Sowohl das Immobilien- als auch das Hotelgeschäft von Orascom Development Holding sind auf Wachstumskurs. Die kotierte Gesellschaft ist jedoch geografisch exponiert und wird seit Jahren von diversen wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen begleitet. Das zeigt sich auch in den jüngsten Semesterzahlen (vgl. Box unten). Wegen einer Währungsabwertung in Ägypten fiel für die Orascom Development Holding (ODH) im ersten Halbjahr 2024 ein Verlust an. Im Interview mit schweizeraktien.net erklärt der CEO, wieso er mit Resultat zufrieden ist und zuversichtlich in die Zukunft schaut.
Herr El Hamamsy, in unserem Interview im vergangenen Oktober sagten Sie, Ihre oberste Priorität sei, «das Haus in Ordnung zu bringen». Ist Ihnen das in den vergangenen Monaten gelungen?
El Hamamsy: Ja, wir haben Ordnung gemacht im Unternehmen Orascom. Wenn ich das vergangene mit dem laufenden Jahr vergleiche, bin ich sehr zufrieden. Alle Geschäftseinheiten liefen sehr gut, doch die Abwertung des ägyptischen Pfunds hat uns beim Unternehmensresultat in Schweizer Franken einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber die Ziele, die ich gesetzt habe – und die höher angesetzt waren als jene des Verwaltungsrats – haben wir erfüllt. Viele davon wurden um das Dreifache übertroffen. Die Geschäftstätigkeit in Ägypten hat beispielsweise in den vergangenen drei Jahren um das Zehnfache expandiert. Dieser Unternehmensteil ist auf gutem Weg, eine Dividende an die Muttergesellschaft zu zahlen. Auch die kotierte Gesellschaft als Ganzes wird bald eine Gewinnbeteiligung ausschütten. Wir haben aber auch intern das Haus in Ordnung gebracht: Wir haben das bestmögliche Management-Team für die zukünftige Entwicklung angeheuert, der Wechsel vollzog sich ohne Probleme. Wir wollen auch eine neue, einheitliche Kultur implementieren. Die Schlüsselgrössen und Kennzahlen werden unternehmensweit vereinheitlicht. Die Organisation soll vereinfacht und Synergien sollen vermehrt genutzt werden. Bezüglich neuer Kultur haben wir etwa den halben Weg hinter uns.
Betrachtet man rein den Aktienkurs, scheint die Kommunikation mit den Aktionären nicht zu funktionieren. Die Orascom-Aktie an der Börse Zürich hat in den vergangenen Monaten weiter an Wert eingebüsst. Wieso ist das so?
Dafür gibt es keine fundamentalen Gründe, der Aktienkurs bildet nicht den Erfolg des Unternehmens ab. Denn wir haben trotz den geopolitischen Problemen und der Währungsschwäche in Ägypten das Geschäft gestärkt und die operative Performance deutlich gesteigert. Ich bin überzeugt, dass sich dies auch mittelfristig im Aktienkurs niederschlagen wird.
Ist das Geschäftsmodell von Orascom DH zu komplex und für Aussenstehende zu schwer zu verstehen? Werden Sie es vereinfachen?
Unsere Resorts sind geografisch weit gestreut, aber das Geschäftsmodell ist nicht schwierig zu verstehen. Wir bauen und verkaufen Immobilien, wir betreiben Hotels, und unser drittes Geschäftsfeld konzentriert sich darauf, aus dem Betrieb unserer Resorts einen regelmässigen Einkommensstrom zu generieren, durch Einnahmen aus Golfplätzen, Häfen, Einkaufszentren, Schulen, Spitälern oder Flughäfen. Wir erzielen bereits 40% aus solchen wiederkehrendem Einnahmen. Wir stellen auch fest, dass zuletzt internationale Investitionen nach Ägypten – aber auch nach Montenegro – zurückgekehrt sind.
In den vergangenen Jahren hat die schwache Währung in Ägypten immer wieder das Resultat belastet. Sehen Sie eine Lösung, damit dies in Zukunft nicht mehr der Fall sein wird?
Es gibt für die ägyptische Währung einen gewissen Zyklus. Im Schnitt verliert die Landeswährung im Jahr rund 10%, so kommt es alle drei bis fünf Jahre zu einer massiven Abwertung. Diese können wir aber nicht genau voraussehen. Wir arbeiten daran, unsere Widerstandskraft zu erhöhen. In unserem wichtigsten Resort, in El Gouna, rechnen wir die Immobilienpreise in Dollar ab. An diesem Standort sind 80% der Gäste Ausländer, die in Dollar oder Euro abrechnen. Wir arbeiten auch an den anderen Standorten in Ägypten daran, die Abhängigkeit von der Schwäche der Landeswährung zu reduzieren. Allein im Land am Nil haben wir in diesem Jahr für 41 Mio. CHF Land verkauft. Die Margen und die Bewertungen unserer Immobilien und Produkte sind so gestaltet, dass die Schwäche vermehrt aufgefangen wird. Die Preise in El Gouna sind in Landeswährung um 67% und in Schweizer Franken um 20% gestiegen. Mit der richtigen Value Proposition sowie Kunden- und Produktauswahl wird unsere Widerstandskraft weiterwachsen.
„iN ägypten kommt es alle drei bis fünf Jahre zu einer abwertung“
Wenn man Ihren Landverkauf im vergangenen Quartal betrachtet, ist dieser zu einer viel tieferen Bewertung als jener im Jahr 2023 abgewickelt worden.
