Der BEKB Aktien-Schweiz-Investitionsansatz besteht aus einer Kombination von quantitativer und qualitativer Titelselektion sowie einem um fassenden Risikomanagement. Im quantitativen Teil werden statistisch signifikante und ökonomisch begründbare Renditetreiber – unterteilt in die Faktorgruppen Value, Quality und Momentum – eruiert und übergewichtet. Das daraus resultierende faktoroptimierte Portfolio wird auf Einzeltitelebene einer Fundamentalanalyse unterzogen. Die systematische Kontrolle des relativen Risikos, eine höhere Diversifikation sowie eine tiefere ex-ante-Volatilität als der Vergleichsindex bilden das defensive Fundament des Investitionsansatzes.
Der BEKB Aktien Schweiz Small & Mid Caps-Fonds mit einem Volumen von 210.2 Mio. CHF wird von den Portfoliomanagern Manuel Gygax, Stefan Fuhrer und José Altisent geführt.
Herr Gygax, Herr Fuhrer, bei unserem letzten Gespräch im November 2022 machten Sie auf die Umschichtung in defensive Werte aufmerksam. Das hatte zu dieser Zeit sicher seine Berechtigung, Stichwort Ausbruch des Ukraine Krieges. In den letzten Monaten stellen wir ein Wiedererstarken bei gewissen Wachstumswerten fest. Wie antizipieren Sie die aktuelle Entwicklung an den Börsen in Ihrem Fonds?
Stefan Fuhrer: Natürlich arbeiten wir bei der BEKB auch mit Szenarien für die zukünftige Wirtschaftsentwicklung und leiten deren Implikationen auf die Finanzmärkte ab. Wir sind uns aber auch bewusst, dass unvorhersehbare Ereignisse, wie etwa die Coronapandemie oder weltpolitische Ereignisse, die Ausgangslage rasch und stark verändern können. Deshalb steuern wir die Zusammensetzung unseres Portfolios, indem wir Faktoren übergewichten, die langfristig einen Mehrwert erzielen und weniger über kurzfristige Szenarien.
Welche Positionen verdeutlichen Ihre aktuelle Strategie?
Manuel Gygax: Unsere Strategie basiert auf den langfristig ausgerichteten Faktoren Qualität und Bewertung. Zusätzlich sollen die Aktien ein positives Momentum aufweisen. Bei den quantitativ berechneten Faktorrankings schneiden aktuell beispielsweise Sulzer, Inficon, DKSH oder auch Swissquote sehr gut ab. Da wir auch aus fundamentaler Sicht von diesen Werten überzeugt sind, halten wir entsprechend ein Übergewicht.
Zu Ihren grössten Positionen gehören weiter Lindt & Sprüngli und Barry Callebaut. Im letzten Jahr hat die Aktie von Barry Callebaut um die 20% abgegeben, auch beim PS von Lindt & Sprüngli war nicht gerade ein Kursfeuerwerk zu feiern. Bei unserem letzten Gespräch sagten Sie, Sie wollten die defensiven Titel etwas abbauen. Sind Sie immer noch zu stark auf defensive Titel fokussiert?
Stefan Fuhrer: Unser Portfolio setzt sich aus einem ausgewogenen Mix von defensiven Qualitätswerten und Wachstumsunternehmen zusammen. Generell achten wir darauf, das Gesamtrisiko im Fonds, gemessen an der ex-ante Volatilität, unter demjenigen des Vergleichsindex (SPI Extra) zu halten. Obwohl Lindt & Sprüngli als auch Barry Callebaut im Schokolademarkt tätig sind, haben sie sehr unterschiedliche Charaktereigenschaften.
Trotz global rückläufigem Schokolademarkt konnte Lindt & Sprüngli aufgrund der Konzentration auf das Premiumsegment und der vorhandenen Preissetzungsmacht auch im vergangenen Jahr organisch wachsen. Für Barry Callebaut stellte das Umfeld mit dem explodierenden Kakaopreis und der zurückhaltenden Konsumentenstimmung eine grössere Herausforderung dar. Hinzu kam ein Salmonellenfall im grössten Werk in Belgien. Dies widerspiegelte sich auch in der Kursentwicklung.
Barry Callebaut ist auf dem aktuellen Niveau sehr moderat bewertet und die eingeleiteten Restrukturierungsmassnahmen dürften in der Zukunft ihre Wirkung zeigen. Entsprechend halten wir an unserer übergewichteten Positionierung fest. Lindt & Sprüngli hingegen ist als absoluter Qualitätswert seit jeher sehr stattlich bewertet. Wir erachten daher das mittelfristige Aufwärtspotenzial als beschränkt und halten eine untergewichtete Position.
Ein Titel, den Sie in diesem Jahr ausgebaut haben, ist der Verpackungshersteller SIG Group. Was überzeugt Sie an diesem Unternehmen, gerade auch mit Blick auf die Kursentwicklung, die Luft nach oben lässt?
Manuel Gygax: Zusammen mit Tetra Pak bildet SIG ein Duopol im Markt für keimfreie Kartonverpackungen für Getränke und flüssige Lebensmittel. Dies erlaubt die Erwirtschaftung von hohen Renditen. Durch den Verkauf des Verpackungsmaterials, welches spezifisch auf die installierten Anlagen zugeschnitten ist, ist ein grosser Teil des Umsatzes wiederkehrend und prognostizierbar. Zudem gefällt uns, dass SIG viel in die Forschung und Entwicklung investiert, um den Anteil an nachwachsenden Rohstoffen in ihren Verpackungen zu erhöhen. Für ein Unternehmen, das in wenig zyklischen Absatzmärkten tätig ist und absehbar den Umsatz um die 5% steigern kann, erachten wir zudem die Bewertung der Aktie als attraktiv.
