Kursaal Interlaken: Das Casino in Interlaken auf Erfolgssuche

Weiterhin keine Dividendenausschüttung

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Das Casino wird den Kunden-Bedürfnissen nicht bis zum Ende der Konzessionsdauer im Jahre 2044 gerecht. Alternativen werden gesucht. Bild: kursaal-interlaken.ch

Die Kursaal Interlaken Holding (KIH) ist nach schwierigen, durch Corona geprägten Geschäftsjahren, wieder auf einen vielversprechenden Weg in die Geschäfts-Normalität zurückgekehrt. So verzeichnet das Unternehmen im Geschäftsjahr 2023 einen konsolidierten Ertrag von 24.4 Mio. CHF (+10% gegenüber dem Vorjahr), der sich im Wesentlichen aus den Nettoerlösen der beiden Geschäftsfelder Casino und Veranstaltungen zusammensetzt. Unter dem Strich verblieb ein Gruppengewinn von 1.2 Mio. CHF.

Steigende Nachfrage nach Veranstaltungen

Dabei sticht in erster Linie der Anstieg des Nettoerlöses im Bereich Kongress/Bankett/Restauration (CKI) hervor, der ganz besonders unter der Pandemie zu leiden hatte. Mit Veranstaltungen und der Restauration konnte 2023 ein Ertrag von 6 Mio. CHF erzielt werden, 40% mehr als im Vorjahr. Das dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Bereich in naher Zukunft vor riesigen Herausforderungen stehe, schreibt VR-Präsident Stefan Schmutz im Vorwort des Geschäftsberichtes. Das Kongressgeschäft habe zwar im ersten Jahr nach der Pandemie einen Gewinn erwirtschaftet, der sei jedoch stark begünstigt durch die Nachzahlung von Kurzarbeitsentschädigungen in Höhe von 408’000 CHF sowie durch nach wie vor günstige Mietkonditionen der Muttergesellschaft KIH, gibt Schmutz zu bedenken.

Schmutz weist auf Nachfrage zu den günstigen Mietkonditionen darauf hin, dass zu berücksichtigen sei, dass die beiden Geschäftsbereiche Casino und Veranstaltungen in zwar wunderschönen, aber auch unterhaltsintensiven denkmalgeschützten Räumlichkeiten geführt werden.

Übernahme von Minderheitsanteilen im Casino-Bereich

Die KIH ist seit 2023 wieder vollumfängliche Muttergesellschaft der Casino Interlaken AG. Im Rahmen einer strategischen Neuausrichtung habe sich die ACE Swiss Holding AG entschieden, ihre 18-prozentige Minderheitsbeteiligung am Casino zu verkaufen, schreibt Schmutz. Die ACE Swiss habe das Casino Interlaken während der vergangenen Jahre tatkräftig unterstützt und den Eintritt als wichtiger Player in den Online-Markt mit «starvegas.ch» ermöglicht, so der Verwaltungsratspräsident.

Der in der Berichtsperiode geleistete Kaufpreis von 1 Mio. CHF zzgl. einer kurzfristigen Rückstellung über 950’000 CHF wurden dem Buchwert der Beteiligung zugeschrieben. Zum Zeitpunkt der Abschlusserstellung werde mit einer Earn-out-Komponente von CHF 950’000 CHF gerechnet, so die Fussnote im Geschäftsbericht.

Terrestrisches und Online-Casino entwickeln sich gegensätzlich

Der CEO der Casino Interlaken AG, Oliver Grimm, macht darauf aufmerksam, dass sich die Geschäftsbereiche des Casinos unterschiedlich entwickelt hätten. Der Online-Spielbetrieb «starvegas.ch» verzeichnete mit einem Bruttospielertrag (BSE) von 15.9 Mio. CHF ein solides Wachstum von etwas über 10%. Im Gegensatz dazu ging der BSE im terrestrischen Bereich um 7% zurück. Damit liegt der Casinobetrieb in Interlaken im nationalen Trend, der für die terrestrischen Casinos in der Schweiz einen Rückgang von 1% ausweist und für die Online-Casinos ein Wachstum von durchschnittlich 14%.

Für eine erfolgreiche Positionierung im terrestrischen Sektor seien umfassende Anpassungen erforderlich, so der CEO. Dazu gehörten vor allem die Neugestaltung des Angebots und möglicherweise auch die Verlagerung des Spielbetriebs innerhalb des Kursaal-Areals, um den Anforderungen der Kundschaft gerecht zu werden.

