Schweizer Aktien Favoriten 2024: Temperatursturz im November

Trump-Hausse stellt Europa in den Schatten

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Sowohl an Land als auch im Wasser haben Eisbären keine natürlichen Feinde, was sie zu den grössten Raubtieren der Erde macht. Deshalb symbolisieren sie Stärke und Mut. Bild: stock.adobe.com

Es kam, wie erwartet, und dennoch ganz anders als gedacht. Der nächste US-Präsident heisst Trump. Wie erwartet stiegen die US-Aktien deutlich, doch die europäischen Börsen zogen nicht mit oder verloren sogar. Der USD zog an, der Franken ebenfalls. Jetzt sorgen die Kandidaten für die nächste US-Administration für neue Unsicherheiten in der Anlegerwelt.

Der Dow-Jones Index zog im November um stattliche 7,5% an, der Nasdaq kletterte immerhin um 6,2%. Alle wichtigen US-Indizes bewegen sich auf Rekordniveau. Seit Jahresbeginn liegt die Performance des Dow-Jones bei 19,1%. Der Nasdaq stieg sogar um 28%. Demgegenüber sieht es in Europa vergleichsweise trübe aus. Der EuroStoxx 600 fiel im November um 0,1%, Der französische CAC-40 um 2,4%. Lediglich der DAX verzeichnete ein mageres Monatsplus von 1,6%. Besonders schlimm sieht es an der Schweizer Börse aus. Der SPI fiel innert Monatsfrist um 11%, der Nebenwerte-Index SPIEXX um 1,2%. Der SPI liegt seit Anfang Jahr um 5,7% hinten, der SPIEXX verzeichnet nach 11 Monaten immerhin ein Plus von 2,1%. Auch am ausserbörslichen Aktienmarkt der Schweiz sieht es gemessen am OTC-Liquidity Index nicht besser aus. Seit Jahresbeginn steht ein Minus von 4,4% zu Buche.

Neue Ära der Zölle

Die Schweiz ist besonders anfällig für Zollschranken und sonstige Handelshemmnisse, da die Volkswirtschaft sehr stark in die internationalen Handelsstrukturen eingebettet ist. Das war in der langen Epoche der Globalisierung ein Treiber des Wachstums, droht jedoch in einer Phase der De-Globalisierung mit höheren Zöllen in einen Nachteil umzuschlagen. Laut aktuellen Erhebungen entsprachen die Exporte der Schweiz im Jahr 2023 vollen 47% des BIP und die Importe 40%. Mehr als ein Drittel des Exportwerts entfällt mit 135 Mrd. CHF allein auf die Pharma- und Chemie-Industrie. Diese macht auch einen signifikanten Anteil der Marktkapitalisierung der Schweizer Börse aus. Dazu kommen die zahlreichen Spezialisten aus diversen Industrien, die ihre Umsätze weit überwiegend jenseits der Landesgrenzen erzielen und oft sogar zu einem grossen Teil in den USA.

Galderma klettert

Aktienkurs Galderma
Kursverlauf der Aktie von Galderma seit dem IPO am 22.3.24. Chart: six-group.com

Bei den kotierten Aktien der Favoritenliste ragt Galderma mit einem starken Aufwärtstrend heraus. In den letzten vier Monaten zog der Titel um 30% auf nun über 90 CHF an. Und dies, obwohl die Altaktionäre im September Aktien für 1.1 Mrd. CHF und im November für 1.3 Mrd. CHF am Markt platzieren konnten, und dies scheinbar mühelos. Die letzte Transaktion umfasste rund 6,7% des Aktienkapitals. Die Nachfrage habe das Angebot mehrfach überstiegen. Die Aussichten bleiben gut, das Unternehmen hat die Jahresziele kürzlich bestätigt.

Barry Callebaut fällt

Weniger erfreulich lief es für Barry Callebaut. Die Aktie fiel nach den Halbjahreszahlen wieder in die Nähe der Tiefstände zurück. Der Kakao-Preis ist in den letzten vier Wochen um 23,8% gestiegen und liegt damit um 104% über dem Vorjahresniveau. Die extreme Volatilität und die Preishöhe machen das Geschäft nicht einfacher. Inflation und konjunkturelle Schwächen dämpfen die Nachfrage der Endverbraucher bereits spürbar. Das hat aber den US-Finanzinvestor Artisan Partners nicht davon abgehalten, die Beteiligung von 3% auf über 5% zu erhöhen. Der aktivistische Investor dürfte Druck auf das Management ausüben, damit dieses möglichst bald in den Zahlen sichtbare Verbesserungen erzielt. Das kann nicht schaden, denn die Fehlentscheidungen des Vorgängermanagements, die erst zur Kursmisere geführt haben, scheinen noch nicht restlos aufgearbeitet worden zu sein.

Kakaopreis
Die Kakao-Futures legten dieses Jahr angesichts zunehmender Versorgungssorgen kräftig zu. Chart (in USD): tradingeconomics.com

OTC-X in Zahlen

Auf OTC-X bleibt die Stimmung gut und zuversichtlich, die Handelsvolumina sind auf bestem Kurs, deutlich über 200 Mio. CHF Jahresumsatz zu generieren. Seit 2015 war das nur dreimal der Fall, darunter 2022 und 2023. Die Gesamtmarktkapitalisierung der 238 auf OTC-X gehandelten Valoren ist 2024 jedoch leicht zusammengeschrumpft und beträgt noch 17.2 Mrd. CHF. Alle Leit-Indizes zeigen für 2024 einen Rückgang, der zwischen 3,2% beim All-Share und 4,5% beim Premium und beim Top50 beträgt. Vier der 10 Branchen-Indizes zeigen ein Pluszeichen, das sich zwischen 0,9% für Tourismus, Freizeit, Sonstiges und 3,3% für Bergbahnen bewegt. Dazwischen liegen Banken und Beteiligungsgesellschaften. Der grösste Verlierer sind Nahrungsmittel und Getränke mit einem Indexrückgang um 29,8%. Der Medien-Index verliert 11,8%, der Energie-Index 6%, der Industrie-Index 5,5%. Unter 1% verlieren Immobilien sowie Transport, Verkehr, Logistik.

OTC-X Liquidity Index Dez 24
5-Jahresverlauf des OTC-X Liquidity Index. Chart: otc-x.ch

Luxus-Sorgen

In diesem Umfeld haben sich die vier ausserbörslich gehandelten Favoriten gut gehalten, von denen drei ein positives Vorzeichen tragen. Wesentliche Nachrichten aus den Unternehmen gab es nicht. Die Aktie von Cendres+Métaux fiel wegen geringen Abgaben auf 4750 CHF. Es scheint, als ob die negativen Nachrichten zur Konsumentenlaune aus China auf die Stimmung drücken, doch tatsächlich zeigt sich das Luxus-Segment, in dem C+M als Zulieferer der Uhrenindustrie schwerpunktmässig tätig ist, sehr heterogen. Im Oktober untersuchte schweizeraktien.net die differenzierte Entwicklungen im Luxusgütermarkt. Manche Marken florieren, andere nicht. Zudem gibt es viele andere Märkte mit Kaufkraft wie Indien, süd- und ostasiatische Länder, die USA und natürlich Europa, wo die Superreichen auch 2024 noch reicher geworden sind.

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