Neue Zürcher Zeitung: Steigender Gewinn bei rückläufigem Umsatz

Der Kurs der Aktie geht weiter zurück

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Das Marktumfeld bleibt auch für die Neue Zürcher Zeitung anspruchsvoll. Bild: ©NZZ

Die Neue Zürcher Zeitung legt, was die Profitabiltät anbelangt, ein gutes erstes Halbjahr 2024 hin. So steigt das operative Ergebnis auf Stufe EBIT um 2 Mio. CHF auf 6.8 Mio. CHF, was einem Plus von 42% entspricht. Noch besser sieht es beim Unternehmensgewinn aus, der dank der Kurssteigerungen an den Kapitalmärkten und einem um 2.2 Mio. CHF höheren Finanzergebnis bei 6.9 Mio. CHF liegt (+119%).

Rückgängiger Ertrag am Werbemarkt

Gleichzeitig hat das Unternehmen aber mit einem leicht negativen Wachstum zu kämpfen. Der Umsatz geht um ein knappes Prozent von 119.3 auf 118.3 Mio. CHF zurück. Als Gründe machen Verwaltungsratspräsidentin Isabelle Welton und CEO Felix Graf im Aktionärsbrief darauf aufmerksam, dass der höhere Ertrag im Nutzermarkt den rückgängigen Ertrag im Werbemarkt nicht vollständig ausgleichen könne. Der übrige Ertrag sinkt um 4 %, was vor allem auf die operative Trennung von CH Media in den Bereichen Technologie und Verlagsservices zurückzuführen sei.

Zuwächse im Nutzer- und Lesermarkt

Der Ertrag im Nutzermarkt steigt um 4%. Der Lesermarkt legt um 3% zu. Einen wesentlichen Teil zu dieser Entwicklung trage das im Dezember 2023 vollständig übernommene digitale Finanzmagazin The Market bei, so die Verantwortlichen. Der Ertrag im übrigen Nutzermarkt steigt um 8%. Dabei seien höhere Umsätze mit Kunsteditionen und Leserreisen erzielt worden. Auch die Umsätze des im Oktober 2023 eröffneten Kinos Frame an der Europaallee in Zürich trügen das ihre dazu bei.

Digitalvermarktungsgeschäft unter Druck

Unerfreulich bleibt die Entwicklung im Werbemarkt, der im ersten Halbjahr 2024 um 5% zurückgeht. Besonders schmerzt dabei der Rückgang im digitalen Werbemarkt, lange ein Wachstumstreiber, der gegenüber dem Vorjahr um 4% abnimmt. Das klassische Digitalvermarktungsgeschäft gerate sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland durch tiefere Preise im Displayverkauf über programmatische Kanäle zunehmend unter Druck, schreibt die NZZ. Zudem zeige sich bei internationalen Kunden der Architektur- und Design-Community DAAily platforms im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld eine gewisse Zurückhaltung.

Auch die Erträge aus den Partnerschaften im Eventbereich mit NZZ Connect, der Nachhaltigkeitsinitiative Sustainable Switzerland und dem Zurich Film Festival gehen gegenüber dem Vorjahr zurück (-6%). Hier mache sich das zunehmend schwierige Marktumfeld und der verstärkte Wettbewerb bemerkbar.

Tiefere Kosten

Dass man an der Falkenstrasse unter dem Strich dennoch ein gutes Resultat vorweisen kann, hängt damit zusammen, dass die Macher die Kosten im Griff haben. Der betriebliche Gesamtaufwand reduziert sich trotz der vollständigen Übernahme von The Market im Dezember 2023 um 3% oder 2.9 Mio. CHF auf 111.6 Mio. CHF. Neben tieferen Direktkosten in der Vertriebslogistik und umsatzproportionalen Verlegeranteilen im Werbegeschäft sei die Kostenreduktion vor allem auf Effizienzsteigerungen zurückzuführen.