Burckhardt Compression haben Sie neu in den Fonds aufgenommen. Was sind die Gründe dafür?
Stefan Fuhrer: Burckhardt Compression ist mit einem Marktanteil von 30% der führende Anbieter von Kreuzkolbenkompressoren. Während die Gesellschaft zwar teilweise immer noch von der Gas- und Petrochemie abhängig ist, haben sich im Bereich der Wasserstoffanwendungen, der Solarindustrie oder der Anwendung in LNG-Tankern und Kreuzfahrtschiffen neue Wachstumsmärkte eröffnet, die von der angestrebten Energiewende profitieren werden. Zudem erwirtschaftet Burckhardt bereits heute einen erheblichen Teil seiner Einnahmen mit dem lukrativen Servicegeschäft und wird dieses weiter ausbauen.
Ihre grösste Fonds-Position ist die Aktie des Liftherstellers Schindler. Hier dürfte Sie die Kursentwicklung der vergangenen 12 Monate sehr zufriedengestellt haben. Welche Kursphantasie liegt Ihrem weiteren Umgang mit dieser Aktie zu Grunde?
Manuel Gygax: Wie bei Burckhardt spielt auch bei Schindler das Servicegeschäft eine wesentliche Rolle. Obschon die Installation von neuen Aufzügen oder Rolltreppen ebenfalls von gewissen Zyklen abhängt und schwanken kann, steigt mit jeder installierten Anlage die Basis für margenträchtige und zum Grossteil vorgeschriebene Servicedienstleistungen. Aus unserer Sicht ist Schindler ein sehr robustes Qualitätsunternehmen, was eine entsprechend hohe Gewichtung rechtfertigt. Auch kurzfristig sehen wir durchaus noch Potenzial. Die Massnahmen zur Effizienzsteigerung tragen erste Früchte und es ist mit weiter steigenden Margen zu rechnen.
Warum haben Sie Schweiter und Coltene verkauft?
Stefan Fuhrer: Wir haben unsere kleinen Positionen in Schweiter und Coltene zu Beginn des Jahres verkauft. Beide haben schwierige Jahre hinter sich. Es besteht zwar die Hoffnung, dass sich die Situation in Zukunft wieder verbessert. Eine unmittelbare Erholung des Geschäfts und auch des Aktienkurses zeichnet sich aus unserer Sicht aber nicht offensichtlich ab. Entsprechend sehen wir in anderen Werten mehr Potenzial.
Welche weiteren Werte aus Ihrem Portfolio möchten Sie positiv herausstreichen?
Stefan Fuhrer: Sehr positiv haben sich die im Portfolio übergewichteten Werte von Ypsomed und Bachem entwickelt, die von der Euphorie um Medikamente gegen Fettleibigkeit und deren Wachstumspotenzial profitieren. Während wir auf der Position Ypsomed nach dem starken Kursanstieg teilweise Gewinne mitgenommen haben, haben wir die Position von Bachem weiter ausgebaut. Beide Unternehmen bauen weitere Kapazitäten auf, um der Nachfrage nach ihren Produkten gerecht zu werden. Wir glauben, dass sowohl Ypsomed als auch Bachem sehr gute Zukunftsperspektiven haben.
Welche Positionen habe Sie enttäuscht?
Manuel Gygax: Noch nicht wunschgemäss hat sich in letzter Zeit Lem entwickelt. Einerseits ist dies auf die Entwicklung in China und auf den Lagerabbaueffekt zurückzuführen. Andererseits hat sich die Konkurrenzsituation verschärft. Trotzdem gehen wir davon aus, dass die Produkte aufgrund der zunehmenden Elektrifizierung und des Ausbaus der erneuerbaren Energien sich einer sehr guten Nachfrage erfreuen werden. Auch die bereits erwähnte SIG Group hat nach enttäuschenden Zahlen für das 1. Quartal deutlich korrigiert. Das Unternehmen bleibt aber für das restliche Jahr optimistisch und erwartet eine Verbesserung des Umsatzwachstums.
Von welcher Marktentwicklung gehen Sie im Jahr 2024 aus?
Manuel Gygax: Allgemein erwarten wir, dass sich die Weltwirtschaft im zweiten Halbjahr etwas dynamischer entwickeln wird als im bisherigen Jahresverlauf. Wir favorisieren den Schweizer Aktienmarkt gegenüber anderen Regionen. Die Bewertung erscheint zwar nicht unbedingt günstig, aber im Vergleich zu anderen Indizes kann aufgrund der tieferen Zinsen weiterhin eine stattliche Risikoprämie abgeschöpft werden. Zudem könnte die seit Jahresbeginn andauernde Abwertung des Schweizer Frankens für die eine oder andere Gewinnüberraschung sorgen, insbesondere bei kleineren und mittleren Unternehmen, falls sich die Währungsrelationen schon nur auf dem aktuellen Niveau einpendeln würden.
Herr Gygax, Herr Fuhrer, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.