Schweizer Aktien Favoriten 2024: Rotation an der Börse

Galderma glänzt mit 19% Monatsperformance

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Falke
Falken mit ihren scharfen Augen und 15 Halswirbeln mehr als andere Vögel können ihre Beute besonders gut erspähen. Bild: stock.adobe.com

Der plötzliche Kurseinbruch Anfang August ist durch die schnelle Erholung an den Börsen fast schon wieder vergessen. Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass Hedge Funds ihre Yen-Carry-Trades aufgelöst haben, was den Nikkei abstürzen liess und weltweit für Verkaufswellen sorgte. Auf Monatsbasis liegt das Tokioter Börsenbarometer nun jedoch 7% im Plus. Also alles prima?

Der Nikkei liegt zwar noch einige Prozentpunkte unter seinem Juli-Hoch, doch die US-Indizes Dow-Jones und S&P 500 sowie der DAX erklommen zuletzt neue Rekordstände. Mid-Caps hinken nach, der Nasdaq ebenfalls, und auch der Schweizer Markt. Der für die Favoritenliste massgebliche Nebenwerte-Index SPIEXX konnte im August zwar 3,2% zulegen, liegt damit aber immer noch rund 20% unter dem Hoch im Spätsommer 2021, also vor genau drei Jahren. Die Performance im laufenden Jahr bleibt mit 5,9% unterdurchschnittlich. Die erhöhte Volatilität an den Devisenmärkten lässt die Aktienbörsen nicht unbeeindruckt. Ein Grund dafür sind die von Fed-Chef Powell avisierten Zinssenkungen in den USA.

Verwerfungen an den Devisenmärkten

Der Franken bleibt stark, der USD schwächelte, und der Euro festigte sich. Die Ankündigung der Bank of Japan, die Zinsen zu erhöhen, war der eigentliche Auslöser für die August-Verwerfungen. Es war lange bei Investoren «en vogue», sich in Yen bei äusserst niedrigen Zinssätzen zu verschulden und die Mittel profitabel an den US-Märkten anzulegen. Der Yen war bis dahin auf einem langen Sinkflug gewesen. Das änderte sich mit der Ankündigung der BoJ – und die Eindeckungkäufe zur Tilgung der Yen-Kredite liess aufgrund der erhöhten Nachfrage die Währung rapide steigen.

Einmaliges Ereignis oder Warnsignal?

Bis jetzt sieht es nach einem einmaligen Ereignis aus, doch das Geschehen kann auch als Warnsignal verstanden werden, ebenso der andauernde Trend zu Gewinnmitnahmen bei den gut gelaufenen Tech-Aktien. Das «Orakel von Omaha» – Warren Buffett – sagt, dass er «liebend gern Aktien kaufen würde», schätzt aber die Risiken und die Preise als zu hoch ein. Den Bestand an Apple-Aktien hat Buffett seit Jahresbeginn um 490 Mio. Stück abgebaut.

Chart Galderma
Der Kurs der Galderma-Aktie zeigt seit dem IPO eine positive Tendenz. Chart: six-group.com

Anzeichen einer Rotation an den Börsen

Die Nachrichten aus den Unternehmen in der Schweiz sind zunehmend von der Frankenstärke und der Konjunkturschwäche in Europa, insbesondere im wichtigen Markt Deutschland, geprägt. Dort steigt die Zahl der Insolvenzen, Investitionen werden zurückgefahren. Das trifft die Schweizer Industrie. Besser sieht es für global aktive Player wie die beiden Pharma-Riesen aus, aber auch für Unternehmen, die von starken und persistenten Trends profitieren – wie SKAN, Galderma und SIG Group. Galderma war mit einer Monats-Performance von 19% die Star-Aktie an der SIX. Der News-Flow war hervorragend. L´Oréal beteiligte sich mit 10%, dann wurde bekannt, dass die Aktie per 23. September in den MSCI Global Index aufgenommen wird – ein Kursfeuerwerk folgte.

