Matthias Hug, Format Aktien Schweiz: «Schweizer Mid und Small Caps werden die Höchststände aus 2021 übertreffen»

Der Fonds Format Aktien Schweiz kleinere und mittlere Unternehmen übertrifft die Benchmark deutlich

0
837

Format Vermögen & Anlagen ist ein unabhängiger Schweizer Vermögensverwalter mit Fokus auf Schweizer Aktien. Die Firma verwaltet Schweizer Aktienportfolios im Wert von gegen einer halben Milliarde Schweizer Franken und verfügt über vier Schweizer Aktienfonds. Rund ein Drittel dieser Vermögen befindet sich im Fonds «Format Aktien Schweiz mittlere und kleinere Firmen». Die Schweizer Aktienportfolios von Format werden basierend auf einer Fundamentalanalyse angelegt; Portfolio Manager sind Matthias Hug und Markus Lackner.

Im Interview mit schweizeraktien.net erklärt Lead Portfolio Manager Matthias Hug, warum der Fonds «Aktien Schweiz mittlere und kleinere Firmen» die Benchmark deutlich übertrifft, was er von Überfliegern wie Swissquote und Siegfried hält und warum er nicht in Kryptowährungen investiert.

Matthias Hug hat Elektrotechnik und Betriebswirtschaft an der ETH studiert und als ETH-Ingenieur abgeschlossen. In der Finanzbranche ist er seit 25 Jahren tätig, unter anderem als Direktor bei der UBS und seit 2009 als unabhängiger Vermögensverwalter mit Spezialgebiet Schweizer Aktien. Hug ist verheiratet, hat drei Kinder und spielt zur Entspannung Saxophon. Bild: schweizeraktien.net

Herr Hug, seit Lancierung Ihres Fonds im Mai 2020 hat der Aktien Schweiz mittlere und kleinere Firmen mit 39,7% die Benchmark SPI Extra (26,2%) deutlich outperformed. In diesem Jahr liegen Sie allerdings unter der Entwicklung der Benchmark. Was sind die Gründe für diese eher moderate Entwicklung?

Das hat mehrere Gründe: Einige unserer Portfoliofirmen konnten erfreuliches Umsatz- und Gewinnwachstum erzielen, und trotzdem lag die Performance dieser Aktien dieses Jahr unter der Benchmark. Dazu zählen beispielsweise Medacta, SKAN und Straumann. Andere Portfoliofirmen werden aus unserer Sicht mittelfristig deutlich weiterwachsen, haben derzeit jedoch konjunkturellen Gegenwind. Auch diese Aktien gehören nicht zu den diesjährigen Gewinnern. Das betrifft beispielsweise Interroll, Mobilezone und Also. Und dann haben wir auch Portfoliofirmen, welche derzeit stark in künftiges Wachstum investieren; ihr Umsatz wächst, die Gewinne haben aber noch nicht nachgezogen. Auch solche Aktien warten noch auf den nächsten Kursschub. Das betrifft beispielsweise Bachem und Dottikon.

Mit Ihren grössten Positionen Swissquote und Siegfried haben Sie zwei Aktien im Portfolio, die sich in diesem Jahr mit +65% bzw. +30% sehr gut entwickelt haben. Warum haben Sie diese Positionen dennoch reduziert? Sehen Sie Höchststände erreicht oder gehen Sie von einer Abschwächung der Performance aus?

Ja, Swissquote und Siegfried zählen zusammen mit Sulzer, Aluflexpack, dem VZ, Burckhardt Compression, Belimo, Cosmo Pharmaceuticals, Kardex und Schindler dieses Jahr zu den Aktien mit der höchsten Performance in unserem Mid & Small Cap Portfolio.
Für Swissquote und Siegfried sehen wir mittelfristig weiteres beträchtliches Potenzial. Der deutliche Kursanstieg hat jedoch zu höheren Bewertungen geführt; das mindert die kurzfristigen Aussichten. In solchen Fällen realisieren wir gerne einen kleinen Teil der Gewinne.

Warum haben Sie die Position Aryzta aufgestockt?

Der Backwarenhersteller hat in den letzten Jahren einen beeindruckenden Turnaround hingelegt. Im Jahr 2023 ist es Aryzta trotz Preiserhöhungen von über 12% gelungen, die Absatzvolumen um 3,1% zu steigern. Gleichzeitig konnte die Betriebsgewinnmarge (EBITDA) dank Kosteneinsparungen, Effizienzsteigerungen und höheren Volumen um fast 2% gesteigert werden. Die vereinnahmten Geldflüsse werden vorderhand vor allem für die Rückführung der teuren Fremdfinanzierung verwendet, womit künftig die Finanzierungskosten sinken werden. Die markant gestiegenen Inputkosten haben vielen kleineren Betrieben stark zugesetzt. Wir rechnen damit, dass Aryzta in diesem Umfeld Marktanteile gewinnen wird und seine Profitabilität weiter verbessern kann.

