Dividendenstrategie 2025 II: Renditesteigerung durch Konzentration und Diversifikation

Starke Kursentwicklung der Dividendentitel und 3,4% Dividendenrendite

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Die Schweiz ist Top-Dividendenzahler in Kontinentaleuropa. Bild: AI/chatgpt.com

Auch im ersten Quartal 2024 stiegen die Ausschüttungen der globalen 1200 Top-Dividendenzahler mit stetigem, hohen und nachhaltigem Dividendenwachstum weiter an. Das Wachstum der regulären Dividendenzahlungen lag bei starken 6,8%. Die Ausschüttungssumme erreichte mit 339.2 Mrd. USD ein Rekordniveau. Das Momentum erhöht sich sogar, denn 93% der Top-Dividendenzahler erhöhten die Ausschüttung oder beliessen sie unverändert. Somit bleiben die Perspektiven für stabiles Dividendenwachstum trotz konjunktureller Unsicherheiten gut.

Im ersten Quartal 2024 setzte sich die Dynamik der aktionärsfreundlichen Dividendenpolitik der 1200 grössten Dividendenzahler ungebrochen fort. Die Summe der Ausschüttungen setzte laut dem Janus Henderson Dividend Index Report einen neuen Rekordwert für das erste Quartal. Trotzdem gab es ausgeprägte Veränderungen nach Regionen und Industrie-Sektoren. In den USA, Kanada und Schweden wurden historische Rekorde verzeichnet, doch in Australien schrumpfte das Volumen. In der Schweiz fiel das Dividendenwachstum mager aus, bewegt sich aber auf einem hohen Niveau. Für Impulse sorgten die erstmaligen Ausschüttungen von Meta und Alibaba sowie die Wiederaufnahme der Dividendenzahlung von Disney. Der Unterhaltungskonzern hatte die Ausschüttung seit der Pandemie ausgesetzt. Auf Nordamerika entfallen 60% der Ausschüttungssumme im ersten Quartal 2024. Einen wesentlichen Anteil an der Steigerung hatte der Finanzsektor, der über einen Fünftel zur Gesamtsumme und 12% zum globalen Dividendenwachstum beitrug. Für das Jahr 2024 prognostiziert Janus Henderson unverändert Ausschüttungen in Höhe von 1.72 Billionen USD, eine Steigerung um 3,9%, mit Blick auf das Dividendenwachstum und die Dividendenstrategie für Investoren.

Sonderfaktor Sonderdividenden

Sonderdividenden hatten seit der Pandemie eine grosse Rolle gespielt, gingen jedoch anteilsmässig weiter um 40% zurück, vor allem wegen dem Volkswagen-Effekt und der deutlich geringeren Dividendensumme beim dänischen Transportunternehmen Moeller Maersk. Dies führte dazu, dass Europa (ohne UK) einen Rückgang der Dividendensumme von 20,3% verzeichnet. In Nordamerika erhöhte sich das Wachstum dagegen um 7,5% und in den Emerging Markets sogar um 20,6%. In Asien-Pazifik lag die Summe um 5,5% höher. In Japan stiegen die Ausschüttungen zwar um 12,1%, doch der schwache Yen führte zu einem Rückgang um 6,4% in USD.

Schweiz ist Top-Dividendenzahler in Kontinentaleuropa

Im ersten Quartal des Jahres entfielen 40% der Dividendensumme in Kontinentaleuropa auf Schweizer Unternehmen. Es gab keine Kürzungen. Doch während aufgrund der Wechselkursänderungen die Ausschüttungssumme in USD von 18.4 Mrd. USD auf 19 Mrd. USD anstieg, fiel sie in CHF um 1,1%. Der Grund ist eher ungewöhnlich. Durch substanzielle Aktienrückkäufe ist die Anzahl der ausstehenden Aktien rückläufig gewesen, sodass auch die Dividende für weniger Aktien ausgeschüttet worden war. Novartis erhöhte zwar die Dividende um 3,1% gemäß der Dividendenstrategie, kaufte aber seit dem ersten Quartal 2023 rund 5% der Aktien zurück. Ein weiteres Beispiel ist ABB. Hier erhöhte sich die Dividende um 3,6%, doch die Anzahl der Aktien reduzierte sich im vergangenen Jahr um 4%. Ähnliche Effekte sind in Frankreich und etlichen anderen Ländern am Werk.

