BVZ Holding: Unwetter im Mattertal verhagelt sehr gutes Semesterergebnis

Umsatz legt im 1. Semester 2024 um 7,4% auf 103.7 Mio. CHF zu

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Unwetterschäden im Mattertal Die Instandsetzungsarbeiten des durch die Hochwasser Ende Juni beschädigten Bahngleises im Mattertal gestalteten sich sehr anspruchsvoll. Bild: www.bvzholding.ch

Am 21. Juni 2024 führten Unwetter in mehreren Regionen der Schweiz zu Hochwasser und massiven Schäden. Auch die Bahnverbindung zwischen Visp und Zermatt war betroffen und blieb wegen der Reparaturarbeiten wochenlang gesperrt. Dies hatte bereits Auswirkungen auf den Halbjahresabschluss der BVZ-Gruppe. Obwohl der Gesamtertrag um 7,4% auf 103.7 Mio. CHF stieg, führten die unwetterbedingten Beeinträchtigungen zu einem Rückgang beim Semestergewinn um 24,6% auf 9.5 Mio. CHF. Im Halbjahresbericht weist das Tourismus- und Bahnunternehmen darauf hin, dass von dem Rückgang ausschliesslich das subventionierte, nicht gewinnorientierte Geschäftsfeld mit den Leistungen im Auftrag der öffentlichen Hand betroffen sei. Die privaten Geschäftsfelder hätten die guten Vorjahresergebnisse bestätigen können.

Rund die Hälfte des Umsatzes in privaten Geschäftsfeldern

Von den 103.7 Mio. CHF Umsatz entfallen gemäss Halbjahresbericht 48.5 Mio. CHF auf die als «privaten» bezeichneten Geschäftsfelder. Dazu zählen die Gornergrat Bahn sowie die Beteiligungen am Glacier Express, der Zermatt Bergbahnen AG und ein Immobilienportfolio mit Renditeliegenschaften. Im Geschäftsfeld «Mobilität» mit der Matterhorn Gotthardbahn lagen die Erlöse bei 55.3 Mio. CHF, wovon 15.6 Mio. CHF auf Beiträge der öffentlichen Hand entfallen. Die Gornergratbahn erzielte von Januar bis Juni einen Umsatz von 21.3 Mio. CHF (+6,5%), die Immobilienerträge erreichten mit 3.2 Mio. CHF knapp den Vorjahreswert. Die Erlöse aus den Beteiligungen lagen bei 24.1 Mio. CHF (+11,3%).

Starker Besucherandrang trotz Regen und Hochwasser

Wie das Unternehmen in seinem Halbjahresbericht schreibt, habe man sich bis vor dem ersten Unwetterwochenende am 21./22. Juni erneut auf Rekordkurs bewegt. Jedoch hätten anschliessend die durch das Hochwasser verursachten Schäden zu Ausfällen und Unterbrüchen sowohl bei der Gornergrat Bahn als auch bei der Matterhorn Gotthard Bahn geführt. Trotz der Regenfälle und des Hochwassers habe die Zahl der Reisenden ab Zermatt bei fast 404’000 und damit fast gleichauf mit dem ersten Halbjahr 2023 gelegen, heisst es weiter. Im Gegensatz zum Vorjahr verzeichneten auch Japan sowie China mit Hongkong und vor allem Taiwan wieder deutlich mehr Umsätze.

Im Geschäftsfeld «Immobilien» mit seinen Renditeliegenschaften in Andermatt, Visp und Zermatt werde der Gewinn des Segments durch Planungskosten für den Ausbau des Wohn- und Geschäftsgebäudes Andermatt Central beeinflusst.

Höhere Kosten und Abschreibungen belasten

Beim Betriebsaufwand zeigt sich, dass dieser über alle Positionen hinweg höher als im Vorjahr ausfiel. Gesamthaft stieg dieser von 67.8 Mio. CHF im vergleichbaren Vorjahreszeitraum auf 73.5 Mio. CHF (+8,4%), wobei hier der Personalaufwand mit 39.1 Mio. CHF (+3,9%) den grössten Anteil ausmacht. Vor Abschreibungen verzeichnete die BVZ-Gruppe dennoch einen um 5,1% höheren Gewinn (EBITDA) von 30.3 Mio. CHF. Rund 3.6 Mio. CHF höhere Abschreibungen von 16.5 Mio. CHF, bedingt durch die Neuanschaffung von Rollmaterial, sowie ein höherer Finanzaufwand führten zu dem tieferen Gewinn von 9.5 Mio. CHF.