SKAN und SIG Group mit starken Ergebnissen

SKAN meldete Zahlen zum ersten Halbjahr, die ein ungebrochenes Wachstum im zweistelligen Prozentbereich zeigen. Auch der Auftragsbestand legte zu. Die Aktie bewegt sich schon seit März in einem immer enger werdenden Seitwärts-Trendkanal, der nun nach oben verlassen werden könnte. Das Hoch lag nach dem IPO im November 2021 kurzzeitig bei über 90 CHF. Bei SIG Group war das Hoch im September 2021 bei über 28 CHF verzeichnet worden. Nach der langen Korrekturbewegung wird die Aktie nun wiederentdeckt. In einem schwieriger werdenden wirtschaftlichen Umfeld bringt die SIG Group alles, was zyklischen Unternehmen fehlt: Wachstum bei breiter globaler Diversifikation und unbeeinträchtigte EBITDA-Margen, so wie es die aktuellen Zahlen zum zweiten Quartal zeigen. Bis zum Hoch errechnet sich ein Steigerungspotenzial von über 50%.

Medartis-Aktie fällt trotz brillanten Zahlen?

Ein sehr gutes Zahlenwerk für das erste Halbjahr präsentierte Medartis. Die EBITDA-Marge stieg auf 21,4%, die Nachfrage entwickelte sich besonders in den USA kräftig. Seit 1. Juli hat Medartis einen neuen CEO. Der Kursverlauf ist jedoch deprimierend. Trotz der überzeugenden Zahlen fällt die Aktie nach dem Kurssprung im März kontinuierlich auf kurzzeitig 90 CHF. Die Aktienumsätze sind gering, nicht selten unter 1000 Stück pro Handelstag! Ein Opfer der Small-Cap Malaise oder, anders gesagt, Zeichen eines ineffizienten Aktienmarktes?

Chart Weiss+Appetito
Seit Jahresbeginn vermochte der Kurs von Weiss+Appetito etwas zuzulegen. Chart: otc-x.ch

Weiss+Appetito steigert Gewinnmargen

Am ausserbörslichen Aktienmarkt ist wenig Bewegung, die Schwankungen halten sich meist in engen Grenzen. Der OTC-X Liquidity Index liegt 1,3% unter dem Niveau von Anfang Jahr. Weiss+Appetito legte ein wenig zu, die anderen drei Titel der Favoritenliste gaben geringfügig nach. Bei Weiss+Appetito stieg der Umsatz im Geschäftsjahr 2023 um 7,2% auf 162.8 Mi. CHF, die Gewinnmargen erhöhten sich über das Vorjahresniveau, auf EBITDA-Ebene auf 6,7%. Im Vorjahr wurde das 100-jährige Bestehen gefeiert. Der geschäftliche Ausblick ist positiv, die Bewertung bleibt tief. Die Eigenkapitalquote ist mit leicht erhöhten 46,6% komfortabel.

Cendres+Métaux spürt Rückgang der Uhrennachfrage

Cendres+Métaux meldete die Zahlen zum ersten Semester, die insgesamt akzeptabel ausfallen. Es war ja zu erwarten, dass einerseits der stark steigende Goldpreis und andererseits die Nachfrageschwächen in China nicht wirkungslos an Cendres+Métaux vorbeigehen würden. Der Umsatzrückgang um 3,3% ist moderat. Es wird sich erst noch zeigen müssen, ob die Zukäufe und die Investitionen das Unternehmen resilienter gegen Nachfrageschwankungen in der Uhrenindustrie und im Medtech-Segment machen. Erste grössere Erfolge beispielsweise im Halbeiter-Bereich haben sich bisher noch nicht materialisiert. Dafür bleibt die Aktie günstig bewertet. Bedauerlich ist der fortgesetzte Rückgang der Aktienumsätze. Nach acht Monaten des laufenden Jahres wurden gerade 140 Aktien gehandelt, im Jahr 2023 waren es 495. CEO von Büren hatte im Interview mit schweizeraktien.net vor einem Jahr angekündigt, die Liquidität verbessern zu wollen?

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