Dividendenstrategie Spezial: Nestlé raus, CFT rein

Bessere Dividendenperspektiven für Interdealer Broker CFT

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Nicht erlaubte Methoden bei der Aufarbeitung und Abfüllung von Trinkwasser bei Nestlé Waters führten 2024 zum Skandal. Bild: PD

Jede langfristig erfolgreiche Dividendenstrategie basiert auf der Auswahl exzellent geführter Unternehmen. Ein wesentlicher Faktor für deren Erfolgskurs ist das Management. Ein abrupter Austausch eines CEO, wie jetzt bei Nestlé, kann zwar notwendig sein, ist aber nicht unbedingt ein gutes Signal. Die Reaktion der Börse auf den Wechsel an der Spitze spricht Bände. Zeit, sich von Nestlé zu trennen.

Der weltgrösste Nahrungsmittelproduzent war vor der Ära Schneider als traditionsbewusst bekannt. Kritiker fanden jedoch schärfere Worte und bezeichneten Nestlé als sklerotisch. Das sollte sich ab Anfang 2017 mit der Berufung von Ulf Mark Schneider zum CEO ändern. Schneider war kein Eigengewächs, sondern extern, was einen Bruch der Tradition bedeutete. Er sollte frische Dynamik bringen und den weitverzweigten Konzern in eine neue Ära des Wachstums steuern. Es war eine wahre Herkulesaufgabe, die Schneider jedoch sehr gut erfüllte. Das Votum der Börse war eindeutig. Der Aktienkurs konnte sich innerhalb von fünf Jahren auf 130 CHF fast verdoppeln.

Gesundheitsprodukte statt Wurst und Eiscrème

Trotz innerer Widerstände konnte Schneider das Portfolio der Produkte verjüngen, sich von wachstums- und margenschwachen Bereichen trennen und neue Akzente setzen. Gesundheitsprodukte ersetzten Wurst, Süsswaren und Eiscrème. Das umstrittene Wassergeschäft wurde bis auf die Premium-Marken veräussert. Umgekehrt wurden zahlreiche Akquisitionen zur Stärkung in rasch wachsenden Bereichen des Kerngeschäfts getätigt, u.a. im Lebensmittelsegment und bei Haustiernahrung. Die Produktpalette wurde im Hinblick auf veränderte Konsumgewohnheiten ausgebaut, beispielsweise durch «Functional Food» und vegane Alternativen. Der global marktführende Konzern mit 93 Mrd. CHF Umsatz in 2023 hat immer noch über 2000 Marken im Portfolio. Besonders ins Gewicht fallen die 31 Marken, die jeweils über 1 Mrd. CHF Jahresumsatz generieren. Schneider hat auch einen Teil der Beteiligung an L’Oréal verkauft. Der Wert der verbliebenen 20% Beteiligung liegt bei 38 Mrd. CHF, was 18% der aktuellen Market Cap von Nestlé in Höhe von 210 Mrd. CHF entspricht.

Back to «Business as usual»?

Das eigentlich Kritische des plötzlichen CEO-Austauschs ist, dass der Nachfolger Laurent Freixe ein altgedienter Nestlé-Manager ist, der bereits vor acht Jahren ein Kandidat für den CEO-Posten war und nun den Konzern wieder auf traditionelle Weise führen soll. Obwohl es in der Schneider-Ära auch Skandale gab, zuletzt durch nicht erlaubte Methoden bei der Aufarbeitung und Abfüllung von Trinkwasser in der Schweiz und Frankreich, war es in der Schneider-Periode doch recht gut gelungen, Nestlé aus den Schlagzeilen zu halten – ganz im Gegensatz zu der Zeit davor.

Ob bleivergiftete Babynahrung, Zerstörung der Regenwälder, Kinderarbeit, Tierversuche oder die Verschmutzung der Ozeane, Nestlé hatte nichts ausgelassen und damit stets für ein schlechtes Image, negative Schlagzeilen und etliche Negativpreisverleihungen gesorgt. Bis heute ist Nestlé neben Coca-Cola der grösste Ozeanverschmutzer durch Plastikflaschen. Nestlé wieder auf eine traditionelle Spur zu bringen, ist gleichbedeutend mit der Wiederaufnahme respektive Fortsetzung fragwürdiger Geschäftspraktiken – so jedenfalls lässt sich der Kurssturz an der Börse seit Bekanntmachung des CEO-Austauschs interpretieren.