Chart ABB
Die Aktie von ABB entwickelte sich positiv, die Dividende wurde in den letzten Jahren jeweils leicht erhöht. Chart: six-group.com

Top 10 und Top 20

An der Spitze der grössten Dividendenzahler im ersten Quartal steht nach zwei Jahren wieder Novartis. Eine Position, die Novartis bereits 2018, 2020 und 2021 innehatte. Auf Rang 2 folgt Roche, die in den Vorjahren immer eine Position zwischen Rang 2 und Rang 4 eingenommen hatte. Die weiteren Positionen nehmen Costco Wholesale, Microsoft, BHP, Siemens, Exxon, Apple, Commonwealth Bank of Australia sowie Novo Nordisk ein. In Summe schütteten die Top 10 Unternehmen 52.1 Mrd. USD aus und damit weniger als die Top 10 des ersten Quartals 2023. Bemerkenswert ist auch, dass das Ausschüttungsvolumen auf 15% der Gesamtsumme gefallen ist. In den Vorjahresquartalen bewegte sich die Quote stets zwischen 17% und 19%. Unter den Positionen 11 bis 20 finden sich hauptsächlich bekannte Namen wie Fortescue, Astra Zeneca, JP Morgan, Chevron, J&J, Verizon, Abbvie und Equinor, aber auch Newcomer wie Bank Rakyat Indonesia auf Rang 13 und Alibaba auf Rang 20. Alibaba allein dürfte durch die erste Dividendenzahlung in Höhe von 2.6 Mrd. USD den Anteil Chinas am globalen Dividendenvolumen des laufenden Jahres um 5% erhöhen.

Sonderfaktor Aktienrückkäufe

Aktienrückkäufe sind neben Dividendenzahlungen der wichtigste Kanal, um nicht betriebsnotwendiges Kapital an die Aktionäre zurückzuführen. Im Zuge der Pandemie waren die Volumina extrem angestiegen, gehen aber inzwischen wieder zurück. 2023 flossen 1.11 Billionen USD in Aktienrückkaufprogramme, 14% weniger als im Vorjahr – aber immer noch deutlich mehr als in der Vor-Pandemie-Ära. Die Relation zum Dividendenvolumen entspricht 76%, im Vorjahr waren es noch 93%. Die US-Unternehmen sind für 70% des globalen Volumens verantwortlich. Die Reduzierung ist in erster Linie auf den Tech-Sektor zurückzuführen. Microsoft, Meta, Apple & Co. steckten 69 Mrd. USD weniger in Aktienrückkäufe. Ausserhalb der USA sind in London gehandelte Aktien wie Shell, BP, BAT, HSBC und Barclays Gegenstand bedeutender Rückkaufprogramme. In der Schweiz ging das Volumen zurück. Nestlé halbierte das Volumen fast auf 5.8 Mrd. USD.

Einen wichtigen Anteil an der Entscheidung zu Aktienrückkäufen hat das Zinsniveau. Die tiefen Zinsen während der Pandemie wurden von den Emittenten genutzt, um teures Eigenkapital durch billiges Fremdkapital zu ersetzen. Laut Janus Henderson hat nur gut die Hälfte der 1200 Top-Dividendenzahler Aktienrückkaufsprogramme installiert, doch mehr als die Hälfte des Volumens entfällt auf nur 45 Unternehmen.

Dividenden nach Industrien. Grafik: Janus Henderson Global Dividen Index, Mai 2024

Attribution der Dividenden nach Industrien

Von den 301 Mrd. USD, die von den globalen Top 1200 im ersten Quartal 2024 als Dividende ausgeschüttet wurden, entfallen 68.7 Mrd. USD auf den Finanzsektor, ein Rekordwert und prozentual gesehen der Sektor mit der absolut höchsten Ausschüttungssumme. Danach folgt Healthcare & Pharmaceuticals mit 46.2 Mrd. USD. Es bleibt der einzige Sektor, der eine kontinuierliche jährliche Steigerung verzeichnet. Im ersten Quartal 2018 lag die Dividendensumme des Sektors noch bei 33.6 Mrd. USD. Der Sektor Öl, Gas & Energie blieb mit 32.3 Mrd. USD fast unverändert zum Vorjahresquartal, ebenso der Tech-Sektor mit 31.7 Mrd. USD, nach 30.9 Mrd. USD im Vergleichsquartal. Eine deutliche Steigerung erzielte der Sektor Basis-Konsumgüter von 23.7 Mrd. USD auf 30.6 Mrd. USD – ebenfalls ein historischer Rekord für das erste Quartal. Rückläufig waren die Dividendensummen dagegen in den Sektoren Basis-Materialien, zyklische Konsumgüter und Industrie.

