Seit 13 Jahren ist Markus Hasler CEO der Zermatt Bergbahnen AG (ZBAG). Zum 1. Januar 2025 wird er in Pension gehen und die Funktion an Martin Hug übergeben. In seinem letzten vollen Geschäftsjahr 2023/24, das am 31. Mai endete, lieferte er neue Rekordwerte: Der Nettobetriebsertrag stieg auf 94.4 Mio. CHF (+7,2%), der operative Gewinn auf Stufe EBITDA um 4,3% auf 50.8 Mio. CHF. Während seiner Amtszeit ist der Umsatz um fast 50% gestiegen, und das EBITDA hat sich fast verdoppelt.
36 Mio. CHF Dividenden seit der Fusion ausgeschüttet
Grund genug für Verwaltungsratspräsident Franz Julen, Hasler im Rahmen der Generalversammlung für seine hervorragende Arbeit zu danken. Mit Blick auf die 317 anwesenden Aktionäre, die in diesem Jahr wieder einer Dividende von 5 CHF zugestimmt haben, wies er auch auf die Dividendensumme hin, welche die Zermatt Bergbahnen AG seit der Fusion im Jahr 2002 ausgeschüttet hat: 36 Mio. CHF haben die Aktionäre in diesem Zeitraum erhalten. Julen strich jedoch nicht nur die wirtschaftlichen Erfolge von Markus Hasler heraus, sondern lobte auch seine Führungsqualitäten. Er hob auch die Geduld hervor, die Hasler gerade bei schwierigen Projekten immer wieder bewiesen hatte.
Matterhorn Alpine Crossing und Ski Weltcup Zermatt
Diese Geduld war gerade in den vergangenen Jahren wichtig. Denn die Zermatt Bergbahnen haben nicht nur kräftig in das neue Projekt Matterhorn Alpine Crossing, eine Alpenüberquerung mit der Seilbahn nach Italien, investiert, sondern sich auch für Ski-Weltcuprennen Zermatt-Cervinia eingesetzt. Bekanntlich konnte der Weltcup aus unterschiedlichen Gründen, vor allem witterungsbedingt, nicht durchgeführt werden. Auch das Alpine Crossing geriet wegen technischer Herausforderungen in die Schlagzeilen. Franz Julen machte jedoch im Zusammenhang mit dem Vorzeigeprojekt klar, dass es sich um ein völlig neues Produkt handle und es dabei zu erwarten gewesen sei, dass Fehler auftreten würden. «Mittlerweile liegen wir aber nur knapp hinter dem Businessplan», so Julen. Markus Hasler zeigte später auf, dass in diesem Jahr bereits fast 20’000 Personen, ohne Skifahrer, das Alpine Crossing genutzt hätten. Ein internationaler Reiseverkehr werde jedoch erst ab 2025 möglich. «In 15 bis 20 Jahren werden wir froh sein, dass wir dieses Projekt realisiert haben», so VR-Präsident Julen. Auch in Bezug auf den Ski Weltcup zeigte sich Julen zuversichtlich: «Der Weltcup wird kommen, wenn Zermatt es will», so Julen. In der Diskussion ist derzeit eine Wiederauflage der Rennen am Gornergrat.
IKON-Pass statt Zusammenarbeit mit Vail Resorts
Auch vom Markteintritt des US-Skiresortbetreibers Vail Resorts lässt sich Julen nicht verunsichern. Panik und Aktionismus seien nicht angebracht. Auch habe der Verwaltungsrat entschieden, selbst nicht für andere Bahngesellschaften zu bieten. «Wir investieren unser Geld lieber hier, in Zermatt», so Julen. Eine Hintertür liess er sich dennoch offen. Falls sich in Cervinia einmal eine Gelegenheit ergebe, werde man dies prüfen. Die US-Gäste holen die Zermatt Bergbahnen über die Kooperation mit dem IKON-Pass ab, der von der Alterra Mountain Company ausgegeben wird. «Aus der Kooperation mit dem amerikanischen IKON-Pass resultierte eine beachtliche Anzahl von Gästezutritten in Zermatt», berichtete CEO Markus Hasler. Die Anzahl Gäste aus New York und Los Angeles wuchs dank der Kooperation im zweistelligen Prozentbereich. Aufgrund der guten Resonanz konnte der bestehende Zusammenarbeitsvertrag mit Alterra mittelfristig verlängert werden, so Hasler.
Rekordgästezahlen im Sommer und im Winter
Obwohl sich die wirtschaftliche Situation im vergangenen Jahr schwierig gestaltete und die geopolitischen Krisen das Umfeld prägten, war die Nachfrage von Gästen aus dem asiatischen Raum und aus Nordamerika hoch und bescherte der ZBAG neue Rekordergebnisse im Ausflugsgeschäft, sodass der Verkehrsertrag im Sommer um 22,2% gegenüber dem Vorjahr auf 24.6 Mio. CHF anstieg. Die schlechten Witterungsbedingungen ab Mitte März 2024 bis zum Ende der Wintersaison Anfang Mai beeinflussten die Zahl der Ersteintritte sowie die Erträge im Bereich Wintersport. Dass trotzdem im Wintersport ein Ergebnis und finanzielle Kennzahlen auf Rekordhöhe erzielt werden konnten, lag laut der Gesellschaft am dynamischen Pricing sowie der Akzeptanz des IKON-Pass.
