WIR Bank: Hypothekargeschäft und digitale Angebote treiben Erfolg

Geschäft mit der Komplementärwährung WIR weiter unter Druck

0
275
Bis 2025 ist die Bank WIR einer der Sponsoren der Tour des Suisse. Bild: wir.ch

Die WIR Bank Genossenschaft hat im 1. Halbjahr 2024 kräftig aufgeholt. Nachdem sich im vergangenen Jahr der Gewinn, insbesondere das Zinsergebnis, nur unterdurchschnittlich entwickelt hatte, jedoch 8,4% mehr Hypotheken verkauft werden konnten, wendete sich das Blatt seit Jahresbeginn. Wie dem Halbjahresabschluss der Genossenschaftsbank zu entnehmen ist, zahlte sich die Ausweitung des Hypothekarvolumens nun aus. Der Bruttoerfolg aus dem Zinsengeschäft legte um 13,5% auf 36.5 Mio. CHF zu. Im Kommissionsgeschäft verdiente die Bank zwar mit ihrer eigenen Währung CHW wiederum weniger. Dieser Rückgang konnte jedoch durch einen Ertragssprung im Anlagegeschäft dank der Beteiligung an der Säule-3a-Lösung VIAC nahezu kompensiert werden. Unter dem Strich verblieb ein Reingewinn von 13.3 Mio. CHF, 20,1% mehr als in der Vorjahresperiode.

Kredite und Ausleihungen im CHW weiter rückläufig

In einer Medienmitteilung schreibt die WIR Bank, dass im 1. Halbjahr 2024 das Wachstum bei den Hypothekarkrediten «bewusst kontrolliert» wurde. Dennoch stiegen die Hypothekarforderungen um 2,6% auf 4.9 Mia. CHF. Der grösste Anteil entfällt mit knapp 92% oder 4.5 Mia. CHF (+3,1%) auf Kredite in Schweizer Franken; die Hypothekarforderungen in der eigenen Komplementärwährung CHW gingen um 2,9% auf 393.3 Mio. CHF zurück. Rückläufig waren sowohl in CHF als auch in CHW die übrigen Kredite mit einem Minus von 2,4% auf 648.3 Mio. CHF.

Ein ähnliches Bild zeigt sich auf der Passivseite der Bilanz. Die Kundengelder legten um 4,4% auf 4.5 Mia. CHF zu, wobei auch hier die Einlagen in Schweizer Franken mit +5,2% auf 4.1 Mia. CHF den Mammutanteil ausmachten. In CHW kam es zu Abflüssen der Kundengelder um 3,8%. Über 80% der Ausleihungen waren Ende Juni durch Kundengelder gedeckt. Den weiterhin intakten Zufluss an Kundengeldern begründet Finanzchef Mathias Thurneysen mit dem Sparangebot der Genossenschaftsbank, das, wie beispielsweise das «Sparkonto plus», eine Verzinsung von 1,8% bietet. Thurneysen spricht in der Medienmitteilung von «mehreren Tausend Neukundinnen und Neukunden». Die Bilanzsumme der Bank stieg infolge der guten Geschäftsentwicklung auf 6,5 Mia. CHF (+3,7%), was laut CEO Bruno Stiegeler «ein neues Allzeithoch in der 90-jährigen Geschichte der Bank» darstellt.

Netto-Zinserfolg legt um ein Viertel zu

Wegen geringerer Wertberichtigungen stieg der Nettoerfolg aus dem Zinsengeschäft mit +25,7% noch stärker als der Bruttoerfolg und erreichte knapp 40.2 Mio. CHF. Im zinsindifferenten Geschäft war die Entwicklung sehr unterschiedlich. Der Kommissionsertrag aus dem Wertschriften- und Anlagegeschäft erreichte 4.0 Mio. CHF, ein Plus von 49,4%. Hingegen erodierten die Erträge aus dem Verrechnungsgeschäft mit der Komplementärwährung CHW, was einen Rückgang um 29,4% auf 2.9 Mio. CHF zur Folge hatte. Treiber hinter dem Ertragswachstum im Anlagegeschäft ist das Fintech VIAC: Per Ende Juni verzeichnete VIAC rund 99’000 Kundinnen und Kunden und verwaltete knapp 3.7 Mia. CHF an Vermögen, heisst es in der Mitteilung.