Naturgefahren als Risiko

In ihrem Halbjahresbericht weist die BVZ-Gruppe auf ihr professionelles Naturgefahrenmanagement hin. Die Rekordzahlen bis zu den Unwettern und die professionelle und schnelle Reaktion auf die gravierenden Hochwasserschäden zeigten, dass die BVZ-Gruppe bestens aufgestellt sei, so der Halbjahresbericht. In Bezug auf die finanziellen Folgen der Unwetterschäden, hier insbesondere für die Bahnersatzleistungen, schreibt die Bahngesellschaft, dass diese im Geschäftsjahr 2024 nur das Ergebnis im subventionierten, nicht gewinnorientierten Geschäftsfeld Mobilität belasten würden. «Das hat aus heutiger Sicht keine Auswirkungen auf die dividendenrelevanten, privaten Geschäftsfelder, die sich weiterhin positiv entwickeln», so die Bahn. Per Anfang Oktober kommt es an der Spitze der BVZ-Gruppe zu einem Wechsel: Egon Gsponer, bisher stellvertretender CEO, übernimmt den Vorsitz der Geschäftsleitung von Fernando Lehner, der Ende Jahr in Pension geht.

Fazit

Auch im 1. Semester 2024 legte die BVZ-Gruppe wie die meisten Tourismus- und Bahnunternehmen in der Schweiz zu. Und es scheint so, dass der Boom im Schweizer Tourismus auch in der 2. Jahreshälfte anhält. Zwei Punkte sollten die Investoren allerdings aufhorchen lassen: Einerseits geht der Umsatzanstieg mit einem teils massiven Anstieg des betrieblichen Aufwands einher, was auch der Inflation geschuldet sein dürfte. Andererseits – und das wird bei der BVZ-Gruppe sehr deutlich – sind die in den Bergregionen tätigen Tourismusunternehmen sehr exponiert bei Extremwetterereignissen. Wie im Fall von Zermatt im Juni oder kürzlich in Saas-Fee sind die Orte dann teilweise von der Aussenwelt abgeschnitten bzw. nur mit dem Helikopter erreichbar. Diese Ereignisse dürften sich auch in Zukunft häufen, sodass auch die Kosten für präventive Massnahmen und die Beseitigung der Schäden zunehmen werden.

Aktienkurs BVZ Nach einer positiven Performance seit Jahresbeginn hat der Kurs der BVZ-Aktie in den letzten Wochen etwas korrigiert. Chart: six-group.com

Die Aktien der BVZ-Gruppe sind an der SIX Swiss Exchange kotiert. Zuletzt wurden Kurse von 935 CHF gezahlt, was bei einem geschätzten Gewinn je Aktie von 80 bis 100 CHF je Aktie für 2024 (2023: 133 CHF je Aktie) einem moderaten KGV von 10 bis 12 entspricht. Der Buchwert liegt per Ende Juni bei rund 1’100 CHF. Damit sind die Aktien im Branchenvergleich eher günstig bewertet. Der Abschlag auf den Buchwert könnte allerdings auch der komplexen Struktur des Unternehmens mit seinen privaten und öffentlichen Geschäftsfeldern geschuldet sein. Denn allein der Marktwert der Renditeliegenschaften lag per Ende 2023 bei 119 Mio. CHF, dies bei einer Börsenkapitalisierung von 216 Mio. CHF. Anpassungen in der Struktur der Gesellschaft könnten dazu beitragen, dass das Geschäftsmodell für Investoren einfacher zu verstehen ist und sich der Wert der Assets auch im Aktienkurs besser widerspiegelt.

Hinweis in eigener Sache: Am 29. Oktober 2024 findet der Branchentalk Tourismus am Flughafen Zürich statt. Egon Gsponer, der neue CEO der BVZ-Gruppe, und Alice Kalbermatter, CFO, werden am Investoren-Meeting teilnehmen.

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