Aufgrund der guten Entwicklung stieg der Personenverkehrsertrag um 7,7% auf 88.3 Mio. CHF, wovon 63.7 Mio. CHF oder 72% im Winter und 24.6 Mio. CHF im Sommer erwirtschaftet wurden. Im Gegensatz zu anderen Bergbahnen ist die ZBAG mit Ausnahme des Restaurants Matterhorn Glacier Paradise und der Shops ein reines Transportunternehmen und betreibt keine Nebengeschäfte. Der Nettobetriebsertrag kletterte im Geschäftsjahr 2023/2024 insgesamt auf 94.4 Mio. CHF.
Betriebsaufwand steigt deutlich an
Allerdings hat das starke Wachstum auch einen höheren Betriebsaufwand nach sich gezogen: Der Personalaufwand kletterte um fast 9% auf 26.2 Mio. CHF, der Sachaufwand fiel mit 17.4 Mio. CHF um fast 14% höher als im Vorjahr aus. Unter dem Strich verblieb ein EBITDA in Höhe von 50.8 Mio. CHF, was einer Marge von 53,8% entspricht. Der Cashflow erreichte 47.4 Mio. CHF und erlaubte wiederum Investitionen in Höhe von 48.7 Mio. CHF. Diese flossen u.a. in den Ersatz der Pendelbahn Zermatt – Furi, die Umgestaltung des Gästebereichs Talstation Matterhorn-Express sowie in die Erstellung eines neuen Verwaltungsgebäudes.
Nach Abschreibungen in Höhe von 44.6 Mio. CHF und einem Finanz- und Steueraufwand von 3.4 Mio. CHF verblieb ein Unternehmensgewinn in Höhe von 3.1 Mio. CHF. An der Generalversammlung, an der Paul-Marc Julen neu in den Verwaltungsrat gewählt wurde, beschlossen die Aktionäre die Ausschüttung einer Dividende in Höhe von 5 CHF je Aktie. Ausserdem stellte sich an der GV auch der neue CEO Martin Hug vor, der am 1. Januar 2025 das Amt von Hasler übernehmen wird. Derzeit ist Hug noch für sein eigenes Beratungsunternehmen sowie als Gemeindepräsident der Gemeinde Flims tätig.
Fazit
Die Zermatt Bergbahnen AG hat ein weiteres Rekordjahr hingelegt. Wie bei den meisten touristischen Betrieben konnte sie vom ungebrochenen Reiseboom nach dem Ende der Pandemie profitieren. Selbst die Rückschläge beim Projekt Matterhorn Alpine Crossing und das vorläufige Ende der Ski-Weltcup-Pläne konnten die Lage nicht trüben.
Der Aktienkurs der Namenaktien der Zermatt Bergbahnen AG hat seit Jahresbeginn rund 10% verloren. Zuletzt wurden auf OTC-X 465 CHF für eine Namenaktie bezahlt. Gemessen an den klassischen Kennzahlen wie KGV und Dividendenrendite wirken die Titel wenig attraktiv, denn das KGV ist mit 85 sehr hoch und die Dividendenrendite mit 0,9% unterdurchschnittlich. Allerdings schreibt die ZBAG ihre Anlagen sehr aggressiv ab, was sich in der Anlagenrechnung zeigt. Der Anschaffungswert der Sachanlagen lag bei rund 900 Mio. CHF, der Buchwert per Ende Mai 2024 lediglich bei 230 Mio. CHF. So gesehen dürfte der ausgewiesene Buchwert in Höhe von 192 CHF je Aktie deutlich unter dem wirklichen Substanzwert liegen. Eine Übernahme durch Vail Resorts oder andere, bei der die stillen Reserven gehoben würden, kann ausgeschlossen werden, da die Aktienmehrheit in der Region liegt und zwischen der ZBAG, der Gemeinde und dem regionalen Gewerbe ein enges Zusammenspiel besteht. Hauptaktionäre sind die Burgergemeinde Zermatt, die BVZ Holding AG und die Einwohnergemeinde Zermatt. Ausserdem hat die Bahnengruppe mit dem IKON-Pass nun auch eine Lösung gefunden, wie sie am wachsenden Interesse nordamerikanischer Gäste profitieren kann. Die Aktie bleibt also eher ein Titel für Anleger mit einem Bezug zur Region, die auch an der Generalversammlung, die bisher immer auf dem Trockenen Steg stattgefunden hat, teilnehmen möchten.
Hinweis in eigener Sache: Am 29. Oktober 2024 findet der Branchentalk Tourismus am Flughafen Zürich statt. Egon Gsponer, der neue CEO der BVZ-Gruppe, und Alice Kalbermatter, CFO, werden am Investoren-Meeting teilnehmen.