SwissShrimp: Crevettenzüchter aus Rheinfelden setzt neue Standards

Nachhaltigkeit trifft auf Genuss

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SwissShrimp setzt auf Abwärme für das Beheizen der Zuchtbecken. Zudem auf moderne Anlagen für die Verarbeitung der beliebten Krustentiere. (Bild: zVg)

SwissShrimp aus Rheinfelden zeigt, wie nachhaltige Lebensmittelproduktion aussehen kann: ressourcenschonend und qualitativ einwandfrei. Die ersten Jahre des Lebensmittel-Start-ups waren hart. Doch nun ist die Finanzierung gesichert.

«Crevetten» aus der Schweiz statt aus Ecuador? Nachhaltige Produktion statt Bedrohung der Mangrovenwälder? SwissShrimp AG ist ein Unternehmen in Rheinfelden, das Shrimps ressourcenschonend und ohne Antibiotika züchtet. Die Becken werden mit Abwärme aus der benachbarten Salzproduktion beheizt. Diese Methode spart Energie und reduziert CO₂-Emissionen erheblich. Dank der kurzen Transportwege bleiben die Shrimps zudem besonders frisch und qualitativ hochwertig.

Start-up musste erst «das Schwimmen lernen»

Seit 2019 produziert das Aargauer Unternehmen Shrimps am Standort Rheinfelden. Aktuell sind die Shrimps in drei Grössen zu haben: Medium, Large und Jumbo. Besonders beliebt sind die schmackhaften Krustentiere in der Advents- und Weihnachtszeit, zu Ostern – oder im Sommer, für Grillgerichte. «Die Jumbos sind ein Highlight in der Gastronomie, während Privatkunden oft die Large-Variante bevorzugen», sagt Matthias Laube, der neue CEO.

Das Unternehmen musste indes selber erst «das Schwimmen lernen». Im Jahr 2022 traten Produktionsprobleme auf, insbesondere bei der Überlebensrate der empfindlichen Tiere. Dies führte 2023 zu einer vorübergehenden Produktionspause, in der die Anlage gründlich gereinigt und optimiert werden musste. Matthias Laube erklärt: «Diese Phase war hart. Aber sie hat uns auch ermöglicht, unsere Prozesse nachhaltig zu verbessern – und die Basis für stabiles Wachstum zu legen.» Dank der Zusammenarbeit mit Fachleuten – und finanzieller Unterstützung durch Investoren – konnte die Produktion im Oktober 2023 erfolgreich neu hochgefahren werden.

Ökologischer Schulterschluss mit der Saline Riburg

SwissShrimp verwendet geschlossene Salzwasserkreislauf-Anlagen. Diese filtern das Wasser und bereiten es für die Wiederverwendung auf. So wird die wohl wertvollste Ressource geschont. Die Larven werden lebend importiert und in «Kinder-Zuchtbecken» an die Bedingungen vor Ort gewöhnt. Nach etwa 20-30 Tagen kommen sie in grössere «Grow-Out-Becken», wo sie innerhalb von total 70-100 Tagen zu «erntefähigen Shrimps» heranwachsen. Überschüssige Ernten friert der CH-Hersteller ein, um eine stabile Versorgung zu gewährleisten.

Die Beheizung ist doch sicher extrem energieaufwendig? «Die Becken werden durch Abwärme aus der Salzproduktion beheizt», erklärt Laube. Er betont: «Unsere enge Zusammenarbeit mit der Saline Riburg ist ein Schlüsselelement der nachhaltigen Produktion». Das leuchtet ein. Denn auch Herr und Frau Schweizer zuhause brauchen am meisten Energie pro Jahr für das Heizen.

Frische und tiefgekühlte Shrimps bietet das Unternehmen direkt über den firmeneigenen Webshop an. Vor allem Privatkunden, aber auch Gastronomiebetriebe sowie der Detailhandel können dort einkaufen.

Schweizer Salz hilft für einmal, nicht nur den Geschmack von Shrimps (und anderen Genussmitteln) aufzupeppen. Die Saline Riburg liefert auch viel Heizenergie für die Zuchtbecken von SwissShrimp. (Bild: zVg)

Lokalbezug, erneuerbare Energie, moderne Technik

SwissShrimp verbindet nachhaltige Produktion mit modernen Anlagen. Es werden keine Antibiotika oder andere bedenkliche Wasserzusätze verwendet. Das Futter ist gentechfrei und stammt von Schweizer Lieferanten. Eigene Photovoltaikanlagen reduzieren zudem den Stromverbrauch. In der Verarbeitung werden Schockfroster und Schälmaschinen eingesetzt, um einen effizienten Abauf zu gewährleisten.