Portfolio-Check

Die letzten Monate waren voller Überraschungen, nicht nur im Hinblick auf das weltweite Börsengeschehen, sondern auch, was die 12 Titel der Dividendenstrategie betrifft. Tendenziell zogen sowohl die Mega- und Large-Caps wie auch die Mid-Caps an. Dennoch gab es auch Verlierer, wie Nestlé, die nun fast wieder auf dem Kurs von November 2018 liegt, als die Dividendenstrategie auf schweizeraktien.net gestartet worden war. Dafür hat die seit Jahren ungeliebte Roche zuletzt eine markante Trendwende vollzogen, der Kurs liegt wieder über dem Niveau von November 2018. Nur die beiden Beteiligungsgesellschaften im Life-Sciences-Sektor, HBM Healthcare und BB Biotech, liegen aktuell tiefer als bei der Aufnahme auf die Liste, aber immerhin höher als die Zwischentiefs. Dennoch gibt es weder bei diesen beiden Titeln noch bei den anderen 10 Gründe, um sich zu trennen.

Was von Expertenmeinungen zu halten ist, zeigt der Fakt, dass vor drei Jahren kaum eine positive Einschätzung zu Novartis vorlag, doch heute, auf erhöhtem Kursniveau, ist die Aktie allgemein beliebt. Bei Roche ist es gerade umgekehrt. Noch vor drei Jahren Everybody’s Darling, war bis zur jüngsten kraftvollen Trendwende kaum ein gutes Wort zu Roche zu hören. In der Dividendenstrategie geht es jedoch nicht um Meinungen und Konsensschätzungen, sondern um Strategie und Arithmetik sowie eine langfristige Perspektive. Deshalb heisst es nicht Novartis oder Roche, sondern sowohl als auch, und zwar, weil die langfristigen Perspektiven beider Top-Pharmakonzerne trotz der Herausforderungen von Markt und Wettbewerb relativ gut sind. Das zeigt sich für Investoren mit langfristigem Horizont nicht zuletzt in den jährlichen Dividendenerhöhungen.

Mega-Caps

Die drei Schweizer Schwergewichte haben einen schweren Stand bei den Investoren, was in den überdurchschnittlich hohen Dividendenrenditen zum Ausdruck kommt. Wenn auch bei Roche der Trend wieder nach oben zeigt, so liegen doch die Bewertungskennzahlen deutlich unter dem Branchendurchschnitt. Für internationale Investoren mögen auch aus Währungsüberlegungen, aber vor allem wegen der Dynamik, US-Pharmatitel mehr versprechen. Für Anleger in der Schweiz mit «Home Bias» gibt es jedoch keine stichhaltigen Gründe, Roche schlechtzureden. Den gab es auch bei Novartis in den Vorjahren nicht, als die Aktie unbeliebt war. Welche bedeutende Rolle die beiden Schweizer Pharma-Riesen im schnell wachsenden Markt der Onkologie spielen, wurde im Juli auf schweizeraktien.net untersucht. Im Unterschied zum Pharmageschäft gibt es in den Tätigkeitsfeldern von Nestlé keinen Patentschutz. Bei Kaffee, Süsswaren, Mineralwasser und Haustiernahrung ist es die Stärke der Marken und der Distribution, die zählt. Im ersten Halbjahr 2024 lag der Umsatz des Multis bei 45 Mrd. CHF, das EBIT bei 7.8 Mrd. CHF und der Nettogewinn bei 5.6 Mrd. CHF. Die Restrukturierung des Markenportfolios schreitet voran. Die 31 Top-Marken steuern 70% zum Umsatz bei. Nach 30 Monaten mit rückläufigem Kurs liegt die Aktie inzwischen auf dem tiefsten Niveau seit Februar 2019. Die Dividendenrendite beträgt 3,5%, das KGV liegt bei 20. Damit ist Nestlé attraktiver bewertet als die meisten Unternehmen der Peer-Group. Bei Danone beispielsweise beträgt das KGV 43. Obwohl Nestlé auch wegen der rückläufigen Inflation die organische Wachstumsprognose von 4% auf 3% reduziert hat, dürfte doch die Dividende weiterhin erhöht werden.