Übernahme der APG | SGA lässt Eigenkapital abschmelzen

In der Halbjahresbilanz fällt die Zunahme der Finanzanlagen auf. Sie ist primär auf den Erwerb der 25%-Beteiligung an der APG|SGA mit einem Kaufpreis von 165 Mio. CHF zurückzuführen. Der Wert der Beteiligung werde sich nach Abschluss der Neubewertung (Purchase Price Allocation) im zweiten Halbjahr 2024 um den im Eigenkapital zu verrechnenden Goodwill reduzieren, schreibt die NZZ.

Das Fremdkapital nimmt wegen der Übernahme der Allgemeinen Plakatgesellschaft APG um 82.4 Mio. CHF zu. Das ist vor allem auf die Aufnahme eines Darlehens von 80 Mio. CHF für die Finanzierung der Beteiligung an der APG|SGA zurückzuführen. Der Eigenkapitalanteil geht somit von 76% auf 62% zurück.

Ausblick

Das Unternehmen NZZ werde seine Strategie mit Fokus auf Qualitätsjournalismus konsequent weiterverfolgen, schreiben die Verantwortlichen. Dazu gehörten weitere Investitionen in die Redaktionen, Produkte und Technologien, um das organische Wachstum zu unterstützen und insbesondere die Zahl der Abonnenten und den Umsatz pro Kunde weiter zu steigern. Mit der strategischen Beteiligung an der führenden Schweizer Out-of-Home-Mediengruppe APG|SGA werde das Geschäft in den Print- und Digitalwerbemärkten mit Erträgen aus dem wachsenden Markt für Aussenwerbung gestärkt.

Fazit

Das Team um CEO Felix Graf und den langjährigen CFO Jörg Schnyder haben die Kosten im Griff. Das ist bei einem zurückgehenden Werbemarkt essentiell, können doch nur so die Verluste aufgefangen werden. Das Marktumfeld bleibt anspruchsvoll, da der fundamentale Umbruch in der Medienbranche und der strukturelle Rückgang im Leser- und Werbemarkt Print anhalten.

Wie sich die Implementierung von The Market in Deutschland auswirkt, wird man abwarten müssen. Aber wie schon beim Ausbau der Tagesberichterstattung der NZZ im «grössten Kanton», der seit Jahren erfolgreich vonstattengeht, kann man durch die Lancierung von The Market im Lesermarkt durchaus von einem zusätzlichen Push ausgehen. Auch wenn dieser in der Erfolgsrechnung wohl nicht tiefe Spuren hinterlassen wird.

Auch was die Übernahme der APG|SGA anbelangt, werden sich Erfolg oder Misserfolg erst mittelfristig erweisen. Auf alle Fälle ist die Teil-Übernahme des in Plakatwerbung und digitale Out of Home Kampagnen spezialisierten Unternehmens keine Vertiefung bzw. Ausweitung der Qualitätspublizistik, die sich die NZZ so gerne auf die Fahnen schreibt. Man bleibt sich treu in weiterer Diversifikation, ob das den Erwerb von einem Kino, dem Betreiben eines Filmfestivals oder eben Aussenwerbung anbelangt. Ein anorganisches publizistisches Wachstum sucht man vergeblich, allerdings sind auch mögliche Übernahmeziele rar gesät.

Seit Ende 2022 ist der Kurs der NZZ-Aktie im Sinkflug begriffen und hat ein Drittel seines Wertes eingebüsst. Zuletzt wurden die Aktien ausserbörslich auf OTC-X zu 5’230 CHF je Aktie gehandelt. Darin spiegeln sich die Befürchtungen der Anlegerinnen und Anleger, dass das Geschäft mit Journalismus aufgrund der strukturellen Veränderungen immer schwieriger wird. Vor diesem Hintergrund ist es nachvollziehbar, wenn das Unternehmen in publizistik-fremde Geschäftsfelder investiert.

Kursverlauf der auf otc-x gehandelten Aktie der Neuen Zürcher Zeitung über die letzten drei Jahre. Quelle: otc-x.ch

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