Im vergangenen Jahr haben wir 250 Dollar je Quadratmeter erhalten, im laufenden Jahr 200 Dollar, das ist richtig. Es handelt sich aber um völlig unterschiedliche Arten von Land. Jenes 2023 war in Zentrumsnähe und erschlossen, wohingegen jenes, das in diesem Jahr verkauft wurde, sich weiter in der Wüste draussen befindet und weniger erschlossen ist. So gesehen hat der Preis für vergleichbares Land, wie erwähnt, deutlich zugenommen.
Im Interview im vergangenen Jahr sprachen Sie davon, die Komplexität des Unternehmens zu reduzieren. Hat Orascom Development hier Fortschritte gemacht?
Bereits im vergangenen Jahr haben wir die Anzahl Destinationen von 14 auf 10 reduziert. In diesem Jahr haben wir unser Luxushotel in den Vereinigten Emiraten verkauft. Das ist gleichzeitig ein Rückzug aus diesem Markt.
Das deutschsprachige Europa ist Ihr wichtigster Zielmarkt. Das weitaus grösste Land ist hier Deutschland, das mit einigen wirtschaftlichen Problemen kämpft. Haben Sie diese Entwicklung im Auge?
Seit vergangenen September haben wir für den Bereich Hotels einen neuen Chef eingesetzt. Er stammt aus dem Kreuzfahrtgeschäft. Er hat bereits erfolgreich begonnen, die Kundenbasis breiter zu diversifizieren. Wir sprechen vermehrt Kunden in ganz Europa, aber auch in der Golfregion inklusive Saudi-Arabien an. Zudem setzt das Hotelgeschäft in Zukunft weniger auf Kunden von Tour-Anbietern, sondern hat Individual-Kunden im Visier, die in der Destination mehr Geld ausgeben. Das Umsatz- und Gewinnmanagement für das gruppenweite Hotelgeschäft ist vereinheitlicht und optimiert worden. Im ersten Halbjahr ist der Umsatz um 8% und der Gewinn um 13% gestiegen.
Hat der Konkurs des deutschen Tour-Operators FTI, an dem die Sawiris-Familie Beteiligungen hält, einen Einfluss auf Orascom Development gehabt?
Ja, aber der Einfluss war gering und erstreckte sich nur auf eine beziehungsweise wenige Wochen. Ein Teil der Gäste, die über FTI gebucht hatten, fielen in diesem Zeitraum aus. Und ein Teil unserer Forderungen wurde noch nicht beglichen, der Betrag wird im laufenden Verfahren zurückgefordert.
Die geopolitischen Spannungen um Ihren wichtigsten Markt Ägypten haben sich auch nach dem 7. Oktober weiter ausgebreitet. Wie sind Ihre Resorts davon betroffen?
Einige Resorts in Ägypten bekamen den 7. Oktober zu spüren, und die Aktivität musste zurückgefahren werden. Die grösste Destination im Land, El Gouna, war aber weniger betroffen, weil sie sich weiter vom Krisenherd entfernt befindet. Mit der Eskalation der Houthi aus Yemen kam die Angst auf, dass das ganze Rote Meer betroffen sein werde. Auch in El Gouna ging der Umsatz um rund 10% zurück. Mittlerweile hat sich die Lage aber beruhigt, und die Geschäftstätigkeit hat sich normalisiert.
„die weiteren Engagements von Vail Resorts zeigen, dass es die Amerikaner mit der Schweiz Ernst meinen“
Wie ist die Zusammenarbeit mit dem US-Anbieter Vail Resorts in Andermatt angelaufen?
Wir haben der US-Gesellschaft die Installationen und die Tätigkeiten auf dem Berg verkauft. Wir behielten aber einen Minderheitenanteil von 49%. Das Feedback von unserem Team in Andermatt ist durchwegs positiv. Die Interaktion ist gut, und die Amerikaner weisen ein sehr gutes Verständnis für den Umgang mit Kunden aus dem DACH-Raum und den Behörden auf. Auch finanziell läuft es gut. Das anspruchsvolle Budget wurde knapp nicht erreicht – aber nur marginal. Das nun weitere Engagements von Vail Resorts in der Schweiz auf dem Programm stehen, zeigt uns, dass Vail Resorts es ernst meinen mit diesem Land und den Kunden.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Quartalsresultat
Der Hotel- und Immobilienkonzern Orascom Development Holding (ODH) hat für das zweite Quartal 2024 einen Anstieg der Einnahmen um 24,7% auf 160,9 Mio. CHF ausgewiesen. Die Gruppe mit Resorts in Ägypten, Montenegro und Oman, die auch Andermatt Swiss Alps (ASA) betreibt, erzielte eine robuste operative und finanzielle Performance in einem schwierigen Umfeld, das durch den anhaltenden Konflikt in Gaza, geopolitische Spannungen im Nahen Osten und eine Währungsabwertung in Ägypten geprägt war. Das Umsatzwachstum wurde von einer Zunahme der Immobilien- und Grundstücksverkäufe und einer verbesserten Geschäftsleistung der Segmente mit wiederkehrenden Einnahmen angetrieben. Trotz eines Verlustes von 6,9 Mio. CHF bei den assoziierten Unternehmen, der hauptsächlich auf die verminderte Leistung von ASA zurückzuführen ist, stieg der Betriebsgewinn (EBITDA) um 44,3% auf 44,6 Mio. CHF. Daraus resultierte ein Reingewinn von 10,9 Mio. CHF (7,1%).