Seit einigen Wochen sorgt der US-Skiresortbetreiber Vail Resorts mit seinen Übernahmeplänen in der Schweiz für Schlagzeilen und bewegt auch die Kurse von ausserbörslich gehandelten Aktien, wie beispielsweise der Weissen Arena AG. An einer Fachtagung der Seilbahnenbranche in Andermatt erläuterte Mike Goar, der Vertreter von Vail in der Schweiz, die Strategie des börsenkotierten Konzerns.
Europäischer Markt im Visier
Wer gedacht habe, er werde nun mit einer Liste von Übernahmezielen sein Referat beginnen, werde leider enttäuscht, so Goar an der Tagung der Fachzeitschrift von Seilbahnen International (SI). Als börsenkotiertes Unternehmen müsse Vail Resorts allerdings sehr transparent sein, auch was die Expansionsschritte betreffe. Europa sei der grösste Markt weltweit für Skisport. Daher sei es nur folgerichtig, dass Vail mit seinen mehr als 2.4 Mio. Epic-Pass-Besitzern und bisher 42 Resorts diesen attraktiven Markt auch erschliessen wolle. Gerade mit Blick auf den Klimawandel bringe das Geschäftsmodell von Vail Stabilität und datengetriebene Expertise in den Markt. Je mehr Skigebiete Vail betreibe, desto einfacher sei es für einen Epic-Pass-Besitzer, bei ungünstigen Schneebedingungen auf ein Gebiet mit Schneesicherheit umzuschwenken. Ein Epic-Pass kostet derzeit 1’025 US-Dollar für die Saison und erlaubt es, in weltweit rund 80 Skigebieten von Vail zu fahren. Der Vorteil für Vail liegt darin, dass bereits Anfang Dezember rund 70% des Jahresumsatzes in den Büchern ist, dies unabhängig vom Wetter.
Keine Target-List, aber klare Kriterien für Zukäufe
Derzeit ist Vail in der Schweiz an der Andermatt-Sedrun Sport AG mit 55% und am Skigebiet in Crans-Montana mit 84% beteiligt. Mit vier europäischen Skiresorts bestehen Partnerschaften, darunter auch mit Verbier in der Schweiz. «Wir sprechen derzeit auch mit weiteren Skiresorts über Partnerschaften», so Goar. Auf Nachfrage von schweizeraktien.net betont er allerdings, dass Beteiligungen die Priorität vor den Partnerschaften haben. Dabei gehe es Vail immer um die Mehrheit. Allerdings können Minderheitsaktionäre weiter beteiligt bleiben. Dies ist auch in Andermatt der Fall mit Andermatt Swiss Alps sowie einigen Kleinaktionären.
Standort und Erreichbarkeit wichtig
Die Schlüsselkriterien, nach denen Vail seine Akquisitionsziele auswählt, sind klar definiert. Das Epic-Pass-Netzwerk soll Weltklasse-Skigebiete umfassen, ebenso wie kleinere regionale Skigebiete. Wichtigste Kriterien seien der Standort und die Erreichbarkeit, die Marke der Destination, die Anbindung ans Netzwerk, die Demografie der Gästestruktur und das Gästeerlebnis, das das Resort biete. Am Beispiel von Crans-Montana machte Goar deutlich, dass hier der «Brand» zwar etwas in die Jahre gekommen und auch das Gästeerlebnis nicht mehr zeitgemäss sei. Doch genau hier bringe Vail Resorts seine Erfahrung ein. «Wir arbeiten in Crans-Montana nun daran, den Brand und die Qualität des Skigebietes wieder auf ein hohes Niveau zu bringen.» Auch in Andermatt würden von Vail in den kommenden Jahren rund 110 Mio. CHF investiert.
Mike Goar betonte zum Abschluss nochmals, dass keine Liste mit Akquisitionszielen im Management existiere: «Wir haben nur unsere Akquisitionskriterien. Wenn es hier Unternehmen gibt, die passen, werden wir die Gespräche führen und entsprechend weiterverfolgen.»
Die Aktien der Andermatt-Sedrun Sport AG werden weiterhin ausserbörslich auf OTC-X gehandelt, allerdings sehr selten. Zuletzt wurden 4.05 CHF für eine Aktie bezahlt. Der Kurs für die Titel der Weissen Arena AG liegt bei 210 CHF.