Kryptowährungen im Alltag: Wie die «Hausbank» den Zugang ermöglicht

Chancen und Risiken

0
91
Anleger sehen in Kryptowährungen immer öfter eine sinnvolle Ergänzung zu ihrem bisherigen Portfolio. Bild: PD

Bitcoin, Ether und Co. haben es von der Nische in den Mainstream geschafft. Trotzdem zögern viele Privatanleger, direkt in Kryptowährungen zu investieren. Das Risiko und die technische Komplexität schrecken ab. Doch jetzt öffnen immer mehr Retailbanken ihren Kunden den Zugang zu digitalen Währungen – einfach und sicher über das Bankkonto.

Kryptowährungen haben die Finanzwelt revolutioniert. Bitcoin und Ether sind mittlerweile feste Grössen auf den internationalen Märkten. Für Privatanleger bleibt der direkte Zugang oft eine Hürde. Die komplexe Technik, die Unsicherheit über sichere Verwahrung und die Angst vor Betrug bremsen aus. Hier springen Regional- und Kantonalbanken ein: Sie bieten ihren Kunden eine einfache und sichere Möglichkeit, in Kryptos zu investieren – direkt über das bestehende Bankkonto.

Direkter Zugang über die Bank: Kooperationen und eigene Plattformen

Immer mehr Retailbanken bieten ihren Kunden den direkten Handel mit Kryptowährungen über die gewohnte Benutzeroberfläche ihres Online-Bankings an. Dazu wird mit Anbietern kooperiert, die Zugang zur Blockchain-Technologie haben und das Geschäft FINMA-konform am Kryptomarkt abwickeln können.

Manche Banken gehen allerdings noch einen Schritt weiter und entwickeln eigene Handelsplattformen. Hier agieren sie selbst als Vermittler zwischen Käufer und Markt. Dies bietet den Vorteil, die Kunden direkt bedienen zu können – und alle Prozesse nahtlos in die bestehende Infrastruktur integriert zu haben.

Indirekter Zugang: Krypto-ETFs und Zertifikate

Nicht jeder möchte direkt in Kryptowährungen investieren. Für diese Klientel bieten Banken alternative Produkte an, die das Risiko streuen und gleichzeitig den Zugang zu den Chancen der Kryptowelt ermöglichen. Krypto-ETFs (Exchange Traded Funds) und Zertifikate sind hier besonders beliebt. Sie bilden die Kursentwicklung von Bitcoin, Ether oder anderen Kryptowährungen ab, ohne dass der Anleger selbst die digitalen Coins besitzen muss.

Solche Produkte sind besonders für konservative Anleger interessant, die von der Kursentwicklung profitieren möchten, ohne sich mit den technischen Details und Risiken der Verwahrung auseinanderzusetzen. Die Investition erfolgt über das bestehende Depot, wie bei traditionellen Anlageformen. Ein weiterer Vorteil: Die Steuerabwicklung ist einfacher, da die Bank schon alle nötigen Informationen bereitstellt.

Nachfrage und Akzeptanz: Wie Privatanleger das Angebot annehmen

Die Nachfrage nach Krypto-Investitionen über die «Hausbank» wächst. Studien und Umfragen zeigen, dass immer mehr Privatanleger bereit sind, in digitale Währungen zu investieren – wenn sie dafür nicht auf eine neue Plattform ausweichen müssen. Das Vertrauen in etablierte Institute spielt also eine entscheidende Rolle in der Kryptowelt. Kunden schätzen die Sicherheit und den Komfort, den ihre Bank ihnen bietet.

Besonders jüngere Anlegergruppen (Generationen Y und Z) zeigen grosses Interesse an Kryptowährungen. Sie sind schlicht technikaffiner und offener für neue Anlageformen. Doch auch ältere Generationen entdecken die Vorteile der Diversifikation über Kryptos – sofern diese in ein vertrautes Umfeld eingebettet sind. Die Akzeptanz steigt mit dem Vertrauen in das Onlineportal, wo der Kryptokauf getätigt wird. Und die bekannte Hausbank geniesst dort nun mal einen über die Jahre erarbeiteten Vertrauensvorschuss.

Und die Motivation grundsätzlich? Anleger sehen in Kryptowährungen immer öfter eine sinnvolle Ergänzung zu ihrem bisherigen Portfolio – sei es zur Diversifikation oder als Schutz vor Inflation. Manche Anleger haben auch das Vertrauen in die FIAT-Währungen verloren. Der stetige Zerfall des US-Dollars lässt grüssen.

Technische und regulatorische Herausforderungen für Retailbanken

Kryptowährungen bringen nicht nur Chancen, sondern auch Herausforderungen für die Geschäftsbanken mit sich. Technisch müssen Banken ihre Infrastruktur erweitern, um Kryptowährungen sicher und effizient zu handeln – und zu verwahren. Und die Integration von Krypto-Handelsplattformen in bestehende Bankensysteme erfordert erhebliche Investitionen in IT sowie Sicherheit.

Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die regulatorischen Anforderungen. Banken müssen sich an die nationalen und internationalen Vorschriften halten, die für den Handel mit Kryptowährungen gelten. Dazu gehören vor allem Massnahmen zur Bekämpfung von Geldwäsche (AML) und die Einhaltung von Know Your Customer (KYC) Richtlinien. Die Regulatorien sind besonders in der Krypto-Welt streng, da die Gefahr von Geldwäsche und illegalen Aktivitäten hoch ist. In der Schweiz ist die FINMA für diese Fragen zuständig.

