Seit neun Jahren werden die Namenaktien und PS der Loeb Holding ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Das Unternehmen betreibt nicht nur drei Warenhäuser in Bern, Biel und Thun, sondern besitzt auch ein ansehnliches Immobilienportfolio. Über den Wert des Portfolios war bisher wenig bekannt. Nun hat der Verwaltungsrat des Unternehmens zwei Verkehrswertschätzung anfertigen lassen, um mehr Transparenz zu schaffen.
Im Gespräch mit schweizeraktien.net sprechen VR-Delegierte Nicole Loeb und CFO Franz Wittwer über das Immobilienportfolio und den Geschäftsverlauf in diesem Jahr.
Frau Loeb, in diesem Jahr ist die Inflation rückläufig, die Zinsen sind gesunken. Wie hat sich das Warenhausgeschäft bei Loeb entwickelt?
Nicole Loeb: Das erste Halbjahr war witterungsbedingt schwierig. Die Nettoerlöse sind zwar weniger stark zurückgegangen. Allerdings waren viele Aktionen notwendig, um unsere Waren, vor allem im Modebereich, zu verkaufen. Dies drückt auf die Marge. In der 2. Jahreshälfte hat sich das Umfeld verbessert. Bei den Nettoerlösen liegen wir nun etwas über Vorjahresniveau. Allerdings müssen wir bei der Marge noch etwas aufholen.
Die grossen Investitionen wurden 2023 abgeschlossen. Wo setzen Sie in Zukunft neue Akzente im nach wie vor schwierigen Warenhausgeschäft?
Wir bleiben unserer Strategie treu, das persönlichste Warenhaus der Schweiz zu sein. Hier investieren wir auch weiter in persönliche Beratung, Events und Erlebnisse. Ausserdem werden wir im Haupthaus in Bern den 1., dann den 2. und 3. Stock umbauen und die Sortimente anpassen, um die vorhandenen Flächen effizienter zu nutzen.
«Wir bleiben unserer Strategie treu, das persönlichste Warenhaus der Schweiz zu sein»
Im Onlinegeschäft sind Sie eine Kooperation mit Zalando eingegangen. Wie entwickeln sich hier die Verkäufe?
Die Zusammenarbeit läuft sehr gut. Wir versenden bis zu 100 Pakete am Tag, ein spannender, neuer Absatzkanal für uns.
Im letzten Jahr wurde das Rooftop-Restaurant Nido in Bern eröffnet. Wie läuft es im Nido?
Das Nido wird nicht von uns betrieben, sondern ist verpachtet. Die Resonanz ist sehr positiv, auch wenn im ersten vollen Betriebsjahr immer wieder Optimierungen vorgenommen wurden, um noch stärker auf die Bedürfnisse der Gäste einzugehen. Mit dem Bau des Rooftop-Restaurants konnten wir unsere Immobilie allerdings erheblich aufwerten.
Auch wenn die Loeb Gruppe vor allem für ihre Warenhäuser bekannt ist, so besitzen Sie über die Warlo Immobilien AG auch die betrieblich genutzten Liegenschaften und halten in einer weiteren Immobiliengesellschaft ein Portfolio an Renditeliegenschaften. Anfang Jahr haben Sie eine Liegenschaft in Bern verkauft. Wie sieht Ihre Immobilienstrategie aus?
Franz Wittwer: Die Immobilien sind unser zweites Standbein. Bisher haben wir den Wert der Liegenschaften stets mit den Anschaffungswerten ausgewiesen. Um den Wert des Portfolios besser einschätzen zu können, hat der Verwaltungsrat zwei Bewertungsfirmen – Wüest Partner und Fahrländer – mit einer Verkehrswertschätzung beauftragt. Das Ergebnis hat gezeigt, dass unsere Liegenschaften gemäss den in der Bilanz ausgewiesenen Buchwerten stark unterbewertet sind.
«Unsere Liegenschaften sind gemäss den in der Bilanz ausgewiesenen Buchwerten stark unterbewertet»
Was heisst das konkret?