Large Caps

ABB entwickelte sich positiv, die Dividende wurde in den letzten Jahren jeweils leicht erhöht. Doch die Kurs-Performance lief weit besser, als zu erwarten war. Nach der Aufnahme in die Liste der Aktien der Dividendenstrategie im November 2021 ging es in den nächsten 10 Monaten erstmal um 20% abwärts. Dann jedoch konnte sich die Aktie mehr als verdoppeln. Allein seit Anfang Jahr ging es von 37 CHF auf 52 CHF. Nach Gewinnmitnahmen liegt der Kurs inzwischen etwas tiefer. Da das Geschäft brummt, der Auftragsbestand hoch ist und die Margen steigen, bleiben die Perspektiven für Dividendenerhöhungen und Kursavancen weiterhin gut. Allerdings sollten auch Korrekturen nicht überraschen.

Swiss Re ist ein gutes Beispiel für langläufige Zyklen an der Börse. Jahrelang war die Aktie trotz hoher Dividendenrendite bei Anlegern nicht sonderlich beliebt. Im Februar 2020 stürzte die Aktie tief. Das zuvor verzeichnete Hoch von 117 CHF wurde zuletzt fast wieder erreicht. Zum Jahresbeginn lag der Kurs noch bei 95 CHF. Der Ausblick ist positiv, da die Weltwirtschaft und das Prämienvolumen wachsen und insbesondere Unternehmen ihre Risiken in einer gefährlicher werdenden Welt absichern wollen.

Chart Belimo
Der Kursverlauf bei Belimo zeigt eindrücklich die Malaise der Small- und Mid-Caps. Chart: six-group.com

Small- und Mid-Caps

Das Small- und Mid-Cap Universum ist ganz allgemein von den Investoren stark vernachlässigt worden. Derzeit überwiegen auch negative Nachrichten wie rückläufige Auftragseingänge, schwindende Umsätze und Gewinneinbrüche. Die Ausnahme bilden einige Aktien, die nicht enttäuschen. Dazu zählen Sulzer, Galenica, Phoenix Mecano und auch Belimo, die durch eine gute Performance und Dividende überzeugen. Der Kursverlauf bei Belimo zeigt eindrücklich die Malaise der Small- und Mid-Caps. Seit der Aufnahme Ende Juli 2023 bewegte sich der Kurs unter enger werdenden Oszillationen seitwärts. Am 22. Juli 2024 sprang die Aktie dann von 448 CHF am Vortag auf über 500 CHF und liegt aktuell bei 532 CHF. Umsatz, Margen und Nettogewinn legten zu, letzterer um 19%. Die Dividenden- und Kursperspektiven bleiben hervorragend. Das gilt auch für die Dividendenperspektiven der SIG Group, so jedenfalls die im Interview von schweizeraktien.net mit CEO Sigrist auf Anfrage geäusserte Absicht. Die Aktie ist jedenfalls reif für eine nachhaltige Trendwende. Phoenix Mecano hatte die Aktionäre dieses Jahr mit einer Dividendenerhöhung und der Ausschüttung einer Sonderdividende beglückt. Im Interview mit schweizeraktien.net hat CEO Rochus Kobler im November 2023 Licht auf die Geschäftsdynamik in den verschiedenen Sparten des international aktiven Mischkonzerns geworfen.

Chart Phoenix Mecano
Die Aktie von Phoenix Mecano zeigt Aufwärtstendenz. Chart: six-group.com

Beteiligungsgesellschaften

Vergangenen Oktober verzeichnete HBM Healthcare Kurse von unter 150 CHF. Zwischenzeitlich ist die Aktie wieder auf Kurse um die 200 CHF geklettert. Der Net Asset Value der Beteiligungen hat sich weiter auf aktuell 252 CHF je Aktie erhöht, der Discount beträgt somit attraktive 21%. Das M&A- und das Lizenzgeschäft kommen in Fahrt. Zuletzt sorgte der Numab-Deal mit J&J für Schlagzeilen. Für das zweite Halbjahr werden von sieben Portfoliogesellschaften wichtige Studienergebnisse erwartet, die neue Impulse geben können. Zum historischen Hoch errechnet sich ein Steigerungspotenzial von fast 80%. Auch BB Biotech liegt deutlich unter den Höchstständen, konnte aber die Tiefs hinter sich lassen. Aktuell liegt der Kurs um mehr als die Hälfte unter dem Hoch von Februar 2021. BB Biotech erwartet bei neun der Portfoliogesellschaften einen starken News-Flow in der zweiten Jahreshälfte. Mit dem begonnenen Zinssenkungszyklus dürften sich die Marktbedingungen im Biotech-Sektor weiterhin verbessern. Dann dürften auch die gekürzten Dividenden der beiden spezialisierten Beteiligungsgesellschaften wieder angehoben werden.

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