Den Peptide- und Oligonucleotide-Hersteller Bachem haben Sie ebenfalls weiter aufgestockt. Die Kursentwicklung befindet sich seit längerem in einer Seitwärtsbewegung. Welche Fantasie haben Sie in diesem Wert?

Aufgrund grosser Kundennachfrage investiert die hochprofitable Bachem in einen wesentlichen Ausbau der Kapazitäten. 2026 rechnet die Firma mit einem Umsatz von 1 Mrd. CHF, während der diesjährige Umsatz voraussichtlich bei rund 615 Mio. CHF liegen wird. Ein grosser Teil der zusätzlichen Kapazität ist bereits mit Abnahmeplänen unterlegt, womit das künftige Wachstum im Prinzip bereits in den Büchern ist. Zudem wird die starke Nachfrage nach Fettleibigkeitspräparaten das weitere Wachstum unterstützen. Dieses Wachstum dürfte weiterhin mit sehr hohen Margen einhergehen, und es wird sich auch in der Kursentwicklung niederschlagen.

Auch den Auftragsfertiger Dottikon haben Sie im Portfolio. Wie bei Bachem ist hier eine Seitwärtsentwicklung mit leichter Abwärtstendenz zu beobachten. Was überzeugt Sie an Dottikon?

Dottikon erfreut sich ebenfalls einer wachsenden Nachfrage und baut seine Kapazitäten in beträchtlichem Umfang aus. Bis im Jahr 2028 soll sich der Umsatz in etwa verdoppeln. Dank einer hohen Eigenkapitalunterlegung und einer Nettoliquiditätsposition ist Dottikon gut aufgestellt, die Investitionen aus eigener Kraft tätigen zu können. Auch hier sehen wir Kurspotenzial.

Wenig Freude dürfte Ihnen Ihr Engagement in ams Osram machen. Alleine in den letzten sechs Wochen hat sich der Kurs halbiert. Warum halten Sie an dieser Position fest?

Bei ams Osram ist nicht alles so gelaufen wie erwartet. Die Börsen neigen in solchen Situationen zu Übertreibungen: Das ist derzeit auch bei ams Osram der Fall, obwohl das neue Management seine Versprechungen bisher gehalten hat. Die Aktie ist massiv unterbewertet. Die Erholung wird Zeit benötigen; wir wären jedoch nicht erstaunt, wenn die ams Osram 2025 oder 2026 zu den stärksten Aktien am Schweizer Markt zählen würde.

Immobilienwerte sind in Ihrem Fonds gegenüber der Benchmark untergewichtet. Werden Sie hier Ihre Strategie beibehalten oder stocken Sie Hiag und Peach Property auf? Gibt es andere Immobilienunternehmen, die Sie im Auge haben?

Der Turnaround von Hiag ist aus unserer Sicht gelungen, und jener von Peach Property ist auf guten Wegen. Eine Aufstockung ist deshalb durchaus möglich. Andere Immobilienaktien haben wir derzeit nicht im Auge.

Welche Werte aus Ihrem Portfolio möchten Sie neben den genannten herausstreichen?

Grundsätzlich sehen wir bei allen Portfoliofirmen Potenzial, sonst würden wir sie nicht halten. Das trifft beispielsweise auf Sulzer, Burckhardt Compression, Ypsomed, Aryzta und Cosmo zu.

Von welchen Unternehmen lassen Sie die Finger?

Wir investieren grundsätzlich nicht in Firmen, welche noch keine namhaften Umsätze und Gewinne erzielen, z.B. Pharma und Biotech Start-ups. Dort ist das Verlustrisiko bis zu 100%. Stark überbewertete Firmen meiden wir ebenfalls.

Noch eine generelle Frage zu Ihrer Anlagestrategie: Sie haben ja verschiedene Fonds in Ihrem Portfolio und sind als Vermögensverwalter tätig. Hat die Beimischung von Kryptowährungen in Ihrem Portfolio eine Bedeutung, und wenn ja, in welcher Grössenordnung?

Wir investieren grundsätzlich nur in Anlageklassen, welche über einen unterliegenden Wert verfügen und die über eine gewisse Prognostizierbarkeit verfügen. Kryptowährungen erfüllen keine dieser beiden Bedingungen.

Die Small und Mid Caps performen nicht in dem Masse wie die Blue Chips. Wie ist Ihre Prognose für das Segment der kleinen und mittleren Unternehmen?

Während die Schweizer Large Caps (z.B. der SMI inkl. Dividende) bereits über dem Höchststand von 2021 notiert, liegen die Schweizer Mid und Small Caps noch deutlich unter den Höchstständen von 2021. Der SPI Extra liegt zum Beispiel noch rund 17% unter dem letzten Höchststand. Die Schweizer Mid und Small Caps werden die Höchststände aus dem Jahr 2021 wieder erreichen und übertreffen. Wann das der Fall sein wird, kann derzeit jedoch noch nicht abgeschätzt werden.

Herr Hug, vielen Dank für dieses Gespräch. 

Kommentar verfassen