Matthias Laube hebt hervor: «Wir arbeiten stetig daran, diese Stärken noch auszubauen – und die jeweils neusten ökologischen Top-Standards zu erfüllen. Umweltverträglichkeit und Innovation müssen bei einem Schweizer Unternehmen für Genussmittel einfach auf der Fahne stehen».

«Schwarze Null» als Ziel für nächstes Jahr

SwissShrimp hat seit 2019 wichtige Meilensteine erreicht. Im Jahr 2023 wurden die Anlagen nämlich aufgrund von Produktionsproblemen saniert. «Dabei haben wir neue Technologien implementiert, um fortan reibungslos operieren – bzw. aufzüchten und verarbeiten – zu können», sagt Laube.

Finanziell war das Jahr 2024 eine Herausforderung. Ein Liquiditätsengpass machte Unterstützung aus dem Aktionariat und durch Partner nötig. «Dank Kapitalerhöhungen in den Jahren 2023 und 2024 konnten wir uns wieder fangen und die Basis für die Zukunft legen». Die Investoren hätten Vertrauen in die Vision des Schweizer Crevetten-Züchters.

Was sind die Zukunftspläne? Matthias Laube nennt hier  eine verbesserte Abwasseraufbereitung, den Ausbau der Tiefkühllagerkapazitäten und die Optimierung der Prozesse für höhere Produktionsmengen. «Bis 2027 wollen wir 90 Tonnen Shrimps jährlich produzieren». Den Break-even strebt der CEO für nächstes Jahr an.

Nachhaltige Produktion statt Bedrohung der Mangrovenwälder (z.B. in Ecuador): Das Schweizer Lebensmittel-Start-Up züchtet Shrimps ohne den Einsatz von Antibiotika. (Bild: zVg)

Warum Rheinfelden-Shrimps statt Massenware?

SwissShrimp bietet dank der lückenlosen Kontrolle der eigenen Zucht stets Shrimps von herausragender Frische und Qualität. «Unsere Kunden schätzen vor allem die zarte Konsistenz sowie den unverfälschten Geschmack». Gerade letzteres ist ja so oft der Unterschied zwischen Masse und Klasse. «Das heisst natürlich auch, dass 100 Gramm bei uns mehr kosten als beim Grossisten», sagt Laube. «Ich bin überzeugt, dass Qualität und Schonung der Umwelt diesen Preisunterschied mehr als rechtfertigen.»

Der Schweizer Markt für Shrimps umfasst jährlich circa 9’000 Tonnen. «Wir haben also wortwörtlich noch Raum, bis ‘das Becken für unsere Produkte in der Schweiz voll ist’.»

Lieber günstige Shrimps, Herkunft egal? Was heute das Portemonnaie schont, trägt zur Bedrohung der Zukunft von uns allen bei. (Bild: zVg)

Das Unternehmen plant zudem, unabhängiger von Importen zu werden – und neue Produkte auf den Markt zu bringen. «Zum Beispiel möchten wir eine eigene Larvenzucht aufbauen, was uns ganz unabhängig von Importen machen würde», so Matthias Laube. Aktuell lässt er die «Crevetten-Babies» nämlich noch einfliegen – immer mit den damit verbundenen Risiken wie Flugverspätungen, medizinische Notfälle mit Passagieren usw. «Haben wir diese Herausforderung ebenfalls gemeistert, werden wir komplett vertikal integriert sein.»

Eine OTC-Investitions-Chance für 2026? Nein, der Sekundärhandel für das Start-Up ist immer noch ausgesetzt. «Der Verwaltungsrat wird sich zu gegebener Zeit mit der Wiederaufnahme befassen», so Matthias Laube.

Fazit

Die früher OTC-gehandelte SwissShrimp AG schwimmt nicht nur mit dem Strom – und geniesst auch nicht bloss das wohlig lauwarme Bad eines kompetenten Genussmittel-Produzenten. Stattdessen zeigt das 2019 gegründete Unternehmen, wie nachhaltige Lebensmittelproduktion heute den Schwimmstil vorgibt. Aktionäre der ersten Stunde brauchten zwar viel Geduld und mussten Verluste verschmerzen. Doch beides hat sich offenbar gelohnt: Für einen Genuss mit gutem Gewissen.

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