Sicherheitsaspekte spielen ebenfalls eine zentrale Rolle. Kryptowährungen sind ein attraktives Ziel für Hacker und Cyberkriminelle. Von den Banken werden höchste Sicherheitsstandards erwartet, um die digitalen Vermögenswerte ihrer Kunden zu schützen. Dazu gehören nicht nur technische Massnahmen – wie Verschlüsselung und sichere Verwahrung – sondern auch die kontinuierliche Schulung der Mitarbeitenden und die Sensibilisierung der Kundschaft.

Nachgefragt bei Entris Banking AG: «Die regulatorischen Herausforderungen waren am grössten»

Wir haben bei Hilde Muggerud, Leiterin Anlegen bei Entris Banking nachgefragt, wie sie das Implementieren einer Kryptolösung und die damit verbundenen Arbeiten erlebt hat. «Wir haben uns bei der technischen Lösung für «buy» statt «make» entschieden und haben  auf den Dienstleister InCore Bank vertraut», so Muggerud. «InCore verfügt über die notwendige Kompetenz und die benötigten Lösungen für den Handel und die Verwahrung auf der Blockchain- – und liefert ein komplett FINMA-konformes Package, inklusive jährliche Audits-Reports. Für jede Transaktion, welche die InCore für unseren Kundenbanken tätigt, wird mittels einer Blockchain-Analyse der jeweilige Risk Score ermittelt.»

Die Lösung von Entris Banking ist noch nicht für einen Kryptohandel 24/7 gedacht. Aktuell können Aufträge nur zu den normalen SIX-Börsenöffnungszeiten entgegengenommen werden – dies aber zu den gängigen Auftragsarten (z.B. «bestens», «limitiert»). «Der Kryptohandel findet ja grundsätzlich 24/7 statt – und es ist schon unser Ziel, diesen Service ebenfalls rund um die Uhr anzubieten. Doch das bedeutet beträchtliche zusätzliche Investitionen.» Aktuell warte man deshalb noch ab, bis die Nachfrage auf Kundenseite genug gross sei. «Die Regional- und Kantonalbanken sind zwar interessiert, die Kundschaft sowieso. Doch die Banken sind  noch sehr zurückhaltend, was diese neue Welt des digitalen Geldes angeht.»

«Die grossen Herausforderungen bei der Aufnahme von Kryptowährungen ins Serviceangebot unserer Kundenbanken liegen nicht im technischen, sondern im administrativen und regulativen Bereich», sagt Muggerud. «Wir müssen jeweils einen Fragenkatalog mit detaillierten Angaben zum Angebot selbst, zu den Prozessen, Kontrollmassnahmen und zum Ausbildungsstand der Mitarbeitenden an die Aufsichtsbehörde FINMA einreichen. Zudem benötigt die bankinterne Abstimmung mit den Risk- und Compliance-Experten viel Zeit. Es ist aber sehr wichtig, dass sich die Bank mit diesen neuen Risiken kritisch auseinandersetzt.» Sogar die Bankstatuten wollen angepasst werden, wenn eine Bank den Handel von Kryptowährungen in ihr Angebot aufnimmt.

Wer sind die möglichen Kunden von Entris Banking? «Bei uns kann prinzipiell jede Bank, die bei uns bereits Dienstleistungen im Fondshandel und im Global Custody bezieht, im gleichen Setup den Servicebezug um den Handel und die Verwahrung von Kryptowährungen ergänzen», so Hilde Muggerud. In der Schweiz sind das aktuell 40 Banken.

Fazit und Handlungsempfehlungen

Der Zugang zu Kryptowährungen über Retailbanken bietet Privatanlegern eine attraktive Möglichkeit, von den Chancen dieser neuen Anlageklasse zu profitieren – ohne sich um die technischen Herausforderungen und Risiken zu kümmern. Die wachsende Nachfrage nach und Akzeptanz von Kryptos zeigt, dass immer mehr Anleger diese Währungen ernst nehmen. Besonders der direkte Zugang über das bestehende Bankkonto – und die Möglichkeit, Kryptowährungen im vertrauten Umfeld der Hausbank zu handeln – senken die Hemmschwelle erheblich.

Wer über seine Bank in Kryptowährungen investieren möchte, sollte sich genau über die angebotenen Produkte informieren. Es lohnt sich, die verschiedenen Möglichkeiten zu vergleichen – z.B. den direkten Kauf von Kryptowährungen mit der Investition in Krypto-ETFs und Zertifikate. Wichtig ist auch, die Angebotskosten und Sicherheitsmassnahmen der eigenen Bank zu kennen.

In den kommenden Jahren dürften Kryptowährungen weiterhin zügig an Bedeutung gewinnen. Regional- und Kantonalbanken spielen eine Schlüsselrolle dabei. Wer frühzeitig einsteigt, hat die Chance, von den Kursgewinnen, der Diversifikation und dem (potenziellen) Inflationsschutz der digitalen Währungen zu profitieren – sicher und bequem, über die eigene Hausbank.

Hinweis in eigener Sache: Hilde Muggerud, Entris Banking, und Christian Bieri, InCore Bank, werden im Rahmen des Branchentalk Banken am 5. September 2024 eine Case Study präsentieren.

Kommentar verfassen