Laut den zwei Schätzungen, die eine Abweichung von nur 1,6% aufweisen, liegt der Verkehrswert des Immobilienportfolios bei 349 Mio. Fr. Verglichen mit den 187 Mio. Fr. in der Bilanz per Ende 2023 bestätigen diese Schätzungen, dass die Liegenschaften in der Bilanz mit sehr konservativen Werten ausgewiesen sind. Wichtig war uns auch, dass bei der Berechnung mit Marktmieten gearbeitet und diese mit den von der Loeb AG konzernintern gezahlten Mietzinsen verglichen wurden. Es hat sich gezeigt, dass die Loeb AG Marktmieten zahlt.
Das heisst, dass das Warenhausgeschäft nicht quersubventioniert wird?
Richtig. Es war uns sehr wichtig, hier Transparenz zu erhalten. Denn der Vorwurf der Quersubventionierung wurde immer wieder geäussert.
Werden Sie Ihre Immobilien nun aufwerten oder planen Sie ein Spin-off der Immobiliensparte?
Nicole Loeb: Vorläufig werden wir hier keine Veränderungen vornehmen. Was in der kommenden Strategieperiode passiert, wird der Verwaltungsrat zu gegebener Zeit entscheiden.
Sie haben in unseren Gesprächen öfter signalisiert, dass Sie sich auch vorstellen können, das Immobilienportfolio durch Zukäufe zu erweitern. Haben sich in den vergangenen Jahren keine Opportunitäten ergeben?
Franz Wittwer: Wir erhalten immer wieder Angebote. Allerdings müssen diese genau passen. Bisher waren keine passenden Objekte für uns dabei.
Das dritte Standbein von Loeb ist ein Wertschriftenportfolio im Wert von rund 30 Mio. Fr. Angesichts der guten Performance an den Börsen in diesem Jahr dürfte Ihnen auch dieser Bereich Freude bereiten …
Ja, das ist sicher richtig. Allerdings mussten wir feststellen, dass ein aktiv gemanagtes Portfolio performancemässig hinter den Vergleichsindizes zurückbleibt. Daher werden wir unser Portfolio künftig passiv verwalten.
Der Trend ist allgemein feststellbar. Das hilft dem Segment der kleinkapitalisierten Werte wenig, denn diese fallen aus dem Radar der Anleger.
Das können wir nachvollziehen. Allerdings wollen unsere Aktionäre eine Rendite sehen. Diese muss mindestens das Marktniveau erreichen. Wenn sie unter dem Marktniveau liegt und die Kosten für die Verwaltung noch höher ausfallen, dann liegt die Entscheidung relativ klar auf der Hand.
Mit welcher Entwicklung im Warenhausgeschäft rechnen Sie in den kommenden Jahren?
Nicole Loeb: Wir planen für das kommende Jahr eher vorsichtig, da das Umfeld anspruchsvoll bleibt. Erste Betriebe in der Industrie führen Kurzarbeit ein, es gibt auch Entlassungen. Dies könnte sich negativ auf den Konsum auswirken. Dafür pendelt sich die Teurung ein, was sich wiederum positiv auswirken könnte.
«Wir planen für das kommende Jahr eher vorsichtig, da das Umfeld anspruchsvoll bleibt»
Bern gilt auch als Tourismusstadt. Die Übernachtungszahlen sind auf Rekordwerten. Inwiefern spürt das Loeb?
Nach unseren internen Auswertungen liegt der Anteil von Touristen am Nettoerlös bei rund 1 Mio. Fr. Wir sehen hier noch Steigerungspotenzial, wobei unser Fokus immer auf den Schweizer Kundinnen und Kunden liegen wird.
Die Namenaktien B der Loeb Holding AG werden ebenso wie die Partizipationsscheine (PS) ausserbörslich auf OTC-X gehandelt. Zuletzt wurden für die Aktie 240 CHF und für den PS 230 CHF gezahlt. Die PS sind im Handel wesentlich liquider. 2023 wurde für den PS eine Dividende von 6,40 CHF gezahlt, was einer Rendite von 2,8% entspricht.