OTC-X Dividendenstrategie 2025: Wer bietet mehr als 3% an der Ausserbörse?

Eine Auswahl mit Dividendenrenditen bis zu 7,6%

0
1001
Wachstumsprozess in einer lebendigen Umgebung. Bild: stock.adobe.com

Ein neues Jahr steht vor der Tür – und damit auch eine neue Dividendensaison. Für langfristig orientierte Anleger entfällt ein grosser Teil der Kapitalrendite auf die Ausschüttung. Kontinuität oder Veränderungen sind wichtig und weisen darüber hinaus auch die Richtung für die weitere Entwicklung der Aktie. Welche ausserbörslich gehandelten Valoren verdienen die Beachtung der Investoren?

Die Inflation scheint zwar rückläufig, doch viele kostentreibende Faktoren sind auch in der Schweiz am Werk. Die Aktionäre sehen zwar in jedem wirtschaftlichen Umfeld gerne Dividendenerhöhungen, doch in einer schwieriger werdenden Konjunkturlage wählen sie auch aktiv diejenigen Aktien, deren Prognosen positiv ausfallen. Kurz vor Jahresende 2024 liegen die diversen OTC-X Indizes zwischen 4% und 4,7% im Minus.

2025 wird anspruchsvoll

Auch der Ausblick auf 2025 ist gemischt und fällt für die einzelnen Industrien und Unternehmen teilweise höchst unterschiedlich aus. Nicht immer scheint die Höhe der Dividende gesichert. Das Zahlenwerk ist das Eine, die Politik des oft von Familienvertretern dominierten Verwaltungsrats das Andere. Das zeigt sich beim statistischen Spitzenreiter mit Blick auf die Höhe der Dividendenrendite: Bobst. Mit einer aktuellen Dividendenrendite von 7,6% führt Bobst die Liste an. Ausgeklammert von der Betrachtung bleiben Titel mit substanziellen Sonderdividenden oder Substanzabbau wie bei Welinvest.

Bobst CFO verspricht Dividendenkontinuität

Der Verpackungs- und Etikettierspezialist Bobst ist aufgrund der Marktstellung und des sehr spezifischen Geschäftsmodells in einer Sonderstellung. Die ist gekennzeichnet davon, dass ein grosser Teil der Umsätze wiederkehrender Natur ist. Die Umsatz- und EBIT-Entwicklung ist daher wenig elastisch. Negativ wirkt sich jedoch die Frankenstärke aus. Um allerdings weiter zu wachsen, braucht es einen neuen Investitionszyklus der Kunden, die jedoch bislang mit ihren Bestellungen von neuen Maschinen zurückhaltend sind. Per Ende September 2024 lagen die Auftragseingänge für Anlagen 20% tiefer als im Vorjahreszeitraum. Obwohl im ersten Halbjahr, das von Sondereffekten geprägt war, nur 0.47 CHF je Aktie verdient wurden, sagte CFO Tissi bei einer Analystenkonferenz im September, dass es «keinen Grund gebe, nicht die gleiche Dividende wie für 2023 zu zahlen»! Die letzte reguläre Ausschüttung hatte bei 5 CHF je Aktie gelegen. Somit scheint die Dividendenhöhe bei Bobst von 5 CHF für 2024 gesichert. Auf mittlere Sicht sollte sich jedoch für Aktionäre im Jahresverlauf 2025 abzeichnen, dass sich der Investitionsstau der Kunden allmählich auflösen wird. Im laufenden Jahr hat sich die Aktie zwischen 60 CHF und 69.95 CHF bewegt. Zeichnet sich im Jahresverlauf 2025 ab, dass die Dividende wieder gut verdient wird, dürfte die Handelsspanne erhalten bleiben. Für einen Anstieg der Aktie braucht es allerdings Signale neuen Wachstums.

Chart Bobst Dez 2024
Der Kursverlauf der Bobst-Aktie seit Handelsaufnahme auf OTC-X. Chart: otc-x.ch

