein gutes Ergebnis erzielen, was auf eine vielversprechende Zukunft hindeute, betont Geschäftsführer Rüdlinger. «Die Raurica ist stabil aufgestellt und wir haben für 2024 wieder höhere Beteiligungserträge budgetiert, welche wir auch für absolut realistisch halten. Zudem ist auch das Budget von der Raurica Holzvermarktung wieder viel besser als es in den letzten beiden Jahren war. Wir blicken positiv in die Zukunft der Gruppe. Daher sind wir zuversichtlich, dass die Dividende von 4% trotz eines nicht sehr guten 2023 gerechtfertigt und realistisch ist», präzisiert Rüdlinger auf Nachfrage von schweizeraktien.net.
Fazit
Das 20 Jahre alte Unternehmen nennt als ersten Meilenstein in seiner Geschichte den Sturm Lothar, der Ende 1999 wütete und eine nie dagewesene Menge von Holz auf den Markt brachte. Als erster Unternehmenspfeiler stand deshalb die Vermarktung des Holzes, bald kam die Energieproduktion mit dem Heizkraftwerk Basel dazu. Seither hat das Unternehmen weiter diversifiziert und ist mit der Fagus Suisse in den Holzbau eingestiegen.
In Full Reuenthal soll ein Komplett-Produktionswerk ab der Rundholzbearbeitung hin zu technisch hochwertigen Holzbaustoffen aus Schweizer Holz realisiert werden.
Raurica Wald baut also weiter an der Diversifikation entlang der Wertschöpfungskette. Auch wenn man sich mit dem Einstieg in das Start up Fagus Suisse seit 2017 ein paar blaue Flecken geholt hat. Aber das kann durchaus passieren bei Investitionen in Start ups und beim Aufbau neuer Geschäftsfelder.
Der Optimismus, den Verwaltungsrat und Geschäftsführung ausstrahlen, ist ein gutes Zeichen. Und auch durchaus berechtigt. Der Trend zur Nutzung nachhaltiger Rohstoffe wie Holz, sei es zu Heiz- oder Bauzwecken, wird sich mittelfristig auszahlen.
Die Anleger müssen bei einem Investment in die Raurica Wald einen etwas längeren Atem haben. In 2024 ist der Kurs der auf OTC-X gehandelten Aktie erst einmal deutlich auf zuletzt 800 CHF zurückgegangen. Die Aktie verlor seit Jahresbeginn fast 30%; dies allerdings bei sehr geringen Handelsvolumen. 2024 wurden bisher erst 10 Raurica-Aktien auf OTC-X gehandelt. Im Vorjahr waren es 139 Aktien.