Schweizer Small & Mid Cap Fonds: Performance- und Realitycheck

Wie 9 Fondsmanager bzw. Vermögensberater mit ihren Empfehlungen abgeschnitten haben

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Portfolio - Zwischenbilanz per 30. Juni 2024
Zwischenbilanz bei Portfoliomanagern per Mitte Jahr 2024. Bild: erstellt mit ChatGPT und DALL-E. © OpenAI

Schweizeraktien.net hat zu Beginn des Jahres 2024 ein knappes Dutzend Portfoliomanager von Schweizer Fonds, aber auch Vermögensverwalter nach konkreten Anlageempfehlungen im Bereich Schweizer Small & Mid Caps gefragt. Und auch danach, welche Aktien sie meiden würden.

Wir ziehen zum 30. Juni 2024 eine Zwischenbilanz. Die meisten PMs waren mit ihren Fonds den Benchmarks SPI SMC, SPI EXTRA und SPI SM, die im ersten Halbjahr zwischen 2,46% und 4,53% zulegten, relativ nahe. Am besten schnitt dabei Martin Lehmann mit seinem 3V Invest Swiss Small & Mid Cap ab, der eine Zunahme von 5,7% verzeichnete. Deutlich über der Benchmark SPI Small Cap (2,46%) war auch Patrick Hofer mit dem AMG Substanzwerte Schweiz (4,24%), der diesen Fonds wie auch den Fonds AMG Schweizer Perlen (0,22%) der Serafin Asset Management Ende Juni von Roni Wildmann als Portfoliomanager übernommen hat.

Eine negative Performance im ersten Halbjahr verzeichnete nur Marc Possa mit dem Sara Select, der um 0,29% im Minus war.

Festhalten an den Empfehlungen von Anfang Jahr

In den allermeisten Fällen bleiben die Portfoliomanager bei ihren Empfehlungen von Anfang dieses Jahres. Andreas Buner und Raffael Frauenfelder von Albin Kistler sind der Ansicht, dass bei der von ihnen empfohlenen Jungfraubahn das Bewertungsniveau mittlerweile etwas hoch sei. Dies insbesondere vor dem Hintergrund bestehender Risiken im Zusammenhang mit dem bevorstehenden Rücktritt des langjährigen CEO Urs Kessler.

Patrick Hofer von Serafin Asset Management weist darauf hin, dass Barry Callebaut immer noch Mühe mit den hohen Rohstoffpreisen bekundet, obwohl sich die Aktie im ersten Halbjahr gut erholt habe. Er hat das Momentum zur Reduktion der Position genutzt.

Temenos mit gemischtem Bild

Während sich die meisten Portfolio-Verantwortlichen darüber einig sind, dass ein Engagement in die Meyer Burger Aktie ein No-Go ist, ist die Einschätzung zu Temenos gemischt. Stefan Fuhrer und Manuel Gygax von der Berner Kantonalbank sind weiterhin vorsichtig, was ein Investment in das auf Bankensoftware spezialisierte Unternehmen anbelangt. Thomas Kühne von der LLB sieht hingegen zum jetzigen Zeitpunkt Temenos als empfehlenswert an.

Gemischtes Bild auch bei AMS

Auch bezüglich AMS, dem österreichischen Halbleiterhersteller, der an der SIX kotiert ist, sind die Meinungen geteilt. Patrick Hofer von Serafin und Thomas Buri von der VV Vermögenverwaltung halten an der Empfehlung fest, während die Verantwortlichen bei Albin Kistler weiterhin Vorsicht walten lassen. Die Euphorie sei nun aus der Aktie gewichen, sagt Thomas Buri, das Management könne sich jetzt voll und ganz auf das Kerngeschäft konzentrieren, nachdem die Meldung von Ende Februar, dass das Projekt mit Apple ersatzlos gestrichen worden sei, für einen Kurseinbruch von 39% gesorgt hätte.

Soft Landing hat funktioniert

Stellvertretend für viele Kollegen sieht Patrick Huber von Santro Invest die Lage an den internationalen Finanzmärkten. «Was niemand für möglich gehalten hat, ist Realität. Das ‚Soft Landing‘ hat dieses Mal funktioniert, was die Aktienmärkte in den letzten Monaten eskomptiert haben. Im Moment durchläuft die Industrie eine Delle. Zusätzlich schwächelt der Konsum neuerdings in den USA und in China sowieso», so Huber. Er bleibe dennoch bei seiner Einschätzung, dass die anstehenden Zinssenkungen eine gewisse Belebung bringen dürften. Von daher stünden viele mittlere und kleinere zyklische Unternehmen sozusagen in den Startpflöcken.

Viel Hoffnung auf das 2. Halbjahr

Das Umfeld bleibt zum Teil noch anspruchsvoll, ist Marc Possa überzeugt. «Man sieht es ja auch den Einkaufsmanager-Indizes an bzw. werden es die Halbjahres-Resultate aufzeigen. Viel Hoffnung ruht nun auf dem 2. Halbjahr». Der Lagerabbau scheine in vielen Bereichen vorbei zu sein, womit allmählich eine Normalisierung stattfinden sollte. Was bleibe, ist aber ein viel kürzeres Bestellverhalten der Kunden, weil sich auch die Konsumenten anders verhielten als in den letzten 4 Jahren, die von horrenden Marktverzerrungen geprägt gewesen seien, gibt Possa zu bedenken.

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