Repower mit 5,2% Dividendenrendite

Wie in der Publikation des Vorjahres «Die Elite der ausserbörslichen Dividendenzahler» sind auch diesen Dezember bei der Dividendenstrategie für 2025 die Energieversorgungsunternehmen prominent vertreten und stellen die Hälfte der ausserbörslichen Dividendenzahler, die mehr als 3% Dividendenrendite bieten. Zusätzlich zur regulären Dividende von 5 CHF wurde für 2023 eine Sonderdividende von 3 CHF gezahlt. Sofern es auch für 2024 wieder eine Sonderdividende geben würde, liegt die Ausschüttungsrendite von Repower nun bei 5,2%. Trotz deutlich tieferer Energiepreise im laufenden Jah wurde mit einem EBIT von 97 Mio. CHF im ersten Halbjahr 2024 eines der besten Periodenergebnisse der Unternehmensgeschichte erzielt. Der Gruppengewinn belief sich auf 78 Mio. CHF. Auch der für das zweite Semester gegebene Ausblick ist zuversichtlich. Der Grund ist, dass die diversen Renovierungs- und Neubaumassnahmen voranschreiten, sodass neue Kapazitäten ans Netz gehen. Seit Juni 2024 ist das über vier Jahre voll erneuerte Wasserkraftwerk Robbia wieder am Netz und erhöht die Leistung um 10%. Die Investitionen beliefen sich auf 115 Mio. CHF. Trotz des im Vergleich zum Vorjahr voraussichtlich tieferen Gewinns ist eine weitere Erhöhung der Dividende nicht unwahrscheinlich, denn der Gewinn je Aktie wird wohl deutlich über 8 CHF liegen. Aber selbst eine unveränderte Ausschüttung, ohne Sonderdividende, entspricht einer guten Dividendenrendite von 3,3%. Sofern es wieder eine Sonderdividende geben sollte, würden die Ausschüttung sogar bei 5,2% liegen. Seit der Handelsaufnahme auf OTC-X ist die Dividende kontinuierlich angehoben worden, dennoch bleiben Investitionstätigkeit und Rentabilität hoch. Die Chancen in Italien werden gezielt wahrgenommen. Ein Wachstumstreiber sind nachhaltige Lösungen für KMU wie Solaranlagen.

Chart Repower Dez 24
Der Kurs von Repower verläuft kontinuierlich nach oben. Chart: otc-x.ch

EWJR mit 4,9% Dividendenrendite

Ebenfalls eine kräftige Dividendenerhöhung für das Geschäftsjahr 2023 gab es bei der EW Jona-Rapperswil. Nach einer jahrelang unveränderten Dividende von 200 CHF wurde diese auf 240 CHF angehoben. Der Gewinn je Aktie war 2023 kräftig von 311.18 CHF im Vorjahr auf 375.46 CHF angestiegen. Die Dividendenrendite beträgt aktuell 4,9%. Dazu trägt neben der Anhebung der Ausschüttung aber auch der Rückgang der Aktie im laufenden Jahr um 7,5% auf nun 5000 CHF bei. Durch Dienstleistungen und Beteiligungen ist EWJR seit Jahren auf Expansionskurs, auch in unregulierten Geschäftsfeldern. Hinzu kommt ein attraktives Immobilienportfolio. Dennoch wird substanziell in das Netz und die Infrastruktur investiert. Der an Fahrt gewinnende Zubau von Solaranlagen ändert die Anforderungen. Dem wurde 2023 durch die Anschaffung eines zweiten Batteriespeichers entsprochen. Rentabilität und Kontinuität kennzeichnen die Geschäftsphilosophie von EWJR, weshalb die Dividendenhöhe kaum abgesenkt werden dürfte. Unterjährig berichtet die Gesellschaft allerdings nicht, sodass es keine Indikationen zum Geschäftsverlauf in 2024 und keine Aussage zu den Perspektiven 2025 gibt.

Chart EWJR Dez 24
Seit 2019 tendiert der Kurs von EWJR gegen unten. Chart: otc-x.ch

Wachsende Ausschüttungen bei Holdigaz

Mit aktuell 4,3% Dividendenrendite ist auch die Aktie von Holdigaz attraktiv. Die Höhe der Dividende ist durch das hohe Gewinn-Niveau gut abgesichert. Im Geschäftsjahr 2023/2024 lag der Gewinn je Aktie bei 13.12 CHF, die Ausschüttung erreichte 6 CHF. Das als Gasversorger bekannte Unternehmen treibt seit Jahren die Diversifikation voran. Holdigaz ist durch den ständigen Ausbau der Kapazitäten der grösste Biogas-Produzent der Westschweiz. Zur Unternehmensgruppe zählen u.a. Recycling-, Heizungsbau-, Installations- und Wartungsfirmen. Direkt und indirekt wird auch stark in Solar- und Windenergie investiert, letzteres allerdings nur im Ausland. Der mit Strom und Biogas betriebene selbst entwickelte «Softcar» soll nach Verzögerungen bei der Zulassung ab 2026 in der Schweiz auf die Strassen kommen. Der Umsatz lag zuletzt bei 327.9 Mio. CHF, der Gewinn bei 26.9 Mio. CHF. Die EBITDA-Marge liegt bei 18,2%. Die Dividendenpolitik ist dem shareholder value verpflichtet. Die Dividenden werden sukzessive erhöht, wenn auch nicht jährlich. Im Interview mit schweizeraktien.net legt der langjährige CEO Petitpierre sowohl die Herausforderungen des Schweizer Energiemarktes als auch die Lösungen und Strategien von Holdigaz dar.