Wegen der negativen Entwicklung im Verrechnungsgeschäft ging der Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft dennoch um 1,8% auf 9.3 Mio. CHF zurück. Im Handelsgeschäft resultierte hingegen ein Plus von 46,2% auf 3.4 Mio. CHF. Die Bank verweist in diesem Zusammenhang auf das positive Börsenumfeld.

Geschäftsaufwand steigt weiter

Zugelegt haben nicht nur die Erträge, sondern auch der Geschäftsaufwand mit +2,7% auf 33.4 Mio. CHF. Hier zeigt sich insbesondere der höhere Personalaufwand mit 18.3 Mio. CHF (+4,4%). Die Cost-Income-Ratio liegt mit über 70% jedoch weiterhin über dem Durchschnitt vergleichbarer Retailbanken. Begründet wird dies mit den Investitionen in die Zukunft. In diesem Zusammenhang kündigte die WIR Bank an, dass das Modell von VIAC im 2. Semester auf freies Wertschriftensparen ausgebaut werden soll. Ebenso sei ein Ausbau der seit 2020 bestehenden Zusammenarbeit mit dem Fintech AMNIS Treasury Services AG im Bereich Online-Devisenhandel für KMU geplant. Bruno Stiegeler kündigte an, dass man alles unternehmen werde, damit das Halbjahresergebnis als Indikator für das gesamte Geschäftsjahr gesehen werden könne.

Kapitalerhöhung läuft

Obwohl die WIR Bank derzeit sämtliche regulatorischen Anforderungen an das Eigenkapital übererfüllt, sollen Kapitalbasis und Liquidität aufgrund der neuen ab 1. Januar 2025 geltenden Anforderungen erhöht werden. Diese Stärkung des Eigenkapitals werde mit einer bevorstehenden Kapitalerhöhung erfolgen. Diese läuft bis zum 3. September 2024. Neue Beteiligungsscheine können im Verhältnis 1:8 bezogen werden.

Fazit

Die WIR Bank überzeugt im 1. Semester 2024 mit einem über dem Markt liegenden Wachstum. Es zeigt sich, dass sich die Marktoffensive im vergangenen Jahr ausgezahlt hat. Nun sprudeln auch bei der WIR Bank die Zinserträge. Erfreulich ist zudem, dass die rückläufigen Erträge aus dem CHW-Geschäft durch die neuen digitalen Angebote kompensiert werden können. Dies war eines der Ziele der Digitalisierungsoffensive der Bank WIR.

Seit Jahresbeginn leicht im Minus: der Kurs des BS der WIR Bank Genossenschaft. Chart: otc-x.ch

Der Kurs der auf OTC-X gehandelten Beteiligungsscheine (BS) der Genossenschaftsbank hat seit Jahresbeginn leicht verloren und wurde zuletzt zu 483 CHF gehandelt. Grund dafür ist sicherlich auch die laufende Kapitalerhöhung. Allerdings haben die BS-Inhaberinnen und -Inhaber Anfang Juni eine Dividende in Höhe von 10.75 CHF je BS erhalten. Dies entspricht einer Dividendenrendite von 2,2%. Angesichts der guten Geschäftsentwicklung ist zu erwarten, dass die Ausschüttung für 2024 mindestens wieder 10.75 CHF je BS betragen wird. Auch der Abschlag auf den Buchwert von etwas mehr als 10% lässt den BS bei Kursen von 483 CHF nicht als zu teuer erscheinen. Die BS der WIR Bank Genossenschaft bleiben daher weiterhin ein guter Obligationenersatz, wobei insbesondere auf der 40%igen Beteiligung an VIAC auch stille Reserven gebildet worden sein dürften.

Hinweis in eigener Sache: Am 5. September 2024 findet der Branchentalk Banken in Bern statt. Das Schwerpunktthema lautet: «Zinswende, Cryptoassets und die Zukunft des Hypothekargeschäfts – Strategien für Regional- und Kantonalbanken»

Kommentar verfassen