Früher Schneefall, malerisch verschneite Landschaften bis ins Flachland und hervorragende Wetterbedingungen über die Festtage und im Januar sorgten bei den Titlis Bahnen in Engelberg für einen traumhaften Start in die Wintersaison. Obwohl am Titlis gebaut wird, lief auch das Geschäft mit den Ausflugsgästen deutlich besser als im Vorjahr.
7% mehr Gäste am Titlis
Die Bergbahnen Engelberg-Trübsee-Titlis AG (BET) verzeichneten im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2023/24 eine gute Leistung. Es wurden bis Ende April 607’258 Besucher gezählt, ein Anstieg von 7% im Vergleich zum Vorjahr. Im Bereich Schneesport gab es 361’724 Ersteintritte, was einer Zunahme von 3% entspricht. Trotz überdurchschnittlich warmer Temperaturen und heftigen Stürmen im März, die zu mehrtägigen Schliessungen führten, konnte dieses Ergebnis erzielt werden. Auch die Gastronomiebetriebe profitierten von den höheren Besucherzahlen und steigerten ihren Umsatz von 7.9 Mio. auf 8.3 Mio. CHF.
Rekordzahlen bei Individualreisenden
Das Gästesegment der Gruppenreisenden erholte sich weiter und verzeichnete eine Zunahme von 30%, mit insgesamt 116’209 internationalen Gruppenreisenden. Bei den Individualreisenden wurde der Rekord aus dem Vorjahr übertroffen, mit 129’325 Ersteintritten. Rund die Hälfte der Gäste kam aus der Schweiz, gefolgt von Besuchern aus Indien, Deutschland und den USA. Die Besucherzahlen aus China waren aufgrund der Visa-Situation für den Schengenraum rückläufig, während bei fast allen anderen Herkunftsländern Zuwächse verzeichnet wurden.
Der Verkehrsertrag nahm um 10% auf 24.9 Mio. CHF zu und übertraf somit erstmals wieder das Ergebnis vor der Corona-Pandemie. Der Betriebsertrag stieg insgesamt um 33% auf 47.1 Mio. CHF, was teilweise auf den ausserordentlichen Erlös eines Grundstücksverkaufs von 8.1 Mio. CHF zurückzuführen ist. Beim verkauften Grundstück handelt es sich um ein nicht betriebsnotwendiges Grundstück in der Wohnbauzone in Engelberg. Allerdings nahm auch der Betriebsaufwand zu und erhöhte sich von 25.4 Mio. auf 29 Mio. CHF, Der operative Gewinn auf Stufe EBITDA betrug 18.1 Mio. CHF (EBITDA-Marge 38.5%), und der Reingewinn stieg von 3.9 Mio. auf 10.5 Mio. CHF.
Arbeiten zum Generationenprojekt im Zeitplan
Die Bauarbeiten am Generationenprojekt TITLIS sind nach einer Winterpause wieder voll im Gange. Ein wichtiger Meilenstein, der Durchbruch bei der Spülbohrung, wurde erreicht. Dadurch kann die Bergstation direkt mit der Frischwasserleitung, der Kanalisation sowie Strom- und Glasfaserleitungen verbunden werden. Die einspurige Pendelbahn soll noch dieses Jahr fertiggestellt werden und dient während der Projektdauer für Materialtransporte sowie nach Abschluss als Evakuationsbahn. Alle Arbeiten liegen im Zeitplan, und die BET sind zuversichtlich, dass die neue Bergstation wie geplant 2028/29 fertiggestellt und in Betrieb genommen werden kann.
Der Fortschritt des Bauprojekts TITLIS wird durch Eigenmittel finanziert, was den hohen Eigenfinanzierungsgrad von 80,5% gemäss dem Jahresbericht 2023 widerspiegelt. Bis Ende 2024 dürfen aufgrund der im Jahr 2021 erhaltenen Covid-Härtefallgelder (à-fonds perdu) keine Dividenden ausgeschüttet werden. Ob anlässlich der GV 2025 Dividenden ausgeschüttet werden, wird der Verwaltungsrat im Januar 2025 entscheiden.
Normalisierung im internationalen Tourismus schreitet voran
Trotz der laufenden Bauarbeiten steht den Besuchern im Sommerhalbjahr das gesamte Leistungsangebot zur Verfügung. Es werden laut Angaben der Gesellschaft im Halbjahresbericht zahlreiche Gäste aus dem Inland erwartet, und die Normalisierung der internationalen Reisen soll weiter voranschreiten. Dies dürfte zu einem anhaltenden Aufwärtstrend bei den internationalen Gruppen- und Individualreisenden führen. Auch hemmende externe Faktoren wie fehlende Flugkapazitäten, Visaprobleme, Konflikte oder internationale Grossanlässe wie die Fussball-EM in Deutschland oder die Olympischen Spiele in Paris würden das Ergebnis voraussichtlich nicht stark beeinflussen, schreibt die Titlisbahn in ihrem Bericht. Die Besucherzahlen am Titlis würden daher weiter zunehmen. Auch bei den Individualreisenden rechnet die BET mit einer Fortsetzung der Aufwärtstendenz der letzten Jahre, während die inländische Nachfrage stabil auf hohem Niveau bleiben dürfte.
Fazit
Die Bergbahnen Engelberg-Trübsee-Titlis AG demonstriert mit dem Bauprojekt TITLIS Pioniergeist und wird dadurch zukünftig weiterhin viele Touristen anlocken. Das Unternehmen setzt weiter auf ökologische Nachhaltigkeit, was neue Möglichkeiten für Events, Gastronomie und Hospitality eröffnet. Da das Bauprojekt aus dem Kerngeschäft eigenfinanziert wird, ist eine Wiederaufnahme der Dividendenzahlung vorerst wenig wahrscheinlich. Sollte jedoch die Besucherzahl weiterhin steigen, könnte eine Dividendenzahlung trotz des laufenden Projekts wieder möglich werden.
Kurzfristig wird das Bauprojekt die finanzielle Flexibilität der BET beeinflussen, doch mittelfristig wird es durch die verbesserten Infrastrukturen und die gesteigerte Attraktivität des Standorts positive Effekte auf die Besucherzahlen und somit auch auf die Einnahmen haben.
Derzeit wird der Kurs der Titlis-Aktie durch die Bauaktivitäten und die fehlende Dividende belastet. Allerdings zeigt die EBITDA-Marge mit 38,5%, dass die Bahn vergleichsweise hohe operative Ergebnisse erzielen kann. Die BVZ-Gruppe liegt mit 32,8% leicht darunter, die Schilthornbahn erreicht nur 26,1%.
Abschliessend lässt sich sagen, dass die Tourismusbranche von der Erholung nach der Corona-Pandemie und den guten Wintermonaten stark profitiert hat. Sowohl Schweizer als auch internationale Besucher zeigen grosses Interesse an den Bergbahnen, was sich voraussichtlich fortsetzen wird. Der Bau des TITLIS-Projekts wird neue Möglichkeiten eröffnen und könnte zukünftig zu einer Dividendenauszahlung sowie einem gesunden Anstieg des Aktienkurses führen. Denn dieser hat bisher kaum auf die guten Geschäftszahlen reagiert und bewegt sich seit Jahresbeginn um die 40 CHF.
Hinweis in eigener Sache: die Titlis Bahnen nehmen am Branchentalk Tourismus vom 29. Oktober 2024 in Zürich am Flughafen teil.