Arealinterne Verlegung des Casinos noch nicht terminiert

Auf Nachfrage von schweizeraktien.net nach einem Zeitplan antwortet Schmutz: «Wir gehen davon aus, dass unser aktuelles terrestrisches Casino nicht bis zum Ende dieser Konzessionsdauer (bis 2044, Anm. der Red.) aktuelle Bedürfnisse abdecken wird». Daher seien Überlegungen über eine Weiterentwicklung und allenfalls auch arealinterne Verlegung im Gange. Da es mehrere Projekte gibt und die Abklärungen aufgrund schwieriger Rahmenbedingungen aufwändig und langwierig sind, erachtet die KIH konkrete zeitliche Angaben aktuell als nicht möglich. Fragen stellen sich insbesondere zur Machbarkeit, zu bau- und planungsrechtliche Fragen sowie zur Denkmalpflege.

Holding mit Verlust

Obwohl die beiden Tochtergesellschaften Casino und Veranstaltungen einen Gewinn ausweisen, dürfen sie der Holding keine Dividenden ausrichten. Nach wie vor greift die Dividendensperre nach dem Bezug der Härtefallhilfe während der Pandemie. Dass die Kursaal Interlaken Holding AG bei dieser Ausgangslage einen Jahresverlust ausweist, zeige laut Schmutz ein Problem sehr anschaulich auf: «Eigentlich müsste die Muttergesellschaft mit dem Immobiliengeschäft ein zumindest ausgeglichenes Ergebnis erarbeiten können. Dass dies nicht der Fall ist, führt vor Augen, dass der Kursaal als schöne, aber unterhaltsintensive Immobilie aktuell nicht selbsttragend ist».

Ausblick

Da die KIH keine Quartals- und Halbjahreszahlen publiziert, könnten auch keine detaillierten Angaben zum laufenden Geschäftsjahr gemacht werden, antwortet Schmutz auf die entsprechende Frage zum Ausblick für das Jahr 2024. «Wir sind im Kongress- und Eventbereich auf Budgetkurs und mit eigenen Angeboten erfolgreich gestartet (InterLachen, PublicViewing). Das Casino spürt insbesondere im zweiten Quartal die sich verschärfende Konkurrenzsituation im Online-Bereich sowie aktuell auch die laufende Europameisterschaft (andere Beschäftigung von potentiellen Gästen). Konkrete Prognosen im Hinblick auf das Jahresergebnis des Casinos sind aber noch nicht möglich», so Schmutz.

Fazit

Nach der Auflösung des Verwaltungsrats der CKI bzw. der Übernahme der Verantwortung durch den VR der KIH hat das Unternehmen bereits 2022 einen wichtigen Schritt zur Verschlankung der Zuständigkeiten unternommen (schweizeraktien.net berichtete darüber).

Jetzt gilt es, operativ die notwendigen Änderungen anzugehen. Dazu gehört einerseits die bereits erfolgte Übernahme der Casino-Minderheitsanteile der ACE Swiss Holding, andererseits die Umsetzung der Umbaupläne des terrestrischen Casinos. Gleichzeitig gilt es, sich der weiter verschärfenden Konkurrenzsituation auf dem Online-Casino-Markt zu stellen. Es wird davon ausgegangen, dass 2025 neue Player mitmischen werden. Das erfordert seitens eines Anbieters wie «starvegas.ch» nochmals deutlich höhere Ausgaben, insbesondere im Marketing, aber auch im Bereich Spiellizenzen.

Es werden also einiges an Ausgaben und Investitionen zu stemmen sein. Da kommt es gerade Recht, dass wegen der Härtefallhilfe nach wie vor eine Dividendensperre greift. Das ist ärgerlich für die Aktionärinnen und Aktionäre, die sich aber über einen Aufwärtstrend des Kurses freuen dürfen. In diesem Jahr hat der Kurs um 16% zugelegt. Grund dafür dürfte die nach wie vor niedrige Bewertung gemessen am Buchwert der Gesellschaft sein, der mit 1’258 CHF pro Aktie deutlich über den zuletzt bezahlten Kursen liegt.

Kursverlauf der auf otc-x gehandelten Aktie der Kursaal Interlaken Holding über die letzten fünf Jahre. Quelle: otc-x.ch

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