Am 26. September, kurz vor Ende seiner Amtszeit als Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), kündigte Thomas Jordan eine weitere Zinssenkung um 0,25 Basispunkte auf 1,0% an. Der rückläufige Inflationsdruck ermöglichte diese geldpolitische Lockerung. Zudem stellten die Währungshüter klar, dass sie bereit seien, den Leitzins gegebenenfalls auch weiter zu senken. Beispielsweise, wenn es im Fall einer stärker als erwartet ausfallenden Abschwächung der US-Wirtschaft und einer ausbleibenden Erholung in der Eurozone zu erneutem Aufwertungsdruck auf den Franken kommt – was angesichts der aktuellen makroökonomischen Lage keineswegs auszuschliessen ist. «In den nächsten Quartalen können weitere Zinssenkungen erforderlich werden, um die Preisstabilität in der Schweiz in der mittleren Frist zu gewährleisten», kündigte Jordan an. Vor der SNB hatten bereits die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank ihre Leitzinsen gesenkt: Auch dort wird bis zum Jahresende mit weiteren Zinsschritten gerechnet.
Für die Immobilienmärkte bringt diese Entwicklung Vorteile. Denn mit den bereits erfolgten und möglicherweise weiteren Leitzinssenkungen werden die Finanzierungskonditionen günstiger. Für private Käufer wird der Eigenheimerwerb wieder erschwinglicher als in der «Hochzins»-Phase der beiden vergangenen Jahre, und auch das zwischenzeitlich stark abgeflaute Interesse der professionellen Anleger an Immobilieninvestments dürfte wieder steigen. Das Risiko einer stärkeren Immobilienpreiskorrektur ist aus Sicht von Marktbeobachtern wie etwa Fredy Hasenmaile, Chefökonom bei Raiffeisen Schweiz, aufgrund der mittlerweile wieder deutlich niedrigeren Hypothekarzinsen denn auch «vom Tisch» – und mittelfristig sei «ein wieder etwas stärkeres Preiswachstum» zu erwarten.
REAL Index
Durch diesen geldpolitischen Rückenwind erholten sich die Aktienmärkte und kehrten nach den Kurskorrekturen von Anfang September wieder auf den Aufwärtstrend zurück. Diese positive Kursentwicklung spiegelt sich auch bei den Schweizer Immobilienaktien wider: Nach einem kurzen Unterbruch befindet sich der REAL Index erneut in der Aufwärtsbewegung. Am 2. Oktober 2024 schloss der Index bei 3.508 Punkten, was einer Jahresperformance von +9,31% entspricht.
Auch die europäischen Immobilientitel profitieren von der positiven Marktlage. Der EPRA Index legte im bisherigen Jahresverlauf um 6,31% zu (nicht währungsbereinigt).
SWIIT Index
Bei den kotierten Immobilienfonds löste der Zinsentscheid der SNB ein kleines Kursfeuerwerk aus, wodurch sich der SWIIT Index weiter den Höchstständen vom Januar 2022 annähert. Die Jahresperformance stieg auf ein neues Hoch von +11,11%.
Das verbesserte Investorensentiment macht sich auch am Primärmarkt bemerkbar, wo die letzten Emissionen erfolgreich abgeschlossen wurden. Im September nahmen die kotierten Immobilienfonds Bonhôte Immobilier, Immofonds und Procimmo Residential Lemanic Fund über 270 Mio. CHF an frischem Kapital auf. Auch die Transaktionen bei den nicht kotierten Immobilienfonds wurden erfolgreich abgeschlossen. Die nächste Emission hat schon begonnen: Seit dem 2. Oktober 2024 läuft die Kapitalerhöhung des SF Retail Properties Fund; die Bezugsfrist endet am 11. Oktober 2024. Die neuen Mittel sollen in den Ausbau des Portfolios und bei Bestandesliegenschaften in die Potenzialerschliessung fliessen.
Ina Invest und Cham Group: Fusion geplant
Am 23. September 2024 gaben die Immobiliengesellschaften Cham Group und Ina Invest bekannt, dass sie eine Fusion prüfen. Der Zusammenschluss soll als «Merger of Equals» erfolgen; eine entsprechende Absichtserklärung wurde bereits von den Verwaltungsräten beider Unternehmen unterzeichnet.
Durch die Fusion entstünde ein Portfolio, das sich auf wirtschaftlich stärkste Metropolregionen der Schweiz konzentriert. Nach Fertigstellung der Entwicklungsprojekte würde der Wohnanteil des gemeinsamen Immobilienportfolios über 50% betragen. Die Aktien des fusionierten Unternehmens sollen weiterhin im Immobiliensegment der SIX Swiss Exchange kotiert bleiben.
Die Gespräche über den möglichen Zusammenschluss sind noch in einem frühen Stadium. Die Gesellschaften werden zu gegebener Zeit über die Fortschritte informieren. Bei einem positiven Verhandlungsergebnis sollen die Aktionäre an den Generalversammlungen im Frühjahr 2025 über die geplante Fusion abstimmen.
Die Nachricht über die mögliche Fusion wurde von den Investoren positiv aufgenommen, die Aktien der kotierten Ina Invest stiegen daraufhin um über 7,5%.