Streichung auf der Liste der «Dividendenstrategie»

Durch die scharfe Korrektur ist die Aktie jetzt unter den Kurs von November 2018 gefallen, zu dem Nestlé auf die Liste der ausgesuchten Titel der Dividendenstrategie von schweizeraktien.net gesetzt worden war. Zwar wird die Dividende von zuletzt 3 CHF je Aktie noch gut verdient, doch das Steigerungspotenzial ist nach den minimalen Erhöhungen der letzten Jahre eher als beschränkt einzuschätzen. Die seit Aufnahme auf die Liste gezahlten Dividenden seit 2019 summieren sich auf 14.20 CHF je Aktie, womit der Total Shareholder Return immer noch positiv ausfällt – bei noch tieferen Kursen jedoch nicht mehr. Daher wird die Aktie von der Liste der «Dividendenstrategie» von schweizeraktien.net gestrichen, zumal die Prognose nicht positiv ausfällt. Es ist erst die zweite Aktie, die gestrichen wird nach Landis+Gyr. Diese hatte zwar 2019 einen guten Lauf, stürzte dann jedoch ab und steht auch heute noch tiefer als beim IPO 2017. Die zuletzt gezahlte Dividende von 2.25 CHF je Aktie liegt ebenfalls unter dem Niveau der ersten beiden Jahre an der Börse.

Dividendenperle CFT

Die Compagnie Financière Tradition ist ein global aktiver Finanzbroker mit Sitz in Lausanne. Genauer gesagt handelt es sich um einen der weltweit führenden Interdealer-Broker. Geschäftsgegenstand ist die Zusammenführung von Angebot und Nachfrage bei Derivaten, Optionen, Rohstoffen und Finanzinstrumenten aller Art zwischen professionellen Marktteilnehmern. Die Spezialisierung besteht darin, dass die oft exotischen Finanzkonstrukte nicht über die Börsen gehandelt werden, sondern im OTC-Markt oder direkt zwischen den Parteien. Das über die Jahrzehnte aufgebaute Netzwerk ermöglicht solche nicht alltäglichen Deals, die auch auskömmliche Margen für den Broker CFT bieten. Eine detaillierte Darstellung von Geschäftstätigkeit und -modell sowie der Marktstellung in diesem wenig transparenten Segment wurde auf schweizeraktien.net im Mai 2023 publiziert.

Chart CFT
Der Kursverlauf der Aktie von CFT entwickelt sich seit drei Jahren konstant nach oben. Chart: six-group.com

Gewinn- und Dividendenhistorie überzeugt

Für die Aktie spricht eine kontinuierliche Gewinn- und Dividendenentwicklung, die zwar nicht spektakulär ist, dafür aber seit mehr als einem Jahrzehnt überaus kontant. 2013 wurden 2 CHF je Aktie ausgeschüttet, dieses Jahr waren es 6 CHF. Die Perspektiven für weitere Dividendenerhöhungen sind gut. Im ersten Halbjahr 2024 nahm der konsolidierte Umsatz um 9,2% auf 577 Mio. CHF zu. Davon entfielen 537.1 Mio. CHF auf das Brokerage-Geschäft, der Rest anteilig auf Joint Ventures. Das EBITDA kletterte um 10,6% auf 92.2 Mio. CHF, was einer operativen Marge von leicht gesteigerten 16% entspricht. Der Nettogewinn erhöhte sich um 12% auf 79.9 Mio. CHF. Der Gewinn je Aktie erreichte 7.98 CHF, nach 6.93 CHF in der Vorjahresperiode. In der Präsentation zum ersten Semester ist das Zahlenwerk detailliert dargestellt.

Weiterhin spricht das gegenwärtige Kapitalmarktumfeld für die Aktie. CFT profitiert von volatilen Märkten und der durch tiefe Burggräben gekennzeichneten Marktstellung. Es gibt im Interdealer Brokerage nur wenige Konkurrenten, und die sind kleiner als CFT. Allerdings ist die Liquidität der Aktie eher gering. Das tägliche Handelsvolumen bewegt sich in der Regel zwischen einigen hundert und einigen tausend Stück. Die Marktkapitalisierung beträgt aktuell 1,2 Mrd. CHF. Der Hauptaktionär Viel & Cie. hält 68,26%. Der Streubesitz wird mit 21,6% angegeben. Der aktuelle Kurs beträgt 152 CHF.

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