Schweizer Aktien Favoriten 2024: Malaise der Small-Caps

Wahlunsicherheiten prägen Börsen in Europa

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Bei Small Caps müssen Anleger etwas länger auf der Lauer liegen, um zuschnappen zu können. Bild: stock.adobe.com

Es bleibt immer spannend an der Börse. Neue Chancen und Risiken verändern das Bild. Mit den vorgezogenen Neuwahlen zur französischen Nationalversammlung ist Präsident Macron eine Überraschung gelungen, die auch die Finanzmärkte kräftig durchrüttelt.
Die erste Reaktion der Börsen war ein Schwächeanfall des Euro und ein Ausverkauf vor allem von französischen Staatsanleihen, aber auch denen anderer EU-Staaten mit hohen Haushaltsdefiziten. Spiegelbildlich gewannen der Franken und die bonitätsstarken Schweizer Staatsanleihen. Als dann noch die EU-Kommission ein Defizitverfahren gegen Frankreich, Italien und weitere fünf Länder mit hohen Defiziten ankündigte, gerieten die Märkte unter Druck. Während der amerikanische S&P 500 Index trotz der Korrektur beim Zugpferd der KI-Hausse Nvidia und der wachsenden politischen Unsicherheiten den Monat mit einer Performance von 3,5% beschloss und seit Jahresanfang um 14,5% zulegte, verlor der französische CAC-40 Index im Juni 6,4% und seit Anfang Jahr 1%. Das Budgetdefizit Frankreichs liegt bei über 5%, das Italiens bei über 6%. Demgegenüber ist Deutschland mit einer Staatsverschuldung von 63% des BIP und einem Defizit von 1,2% ein Stabilitätsanker in der EU. Der DAX verlor im Juni 1,4% und liegt seit der Jahreswende immerhin 8,9% vorne.

Währungseffekte

Die Frankenstärke und die hohe Qualität der Schweizer Staatstitel sind nur bedingt positiv. Das zeigt sich in der mageren Performance des Nebenwerte-Index SPIEXX, der eine Jahresperformance von nur 1,9% aufweist. Für die Unternehmen sind zwar die relativ niedrigen Finanzierungskosten gut, aber die Wettbewerbsbedingungen verschärfen sich durch die starke Währung, und die Umrechnung der Auslandsgewinne dämpft inzwischen regelmässig die Gewinnentwicklung in CHF ein – oder trägt gar zu einem Rückgang bei.

Komax unter den Rädern der Automobilindustrie

Auf der Favoritenliste ist einmal mehr Komax unter die Räder gekommen, weil unerwartet die Guidance für 2024 gründlich herabgesetzt wurde. Umsatz und Auftragseingang waren nun im ersten Semester 20% schwächer als erwartet und Kurzarbeit wurde angekündigt. Ein wichtiger Grund für den Nachfragerückgang ist allerdings bei der Automobilindustrie zu finden, dem wichtigsten Abnehmer der Komax-Kabelbäume. Überkapazitäten lasten auf dem Markt. Der Absatz in Europa stottert, im Gegensatz zu anderen Regionen ist der Verkauf von E-Mobilen rückläufig. Dazu kommt der Handelskonflikt mit China, bei dem Zölle auf E-Mobile eine entscheidende Rolle spielen. Automobilaktien wie VW und Porsche sowie deren Zulieferer sind seit Monaten schlechte Performer an den Börsen. Komax erwartet eine Besserung im zweiten Halbjahr.

Nach der Gewinnwarnung fiel der Komasx-Kurs in Richtung Allzeit-Tief. Chart: six-group.com

Wann kommt die Trendwende bei Small- und Mid-Caps?

Small- und Mid-Caps befinden sich seit 10 Jahren in einem schwierigen Umfeld an den Börsen. Das hat, abgesehen von dem zyklischen Faktor wie jetzt bei Komax, zu einem grossen Teil strukturelle Gründe. Während früher die Börse ein „Markt der Aktien“ war und Indizes kaum diskutiert oder verfolgt wurden, haben wir es heute mit passivem Investment in Indizes und Subindizes oder hippe Themen wie zuletzt KI und Adipositas/Diabetes/Gewichtsreduktion zu tun, also dem „Aktienmarkt“.

Dabei werden Small- und Mid-Caps zunehmend ignoriert, weil sie gar nicht oder kaum ins Gewicht fallen. Es ist ein sich selbst verstärkender Trend. Jeder solcher Trend bricht jedoch früher oder später – und bringt einen Gegentrend hervor, dann nämlich, wenn die Bewertungen so weit auseinanderklaffen, dass von überbewerteten Aktien selbst bei grosszügigen Annahmen kein weiteres Steigerungspotenzial errechnet werden kann. KUVs von 30, 50 oder mehr und KGVs von 70, 100 oder mehr sind sichere Anzeichen dafür, dass das Wachstum der nächsten Jahre bereits abdiskontiert ist. Umgekehrt werden dann Titel mit attraktiven Bewertungen und soliden Wachstumsperspektiven wiederentdeckt. Ypsomed ist ein solcher Wert, der nach jahrelanger Konsolidierung mittlerweile in einen steilen Anstiegswinkel übergegangen ist. Hier passt das Thema der Volkskrankheiten Diabetes und Adipositas und Ypsomed profitiert von dem Hype, den Novo Nordisk und Eli Lilly mit ihren Innovationen begründet haben.

Bei positiven News könnte die SKAN-Aktie nach oben ausbrechen. Chart: six-group.com

Neu auf der Favoritenliste: SKAN

Die Aktie der SKAN Group ist seit über einem Jahr in einem Seitwärtstrend. Der Kurs bewegt sich bei rund 80 CHF und liegt damit unter dem High von 95 CHF, das kurz nach dem IPO erzielt worden war. Die Zahlen für 2023 bestätigen den Wachstumskurs. Der Umsatz nahm um 15,5% zu, das EBITDA stieg um 24,9% und der Gewinn um 30,1% auf 27.9 Mio. CHF. Der Auftragsbestand ist hoch. 2023 wurden 70 weitere Isolatoren von Kunden in Betrieb genommen, wodurch sich deren Gesamtzahl auf 1100 erhöht, zuzüglich 450 weiterer Isolatoren der Tochter Aseptic Technologies. Die Aktie ist mit einem KUV von 5 und einem KGV 2023 von 60 nicht gerade günstig bewertet, doch was zählt, ist das absehbar hohe Wachstum bei steigender Profitabilität. Ende 2023 sind sieben Wirkstoffe der SKAN-Kundenpipeline in 14 Ländern zugelassen. Weitere 450 befinden sich im Entwicklungsstadium. Die Aktie wird neu auf die Favoritenliste gesetzt.

Während die börsenkotierten Favoriten aus dem Small- und Mid-Cap Bereich nach dem ersten Halbjahr durchschnittlich 20,1% verloren, schlugen sich die OTC-X Valoren mit einem Plus von durchschnittlich 8,6% deutlich besser. Der OTC-X Liquidity Index ist zum Stand Anfang Jahr unverändert.

1 Kommentar

  1. Die jüngste Gewinnwarnung bei Komax reiht sich in eine lange Liste der Enttäuschungen ein. Die Probleme bei Komax liegen defintiv nicht nur in der schwierigen Automobilbranche, sondern auch in der Führung dieses Unternehmens.

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