Chart Holdigaz Dez 24
Kursverlauf bei Holdigaz in den letzten 5 Jahren. Chart: otc-x.ch

Gut abgesicherte Dividende bei WWZ

Bei WWZ beträgt die Dividendenrendite 3,4%. Die Ausschüttung liegt bei 33 CHF je Aktie. 2023 wurden 83.30 CHF je Aktie verdient. Im ersten Semester 2024 ging zwar der Umsatz um 2% auf 162.8 Mio. CHF zurück, doch der Gewinn stieg um 8,9% auf 17.1 Mio. CHF, nicht zuletzt wegen eines gesteigerten Finanzergebnisses. Mehr noch als die zuvor aufgeführten Energieversorger und -dienstleister nimmt WWZ seit Jahren hohe Investitionen in Fernwärme- und Fernkälteprojekte vor. Die haben sehr langfristigen Charakter, und die Rückflüsse setzen erst langsam ein. Die Aktie hat deshalb in den letzten Jahren beträchtlich verloren, in den vergangenen Wochen jedoch scheinbar eine Trendwende vollzogen. Neben der langfristig durchaus steigerbaren Dividendenrendite ist auch die Bewertung interessant. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis liegt bei weniger als 0.6, das KGV bei 12.

Chart WWZ
Nach dem Sinkflug bei WWZ hat die Aktie in den letzten Wochen scheinbar eine Trendwende vollzogen. Chart: otc-x.ch

Shareholder-freundliche Dividendenpolitik von Espace Real Estate

Seit 2020 hat Espace Real Estate die Dividenden jedes Jahr angehoben. Der gute Geschäftsgang des agilen Immobilienentwicklers und -vermieters lässt es auch zu. Im ersten Semester 2024 stieg der Periodengewinn um 15,8% auf 11.4 Mio. CHF. Dieser beinhaltet Mieteinnahmen, Neubewertungserfolge und Verkaufserlöse. Aber auch der operative Periodengewinn legte um 3,1% auf 9.9 Mio. CHF zu. Espace Real Estate tätigt konstant hohe Investitionen in die Verjüngung der Liegenschaften sowie Renovierung und Ausbau. Dadurch erhöhen sich der Wert des Portfolios sowie die zukünftigen Mieteinnahmen. Die Perspektiven sind positiv einzuschätzen, und die Risiken bleiben überschaubar. Weitere Dividendenerhöhungen wären nicht überraschend. Die aktuelle Dividendenrendite beträgt 3,3%.

Chart Espace Real Estate Dez 24
Der Kursverlauf von Espace Real Estate seit 2019. Chart: otc-x.ch

Auto AG Holding setzt auf Energiewende

Ebenfalls 3,3% beträgt die Dividendenrendite der Auto AG Holding. Die Dividendenzahlung war 2020 wieder aufgenommen worden. Für die letzten beiden Geschäftsjahre wurden je 14 CHF je Aktie ausgeschüttet. Das Unternehmen nutzt die Chancen im Nutzfahrzeugmarkt, die aus der Energiewende entstehen. Die Schulbus-Flotte wird vollständig auf elektrische Energie umgestellt, was gleichzeitig einen Wettbewerbsvorteil darstellt. Durch mehrere Übernahmen wurde die Position im Markt gefestigt. Für die Marken Ford und BYD wird die Repräsentanz in der Schweiz übernommen. Die zahlreichen Liegenschaften sollen zukünftig besser, d.h. rentabler, bewirtschaftet werden. Die Werkstätten laufen gut. Gegenwärtig wirft jedoch die schleppende Nachfrage im Handel einen Schatten auf die Geschäftsentwicklung. Die Bestellungen für Nutzfahrzeuge bleiben schwach. Für 2024 und darüber hinaus zeichnet der Verwaltungsrat im Dezember-Aktionärsbrief dennoch ein aktuelles Bild, das Zuversicht ausstrahlt.

Chart Auto AG Holding Dez 24
Seitwärts-Kursverlauf bei der Aktie der Auto AG Holding. Chart: otc-x.ch

Fazit

Die Börse – und auch die Ausserbörse – sind bekanntermassen keine Einbahnstrassen. Gerade wenn Gegenwinde durch Konjunkturschwächen, Geld- und Geo-Politik aufkommen, sind die Aktien von soliden Dividendenzahlern umso wichtiger, um die Stabilität des Portfolios zu steigern. Die Auswahl sollte vor wirklich unangenehmen Überraschungen schützen.

Dividendenrendite ausgewählter OTC-X-Aktien

Kurs aktuell Dividende 2023 Div.-rendite aktuell Tendenz 2024e KGV aktuell KBV aktuelll
Bobst Group 66.00 5.00 7.6% 9.1 2.4
Repower AG 154.00 8.00* inkl. Sonderdividende 3.00 CHF 5.2% 3.8 1.0
Elektrizitätswerk Jona-Rapperswil AG 5000.00 240.00 4.8% 13.6 4.1
Holdigaz SA 141.00 6.00 4.3% 10.5 0.8
WWZ 990.00 33.00 3.3% 11.7 0.5
Espace Real Estate Holding AG 177.00 6.00 3.4% 20.2 1.0
Auto AG Holding 425.00 14.00 3.3% 7.6 0.5

Kommentar verfassen